Kategorie-Archiv: dies und das

Eine völlig absurde Kamera: Leica M Edition 60

In den achzigern des letzten Jahrhunderts hatte ich eine Leica M6 und mochte das zwar etwas umständliche, aber sehr dezente Fotografieren mit diesem feinmechanischen Meisterwerk. Die frühen Leica-Modelle sind zweifellos Ikonen der Fototechnik. Was aber in den letzten Jahren mit dieser Firma passiert ist, lässt an der menschlichen Vernunft zweifeln. Nicht nur die Hin- und Her-Verkäufe von Firmenanteilen zwischen dem Luxusgüterkonzern Hermès, der Holding ACM Projektentwicklung, der Sokrates Privatstiftung und dem Finanzinvestor Blackstone sind bemerkenswert. Auch die in letzter Zeit auf den Markt gebrachten Produkte.

Die mit „Veau Swift“-Kalbsleder ummantelte „Edition Hermès“-Luxusausgabe der M9-P für den Preis eines gut ausgestatteten Mittelklasse-Autos fand ich ja schon jenseits des guten Geschmacks.

Leica M Edition 60: kein Display!

Leica M Edition 60: kein Display!

Nun ist aber die Leica M Edition 60 da, ein von Audi designter, glatter, schwerer und scharfkantiger Edelstahlklotz mit dem Innenleben einer „normalen“ digitalen Leica M. Allerdings mit dem Verzicht auf das – ja, Sie lesen richtig – rückwärtige Display. Damit vereint diese Kameras die Nachteile der analogen und der digitalen Fotografie. Einstellen lassen sich nur Zeit, Blende, Entfernung und ISO. Belichtungsautomatik, Weissabgleich, oder gar Autofokus? Fehlanzeige. Nichts gegen puristische Fotografie, aber dann bitte doch richtig analog!

Der Verdacht liegt hier nahe, das das alles nur ein Marketing-Gag ist, der auf betuchte Sammler abzielt, die dafür 15.000 EUR ausgeben sollen. Immerhin sind aber in der schicken Präsentationsbox sogar die mit Leica-Emblem bestickten weissen Handschuhe dabei, mit denen das edle Stück wohl bedient werden will. Ich habe ja auch an sich nichts gegen die in diesem Zusammenhang gerne erwähnten Zahnärzte und Rechtsanwälte, gelegentlich nehme ich ja selbst deren Dienste in Anspruch.

die weissen Handschuhe werden mitgeliefert...

Die weissen Handschuhe werden mitgeliefert!

Die erhoffte Wertsteigerung dürfte aber ausbleiben, denn diese betraf bisher eher analoge Kameras, deren Technik ja – im Gegensatz zu digitalen – nicht mehr veraltet. Digitalkameras steigen nicht im Wert. Und nur ein richtiges Negativ oder Dia überdauert problemlos die Jahrzehnte, keine Datei. Wer kann schon in 50 Jahren noch etwas mit einem Jpeg oder gar einem kameraspezifisches Rohdatenformat anfangen?

Mein Rat: Kaufen Sie sich lieber für vergleichsweise kleines Geld eine komplette analoge Nikon-Fotoausrüstung bei Nikonclassics und viele Filme. Und von den gesparten über 14.000 EUR machen Sie eine schöne Weltreise, oder Sie leisten sich ein Segelboot, oder, oder, oder…

(Fotos: Leica)

 

jetzt grösser, schöner, besser!

In den letzten zwei Wochen hat sich scheinbar nicht viel bei Nikonclassics getan. Aber hinter den Kulissen ist viel passiert. Denn Nikonclassics ist umgezogen! Berlinern sagt die Beschreibung „Tempelhof, zwischen IKEA und TÜV“ sicher etwas. Dort ist die malzfabrik, in deren Neubautrakt NEXT (Bessemerstr 22, 12103 Berlin) sich das neue Büro von Nikonclassics befindet.NEXT_k

Dort ist deutlich mehr Platz als im bisherigen Home-Office. Auch können Sie gerne vorbeikommen und die guten alten Kameras mal in die Hand nehmen, bevor Sie sie kaufen.  Oder mal probieren, wie sich ein manuelles Objektiv an Ihrer Digitalen so macht. Bitte rufen Sie aber sicherheitshalber kurz vorher mal an, denn das Büro ist nicht immer besetzt. Ich freue mich auf Ihren Besuch! Wie Sie zu mir kommen? Schauen Sie hier.

