Kategorie-Archiv: Objektivtests

Geheimtipp: das 28-105/3,5-4,5 AF-D

Zoomobjektive sind immer ein Kompromiss. Es gibt jede Menge Zooms, die richtig mies sind. Das von 1998 bis 2005 gebaute Nikon Zoom-Nikkor 28-105 mm F/3.5 – 4.5 D IF AF ist aber ein echtes Highlight.

Dass es möglich ist, Zoomobjektive auf dem Niveau von guten Festbrennweiten zu bauen hat Nikon hinlänglich bewiesen. Beispiele dafür sind die Profizooms mit 2,8er Lichtstärke. Sie bieten eine hervorragende Performance bei überdurchschnittlicher Verarbeitungsqualität. Allerdings haben sie auch einen großen Nachteil: sie sind gross, schwer, und sehr teuer.

Aber auch für Menschen, die nicht mit Fotografie ihr Geld verdienen müssen und nicht auf das letzte Fitzelchen Bildqualität angewiesen sind hat Nikon sehr gute Objektive gebaut. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das 28-105 AF-D. Es ist leistungsmäßig deutlich besser als viele andere Zooms dieser Klasse und bietet einen praktischen Brennweitenbereich, der drei Festbrennweiten ersetzt: das 28er Weitwinkel, das 50er Normal und die 105er Portraitbrennweite. Es verfügt zwar nicht über den integrierten Fokusmotor der AF-S-Zooms (der bei Gebrauchtobjektiven übrigens oft zum Quietschen neigt). Aber die neue Innenfokussierung erhöht im Vergleich zum Vorgänger 28-70/3,5-4,5 AF-D die Einstellgeschwindigkeit deutlich.

Die Abbildungsleistung kommt fast an Festbrennweiten heran; wenn noch etwas abgeblendet wird ist quasi kein Unterschied mehr erkennbar. Dazu trägt auch die 16-linsige Konstruktion mit einer asphärische Linse bei, die überdies in allen Brennweitenbereichen für eine nur sehr geringe Verzeichnung sorgt. Das Filtergewinde dreht sich beim Fokussieren nicht mit, was die Arbeit mit einem Polfilter erleichtert.

Zu erwähnen ist noch die Makroeinstellung bis zum Abbildungsmassstab von 1:2. Diese ersetzt zwar nicht die perfekte randscharfe Leistung eines echten Makroobjektives, ist aber für eine Blume oder ein kleines Tier am Wegesrand optimal.

Geeignet ist das 28-105 für alle analogen Nikons ab 1977, am besten natürlich für die Autofokus-Modelle. An allen digitalen Nikon-Spiegelreflexkameras mit Vollformat kann das Zoom ohne Einschränkung verwendet werden. Ebenso an den Modellen der 7000er-Reihe, wobei hier DX-Objektive sinnvoller sind.

Insgesamt ein klarer Kauftipp. Für mich ist dieses relativ kleine und leichte Objektiv zum perfekten Immerdrauf geworden und ein toller Kompromiss aus Gewicht, Größe und Leistung. Mit ewas Glück günstig erhältlich bei Nikonclassics.

Technische Daten: 

  • Gewicht 455 Gramm
  • Größe: 73 x 82mm
  • Filtergewinde 62mm
  • Linsen/Gruppen: 16/12
  • Sonnenblende: HB-18 oder HB-27

Die Referenz: Micro-Nikkor 55/2,8 AIS

Wenn ein technisches Gerät seit vierzig (40!) Jahren unverändert gebaut wird, dann ist es schon etwas ganz besonderes. Es ist ein Zeichen dafür, daß dem Hersteller etwas ganz Ungewöhnliches gelungen ist.