Makro-Möglichkeiten

Immer wieder fragen mich Kunden, was die beste Möglichkeit ist, Makroaufnahmen zu machen. Ich sage dann immer „kommt drauf an!“. Worauf es ankommt, möchte ich hier mal kurz und bündig darstellen.

achromatische Nikon-Nahlinse

achromatische Nikon-Nahlinse

Die wohl einfachste Möglichkeit ist eine Nahlinse. Sie wird am Filtergewinde des Objektivs befestigt. Der Vorteil ist, sie ist leicht mitzuführen und günstig in der Anschaffung. Alle Kamera- und Objektivfunktionen wie Belichtungsautomatik und Springblende bleiben erhalten. Sogar der Autofokus funktioniert, was sonst nur ein AF-Mikro-Nikkor schafft. Einfache Nahlinsen sind recht preiswert, hochwertige achromatische Ausführungen etwas teuerer. Der Nachteil ist allerdings, dass die Schärfe zum Bildrand je nach Objektiv und eingestellter Blende mehr oder weniger deutlich nachlässt. Das mag bei der Fotografie von Blumen oder anderen Naturobjekten keine Rolle spielen, für Reproduktionszwecke sind Nahlinsen jedoch ungeeignet. Mehr dazu lesen Sie hier.

50mm-Nikkor in Retrostellung

50mm-Nikkor in Retrostellung

Eine zweite Möglichkeit ist ein Nikon BR-2 Makro-Umkehrring (landläufig auch Retro-Adapter genannt), mit dem eine Standardbrennweite umgedreht an der Kamera montiert wird. Damit erhält man je nach Brennweite einen enormen (festen!) Vergrößerungsfaktor, der allerding zum Einstieg in die Makrofotografie schon eher zu gross ist. Auch der Umkehrring bietet den Vorteil eines geringen Packmasses und günstigen Anschaffungspreises.  Nachteil: Die Fokussierung, geschweige denn der AF funktioniert nicht mehr, die Blende wird nicht mehr automatisch gesteuert und natürlich werden auch keine Daten vom Objektiv an die Kamera übertragen. Es bedarf deshalb etwas Übung bis man halbwegs brauchbare Bilder erhält. Bei direkter Montage an die Kamera ist die Qualität auch eher mässig: Normale Objektive sind nicht für Nahaufnahmen optimiert, im Bereich um 1:1 tritt starke Randunschärfe auf. Sinnvoll ist der Umkehrring für starke Vergrösserungen in Verbindung mit Zwischenringen oder einem Balgengerät (s.u.), denn da stimmt das Abbildungsverhältnis wieder.

Balgengerät Nikon PB-6

Balgengerät Nikon PB-6

Ein einfacher Weg, die Entfernungseinstellung des Objektives „zu verlängern“ sind Zwischenringe. Die besseren Ausführungen übertragen mechanisch die eingestellte Blende des Objektives (ausser bei „G“-Linsen), einfache Modelle tun das nicht. Der erzielbare Abbildungsmasstab hängt von der Objektivbrennweite und der Dicke des Zwischenringes ab.  Ein Balgengerät funktioniert ähnlich, hier ist der Auszugsbereich aber stufenlos einstellbar und der grössere Auszug erlaubt starke Vergrösserungen. Im Gegensatz zu den Nikon-Geräten überträgt das BALNIK-Balgengerät von Novoflex auch die eingestellte Blende an die Kamera. Das funktioniert aber immer rein mechanisch (Zwischenringe oder gar Balgengeräte, die elektrisch die Objektivfunktionen übertragen sind mir nicht bekannt). Aber auch hier gilt: mit einem „normalen“ Objektiv gibt es im Nahbereich immer Abstriche in der Abbildungsleistung. Abhilfe schafft hier eventuell der o.g. Umkehrring.

Die eleganteste Möglichkeit Makroaufnahmen zu machen ist die Verwendung eines speziellen Makro-Objektivs – alles andere ist wie gesagt immer mit Kompromissen verbunden. Diese Objektive (bei Nikon „Mikro-Nikkore“ genannt) sind so konstruiert, dass auch beim Abbildungsmaßstab von 1:1 keine Verzeichnung oder Randunschärfe auftritt – dafür sind sie meist nicht so lichtstark. Sie können aber auch für „normale“ Aufnahmen verwendet werden. Für die Digitalisierung von Dias oder Negativen sind diese Objektive bestens geeignet. Auch an Balgengeräten oder Zwischenringen bringen Makroobjektive hervorragende Ergebnisse, allerdings werden bei AF-Objektiven keine Autofokusfunktionen übertragen. Aber im Nahbereich bringt ein AF kaum Vorteile, da ja wegen der geringen Schärfentiefe sowieso manuell gearbeitet wird.

Klassiker: Micro-Nikkor 55/2,8 AIS

Ein Klassiker: Micro-Nikkor 55/2,8 AIS

Es gibt Mikro-Nikkore in verschiedenen Ausführungen und Brennweiten: die manuellen Objektive mit 55mm, 105mm oder 200mm sowie Autofokus-Ausführungen mit 40mm oder 80mm (nur für DX) und 60mm, 105 oder 200mm fürs Vollformat. Sogar ein 70-180mm Makro-Zoom war bei Nikon mal im Angebot. Viele dieser Linsen und auch die oben genannten Zubehörteile finden Sie günstig im Angebot von Nikonclassics. Welches Objektiv am geeignetsten ist, hängt wieder vom Anwendungsbereich ab. Für Repros und Pflanzenmakros sind auch kurze Brennweiten geeignet, sie bieten den Vorteil einer starken Vergrösserung auch bei geringem Auszug. Wer scheue Tiere nicht verschrecken möchte sollte hingegen zu einer längeren Brennweiten greifen. Natürlich ändert sich mit der Brennweite auch der Bildwinkel und damit die Perspektive – doch da im Makrobereich die Schärfentiefe nicht besonders hoch ist, macht das hierfür keinen großen Unterschied. 

Augen auf beim Kamerakauf!

Worauf sollten Sie achten, wenn Sie eine analoge Kamera kaufen möchten? Da es diese Kameras ja (bis auf einige wenige Ausnahmen) nicht mehr als Neuware gibt, bleibt nur der Weg zu einer Gebrauchten. Viele Analoge sind je nach Typ 20 Jahre alt, 30 Jahre oder sogar noch älter. Da muss man beim Kauf schon genau aufpassen, um keine „Gurke“ zu erwischen.
Was Sie wissen sollten:

1. Verschlüsse halten nicht ewig. Testen Sie die Kamera bei 1 Sekunde Belichtungszeit;  wenn das Öl in der Verschlussmechanik verharzt ist, bleibt der Verschluss stehen. Aber auch Schlitzverschlüsse mit sehr kurzen Zeiten haben Ihre Tücken: die sehr schnellen Geschwindigkeiten (z.B 1/2000 s) laufen oft ungleichmässig, was sich in Belichtungsunterschieden bemerkbar macht. Das vor dem Kauf zu prüfen ist fast unmöglich, man merkt es erst dann, wenn man einen Film damit belichtet.

Verrottete Dichtungen an einer Nikkormat

Verrottete Dichtungen an einer Nikkormat

2. Schaumstoffdichtungen lösen sich nach einiger Zeit auf. Damit die Rückwand einer analogen Kamera kein Tageslicht hereinlässt, dass den Film belichten könnte, ist sie rundherum speziell abgedichtet. Dieser Schaumstoff zersetzt sich aber im Laufe der Jahre und wird schmierig und klebrig.  Nicht nur dass die Dichtungen dann wirkungslos sind, auch können die entstehenden Krümel im Kamerainneren Schaden anrichten. Gleiches gilt auch für den Spiegeldämpfer, das kleine Kissen, das den Spiegelschlag dämpfen soll. Nach spätestens 20 Jahren müssen diese Teile also ersetzt werden. Wer sich diese fummelige Arbeit selbst zutraut, findet im Netz auch Bezugsquellen für die verschiedenen Dichtungssorten, ansonsten muss die Kamera in die Werkstatt.