Im Jahr 1979 (in Nicaragua tobt die Revolution, in der Bundesrepublik wird Franz-Josef Strauß Kanzlerkandidat) erblickte das Nikon Micro-Nikkor 55/2,8  das Licht der Welt. Wie konnte es zu einem derartigen Klassiker werden, daß es heute noch neu erhältlich ist? Nun, die Nikon-Ingenieure nahmen ein sehr gutes Objektiv (das Micro-Nikkor 55/3,5) und machten es noch besser. Die Lichtstärke wurde um eine halbe Blende erhöht, um die Gefahr des Abdunkelns des Schnittbild-Entfernungsmessers zu minimieren. Aber das ist noch nicht das ausschlaggebende.

Herkömmliche Objektive sind meist für einen bestimmten Entfernungsbereich optimiert. Ein normales Nikkor 50/1,4 erzielt Weiterlesen

Hat Ken Rockwell Recht? Das Zoom-Nikkor 80-200/4,5 AI

Wenn es um die Nikon-Objektive der späten siebziger Jahre geht, hat sich ja allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Nikon da hervorragende Festbrennweiten gebaut hat. Wie aber sieht es mit den Zoom-Objektiven aus dieser Zeit aus? Der umstrittene Nikon-Guru Ken Rockwell schwärmt ja sehr für das legendäre Traumobjektiv der siebziger Jahre: das Zoom-Nikkor 80-200/4,5N AI: „Es ist eines der 10 besten Nikon-Objektive, weil es superscharf ist und solider gebaut als alle heutigen Nikon-Linsen. Es ist Nikons leichtestes Profi-Telezoom aller Zeiten“.

DSC_1405Das klingt jetzt doch etwas übertrieben, deshalb wollte ich es jetzt mal genau wissen. Die heutigen hochauflösenden Digitalkameras stellen ja hohe Ansprüche an die Objektive (ob diese hohen Auflösungen wirklich nötig sind, darüber lesen Sie hier mehr). Ich montierte es also mittels eines Sony-Nikon-Adapters an die  Sony A7 mit 24 Megapixeln, und machte eine paar Testbilder. Und ich erlebte eine Überraschung: Weiterlesen

50/1,8 AIS: Series E oder Nikkor Pancake ?

Das flache Nikkor 50/1,8 AIS, genannt „Pancake“ ist eines der beliebtesten manuellen Normalobjektive. Und das vollkommen zu Recht, denn es handelt sich um ein ausgezeichnetes Objektiv. Aber es gibt davon verschiedene Versionen. Welche Typen es davon gibt und ob die Series-E-Version wirklich schlechter ist, darum geht es im Folgenden.

50/1,8 AIS Pancake: Series E Version 1 und 2 und das Nikkor

50/1,8 AIS Pancake: Series E Version 1 und 2 und das Nikkor

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Das ideale Portraitobjektiv…

…gibt es nicht. Genauso wenig wie es die ideale Kamera gibt. Trotzdem möchte ich aufgrund einiger Anfragen mal die Vor- und Nachteile der einzelnen Objektivtypen erläutern.

Journalistisches Portrait mit 50mm, Blende 1,4

Journalistisches Portrait mit 50mm, Blende 1,4

Erstmal stellt sich natürlich die Frage, welche Art von Portraits gemacht werden sollen. Für Szenische und reportagige Portraits mit viel Umfeld setze ich auch gerne mal ein leichtes Weitwinkel ein. Ein 50er erzeugt durch die entstehenden leichten Verzerrungen  ein sehr „nahes“ Bild. Wenn wir aber vom klassischen Kopf- bzw Brustbild ausgehen, sollten wir lieber zu einer längeren Brennweite greifen. Bei Bildern, die nicht im Studio entstehen,  ist es meist auch erwünscht, den Hintergrund möglichst unscharf zu machen, um die Person davon zu trennen. Dafür gibt es ein paar Faustregeln: Weiterlesen

Fast vergessen: die Reflex-Nikkore

Ein langes und schweres Teleobjektiv mitzuschleppen ist nicht jedermanns Sache. Seit langer Zeit gibt es aber auch Alternativen dazu: Spiegel-Objektive, sogenannte „katadioptrische Systeme“. Bei diesem System wird das durch die Frontlinse einfallende Licht durch einen Hohlspiegel gebündelt und auf einen hinten auf der Frontlinse sitzenden Spiegel zum Film reflektiert. Der Strahlengang wird also gewissermaßen „gefaltet“.800px-Schema_objectif_catadioptrique