Okularglas an der Nikon FM2

Okularglas an der Nikon FM2

3. Okularschutz vorhanden? Dieses abschraubbare kleine Teil fehlt bei vielen gebrauchten Kameras oder ist beschädigt. Wichtig ist es aber, denn es verhindert das Zerkratzen von Brillengläsern. Es kann gegebenenfalls auch durch einen Kunststoffring ohne Glas ersetzt werden. Die Beschaffung des Originalteiles ist auch nicht ganz einfach.

4. Belichtungsmesser und Elektronik OK? Das auf die Schnelle zu prüfen ist nicht immmer möglich. Ob die angezeigten Belichtungszeiten plausibel sind, kann man mit einiger Erfahrung noch beurteilen. Auch angelaufene LCD-Displays sind leicht zu erkennen. Ob aber alle elektronischen Kamerafunktionen so laufen wie sie sollen, dazu bedarf es einer eingehenden und sorgfältigen Prüfung. Nichts für den Flohmarkt!

5. Gummibeschichtungen werden klebrig. Dieses Problem betrifft vor allem AF-Kameras wie z.B die Nikon F90. Diese Kameragehäuse haben zur Erhöhung der Griffigkeit eine Auflage aus gummiartigem Kunststoff. Durch irgendwelche chemischen Prozesse verändern sich die Eigenschaften dieser Gehäusebeschichtung im Laufe der Jahre. Die schlechte Nachricht ist: bisher gibt es offenbar kein Mittel dagegen – nur ein Austausch der alten Gummibeschichtung durch eine neue.

Innenleben einer Nikon FE

Innenleben einer Nikon FE

6. Muss man mechanische Kameras ab und zu ölen? Kommt drauf an. Nikon-Kameras sind prinzipiell so konstruiert, dass sie viele Jahre lang keiner zusätzlichen Schmierung bedürfen. Wenn allerdings durch feuchte Lagerung Korrosion im Inneren einsetzt, kann es doch mal sein, dass etwas fachgerecht geschmiert werden muss. Das sollte aber an den richtigen Stellen und mit dem richtigen Schmiermittel erfolgen. Der Laie sollte tunlichst die Finger davon lassen. M-Leicas sind da übrigens anders: die müssen regelmässig fachgerecht neu geschmiert werden.

7. Batteriefach sauber? Auch darauf sollten Sie achten. Grade wenn der Vorbesitzer seine Kamera jahrelang nicht benutzt hat, besteht die Gefahr, dass die Batterien ausgelaufen sind. Das darin enthaltene Elektrolyt kann nicht nur Kontaktschwierigkeiten verursachen, sondern auch Kamerateile beschädigen.

Aber auch der Erwerb eines gebrauchten Objektives hat so seine Tücken. Darauf sollten Sie achten:

8. Wie gut läuft der Fokus? Für eine sauber laufende Fokussierung befindet sich in den Helicoid-Schneckengängen der Objektive ein Schmiermittel, dass sich aber im Laufe der Jahre verändern kann. Je nach Lagerung oder Nutzung des Objektives kann es verharzen (dann läuft der Fokus sehr schwer) oder austrocknen (dann läuft der Fokus rauh und leicht). Abhilfe schafft hier meist nur eine Demontage und das richtige Schmiermittel. Keinesfalls sollte man mit dünnflüssige Ölen arbeiten, denn dann hat man bald folgendes Problem:

9. Verölte Blende? Manchmal macht sich das Schmiermittel im Objektiv selbstständig, sei es weil es zu dünnflüssig ist oder wenn das Objektiv falsch (z.B ständig im in der Sonne parkenden Auto) gelagert wird. Wenn es die dünnen Metallblättchen der Irisblende erreicht, werden diese verklebt und die Blende funktioniert nicht mehr richtig.  Dann muss alles demontiert und gereinigt werden – eine Arbeit für Fachleute. Typische Kandidaten für dieses Problem sind übrigens das Micro Nikkor 55/2,8 AIS und noch mehr das 35-70/3,3-4,5 AF.

Glaspilz (Fungus)

Glaspilz (Fungus)

10. Nebel- Fungus – Staub. Alles unschöne Dinge, wenn sie sich im Inneren eines Objektives befinden. Staub ist meist kein Problem, wenn es sich um einzelne Partikel handelt. Diese wirken sich nicht auf das Bildergebnis aus, siehe dazu auch hier. Stärker machen sich aber flächige Verschmutzungen bemerkbar, die das Objektiv bis zur völligen Unbrauchbarkeit beschädigen können. Eine Demontage und Reinigung ist oft wirtschaftlich nicht sinnvoll. Ein sehr verdächtiger Kandidat ist hierfür das Nikon AF-Zoom 35-70/2,8, dass oft von einer „nebligen“ Innenlinse betroffen ist. Ursache ist wohl ein Schmiermittel, dass Dämpfe emittiert, die sich auf der Linse niederlassen. Fungus ist ein Kapitel für sich. Dieser „Glaspilz“ tritt oft nach einer langen Lagerung in feuchter Umgebung auf („Kellerfund“), und ist oft überhaupt nicht zu beseitigen. Dass er allerdings „ansteckend“ sein soll, halte ich bei gegebener Hygiene für ein Märchen.

11. Kratzer? Oft sind Kratzer auf Objektiven so fein, dass man sie nicht gleich sieht. Wenn der Vorbesitzer seine Linsen mit einem nicht ganz sauberen Tuch bearbeitet hat, entstehen sogenannte „Putzspuren“. Auch wenn diese sich nur selten im Foto bemerkbar machen, stellen sie doch eine Wertminderung dar.

Eine ganze Menge Dinge gilt es also beim Kauf von gebrauchtem Fotogerät zu beachten. Wer keinen Nerv hat, sich mit anonymen ebay-Verkäufern herumzustreiten, sollte besser im Fachgeschäft kaufen. Am besten bei (ähem..) Nikonclassics. Dort können Sie sicher sein, gute und geprüfte Ware zu erhalten. Alles wird vor dem Verkauf sorgfältig gereinigt und bei Bedarf instandgesetzt. Die Lichtdichtungen und der Spiegeldämpfer werden in der Regel erneuert. Auf den detaillierten Fotos wird genau gezeigt, was Sie kaufen. Und wenn Ihnen etwas nicht gefällt, geben Sie es einfach zurück. Lesen Sie hier, was die Kunden dazu sagen. Kamerakauf ist Vertrauenssache!

Wie gross ist der Dynamikumfang von analogem Film?

filmDigitalfotografen wissen, dass sich eine falsche Belichtung am Computer ausgleichen lässt – allerdings nur in gewissen Grenzen. Wer aber mit dem guten alten Negativfilm fotografiert, hat sich bestimmt schon mal gefragt, wie genau man dabei belichten muss. Und wann der Ausgleich einer Unter- oder Überbelichtung im Labor an seine Grenzen stösst. Aber auch wenn kaum jemand seinen Film mit 4 Blenden überbelichten wird, ist es doch oft so, dass sehr helle Bildteile (Himmel) zwar erst knallweiss erscheinen, aber im Labor durchaus noch durch partielles „nachbelichten“ oder ähnliche Techniken schöne Zeichnung bekommen können.

Das britische Fachlabor UK Film Lab hat jetzt in einem umfangreichen Test verschiedene Filmemulsionen und den Einfluss der Belichtung auf das Bildergebnis verglichen. „Wir möchten Fotografen helfen, ein Gefühl für den unterschiedlichen Look von verschiedenen Filmen zu bekommen“ sagt Erica Ward, die Geschäftsführerin, „Obwohl die Ergebnisse vielleicht nicht auf alle Labore zu übertragen sind, ist es sehr wichtig, bewusst zu belichten und Unterbelichtungen zu vermeiden.“ Die verschiedenen Filme wurden nach dem Entwickeln mit dem üblichen Prozedere gescannt und bearbeitet (den vollständigen Bericht finden Sie hier).

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(zum vergrössern anklicken)

An den Ergebnissen sind zwei Dinge interessant: zunächst ist bei sorgfältiger Nachbearbeitung der Unterschied in der Farb- und Kontrastwiedergabe zwischen den verschiedenen Filmen nicht allzu gross. Jedenfalls im Vergleich zu den Möglichkeiten, die eine Nachbehandlung mit Photoshop bietet. Die wichtige Erkenntnis ist aber, dass die getesteten Filme einen recht breiten Belichtungsspielraum haben. Hier macht sich allerdings wie schon erwähnt eine Unterbelichtung deutlicher bemerkbar als eine zu reichliche. Das deckt sich mit der alten Fotografenregel „bei Negativfilm eher reichlich belichten als zu knapp“.

Wie sieht es nun beim Digitalbild aus? Um diese Frage zu klären, habe ich ein ähnliches Motiv mit den gleichen Testparametern auf meiner D3 fotografiert (ja, ich weiss, der Dynamikumfang der D4 ist etwas besser, aber nur minimale 7%). Und zwar sowohl im unkomprimierten 14bit NEF/RAW-Format, als auch in JPG. Die Bilddateien wurden in Lightroom in der Helligkeit angepasst. Und der Vergleich ist frappierend, sehen Sie selbst:

(zum vergrössern anklicken)

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Wie wir sehen, fangen bei dem JPG schon bei +1 die Lichter an auszufressen, das NEF macht das noch mit. Aber auch das NEF mit 2 Blenden Überbelichtung ist nur noch bedingt brauchbar. Im Vergleich zu Negativfilm, der sogar 4 Blenden Überbelichtung noch verkraftet, ist das ziemlich kläglich. Unterbelichtungen dagegen sind nicht so kritisch, allerdings steigt das Rauschen stark an und die Schattenzeichnug geht flöten.

Fazit: Wer auf einen maximalen Dynamikumfang Wert legt, ist mit einem analogen Negativfilm immer noch am besten bedient. Wer Bilder mit sehr hohem Kontrastumfang digital fotografieren will, muss zu Tricks wie HDR greifen. Analoge Fotos haben HDR quasi schon „mit eingebaut“.

Wenn Sie jetzt mal ausprobieren wollen, wie es sich mit Film fotografiert, empfehle ich einen Besuch bei Nikonclassics. Dort bekommen Sie analoge Kameras, an die übrigens auch Ihre modernen Nikon-Objektive passen!

Gibt es „Digital“-Objektive?

Wer eine professionelle Nikon DSLR mit Vollformatsensor wie die D800 erwirbt, könnte über einen Hinweis im Handbuch stolpern, der auf eine eingeschränkte Objektivauswahl hinweist. Denn laut Handbuch kommen für die maximale Schärfe bei Fotos nur einige, ausgewählte Linsen in Frage und Nikon listet hier nur die neuesten AF-S-Objektive auf. Haben ältere Objektive bei Vollformat-Kameras wie der D800 ausgedient? Weiterlesen

Warum Nikonclassics ein Onlineshop und kein Laden ist

Oft bekomme ich Anrufe von Interessenten: „wann hat denn Ihr Laden geöffnet?“. „Nein“, muss ich dann immer sagen, „ich habe keinen Laden, aber Sie können sich gerne was bei mir anschauen, wenn wir einen Termin machen“. Warum ist das eigentlich so?

Kein Laden!

Kein Laden!

Ein Laden kostet Geld. Viel Geld, wenn er auch noch in einer schönen Lage sein soll. Nicht nur für die Miete, sondern auch Strom, Telefon, Internet, Wasser, Reinigung, Müll und so weiter. Und er muss Öffnungszeiten haben, in denen auch jemand da ist. Nun kann ich aber nicht immer da sein, denn mein eigentlicher Beruf ist ja Fotograf, und da bin ich auch öfter zu Aufträgen unterwegs. Ich müsste also jemanden anstellen, der dann auch wieder viel Geld kostet.

Und selbst dann hätten ja nur die Berliner (und ihre Gäste) was davon, denn meine Kunden aus dem Allgäu und von der Nordseeküste kommen ja eh nicht vorbei. Die bestellen weiterhin online. Geht ja auch, denn ich fotografiere und beschreibe immer alles ganz genau, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Und die gibt es auch nicht, wie mir meine Kunden in den Bewertungen immer wieder bestätigen. Und wenn Ihnen was nicht zusagt, senden Sie es zurück und Sie bekommen Ihr Geld wieder.

Aber wenn Sie unbedingt wollen, dass ich eine Laden aufmache, dann müssen Sie mir helfen! Erzählen Sie rum, was es bei Nikonclassics für tolle Sachen gibt! Kaufen Sie mir den shop leer! Dann muss ich Leute anstellen, die mir helfen. Und weil der Platz bei mir dafür nicht reicht, muss ich einen Laden aufmachen. Versprochen.

Herzliche Grüße,
Norbert Michalke

„Hasenohren“ und „Berg-und-Tal“ – was ist das?

Immer wieder tauchen in Objektivbeschreibungen diese beiden Begriffe auf, die man gemeinhin nicht in der Beschreibung technischer Geräte erwartet. Was hat es damit auf sich?

"Berg-und-Tal"-Nikkor 50/1,4

„Berg-und-Tal“-Nikkor 50/1,4

Zunächst zu den „Berg-und-Tal“-Objektiven. Die ersten Nikkore waren mit einem Fokusring aus massivem Metall ausgestattet. Zur Verbesserung der Griffigkeit wurden in die geriffelte Oberfläche („Berg“) viele muldenförmige glatte Vertiefungen („Tal“) eingefräst. Diese Produktionstechnik verpasste den alten Linsen ein charakteristisches Erscheinungsbild, weswegen sich im deutschen Sprachraum diese eigentümlich anmutenden Bezeichnung durchsetzte.

Seit Mitte der siebziger Jahre wurde dann der Entfernungsring stattdessen mit einer breiten geriffelten Gummbeschichtung versehen, so wie auch heute noch üblich. Weiterlesen

Alte Linsen an neuen Bodies oder: Warum die Dandelion-CPU Mist ist

1968er Nikkor-S 50/1,4 (auf AI umgebaut) an einer D3

1968er Nikkor-S 50/1,4 (auf AI umgebaut) an einer D3

Der Einsatz von manuellen Objektiven an modernen Digitalkameras erfreut sich ja zunehmender Beliebtheit. Ist ja auch eine schöne Sache. Warum das sinnvoll ist lesen Sie hier.

Aber immer wieder erreichen mich Anfragen, warum ich die legendäre „Dandelion“-CPU nicht mehr verkaufe. Eine Zeitlang war diese nämlich – in Deutschland exklusiv –  bei Nikonclassics erhältlich. Leider gab es damit aber ein paar Probleme. Aber erstmal für alle, die nicht wissen, was das eigentlich ist:

die "Dandelion"-CPU

die „Dandelion“-CPU

Die Dandelion-CPU, entwickelt von dem russischen Erfinder Viktor Luschnikow, ist ein nachrüstbarer Mikrochip für manuelle Objektive. Dieser kleine Chip kann an alten Nikkoren angebracht werden, um das Objektiv mit allen verfügbaren Kamerafunktionen an allen(!) Digitalen Nikons verwenden zu können! So wird Programmautomatik, Matrixmessung und Fokusbestätigung möglich. Die Objektiv- und Belichtungsdaten werden automatisch in den EXIF-Header geschrieben. Die CPU kann an einigen Nikkoren einfach aufgeklebt werden, an vielen muss jedoch der Hinterbau demontiert und eine passende Aussparung gefräst werden. Weiterlesen

Lang lebe Film!

filmDer amerikanische Kodak-Konzern hatte einst die Geschichte der klassischen Fotografie geprägt. Der Hersteller des ersten Fotoapparats für jedermann („you press the button, we do the rest“) wurde aber vom Wandel zu digitalen Bildern überrollt und schrieb seit mehreren Jahren rote Zahlen. Im Januar 2012 musste Kodak nach 130 Jahren Firmengeschichte und einem jahrelangen Überlebenskampf Insolvenz anmelden, die Filmsparte wurde dann im Zuge der Umstrukturierung an den britischen Pensionsfond verkauft. Nun setzt Kodak aber offenbar auf ein Revival des analogen Films. Jedenfalls kann man das glauben, wenn man das hippe Video mit jungen Fotografen sieht, die voller Überzeugung die Vorteile des althergebrachten Films gegenüber der Digitalfotografie schildern:

Ganz schön cool…