Sie fristeten allerdings immer ein Dasein am Rande und sind mittlerweile fast völlig vom Markt verschwunden. Zu Unrecht, und wohl nur, weil sie zu einer Zeit aufkamen, in der man vorwiegend in Schwarzweiss fotografierte. So konnte ein besonderer Vorteil, die ausgezeichnete Farbübertragung, nicht recht zum Tragen kommen. Zwar kann man auch heutzutage z.B. mit ED-Gläsern eine sehr gute Farbkorrektur bei langbrennweitigen Linsenobjektiven erreichen. Aber der Vorteil der Spiegelobjektive bleibt ihre sehr kompakte und leichte Bauweise. Kein Tele vergleichbarer Brennweite lässt sich so problemlos aus freier Hand einsetzen wie das Reflex-Nikkor 500/8. Es sollte allerdings bei Freihandaufnahmen mit sehr kurzen Zeiten (höchstens 1/500) gearbeitet werden, die ISO-Zahl also ggf. etwas höher eingestellt werden. Der Sucher bei Spiegelreflexkameras ist bedingt durch die geringe Lichtstärke nicht besonders hell. An Spiegellosen Kameras wie der Sony A7 macht das aber nichts, denn der elektronische Sucher gleicht das aus. Die Fokussierung muss sehr sorgfältig  erfolgen, denn die Schärfentiefe ist gering. Weiterlesen

Gibt es „Digital“-Objektive?

Wer eine professionelle Nikon DSLR mit Vollformatsensor wie die D800 erwirbt, könnte über einen Hinweis im Handbuch stolpern, der auf eine eingeschränkte Objektivauswahl hinweist. Denn laut Handbuch kommen für die maximale Schärfe bei Fotos nur einige, ausgewählte Linsen in Frage und Nikon listet hier nur die neuesten AF-S-Objektive auf. Haben ältere Objektive bei Vollformat-Kameras wie der D800 ausgedient? Weiterlesen

Vergleichstest 300mm-Objektive

DSC_2887Neulich brauchte ich für einen Auftrag ein 300mm-Objektiv, und ich fragte mich, ob wohl ein neueres Zoom oder eine ältere Festbrennweite bessere Ergebnisse bringen würde. Um auch meinen Kunden diese Frage zu erleichtern, habe ich mal ein paar Linsen verglichen. Die 2,8er Profilinsen habe ich mal aussen vor gelassen, die sind von Gewicht und Größe her, aber vor allem preislich eine ganz andere Liga. Weiterlesen

Was taugen die frühen AF-Zooms?

Seit 1959 baut Nikon Zoom-Objektive.  Seitdem stellt sich die Frage, ob man beim Ausbau seiner Fotoausrüstung lieber auf Zooms als auf Festbrennweiten setzen sollte. Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Zuerst sollte man sich mal fragen, für welchen Einsatzzweck die Linse dienen sollte. Soll die Ausrüstung klein und leicht sein? Oder braucht man hochlichtstarke Objektive für schlechte Lichtbedingungen oder schönes Bokeh? Steht schnelles Arbeiten im Vordergrund? Wie sieht das Budget aus? Weiterlesen

der Zoom-Geheimtip….

Ich muss jetzt mal was über dieses wunderbare Objektiv schreiben, denn leider ist das 35-105/3,5-4,5 AIS etwas in Vergessenheit geraten. Dabei ist es eine süsse kleine Traumlinse: Schöner Brennweitenbereich, überraschend gute Leistung, perfekte Verarbeitung. Und schon für relativ wenig Geld zu haben (z. B. hier). Das klassische manuelle Schiebezoom mit Makrobereich bis 1:4 wurde von 1983 bis 2005 gebaut, die AF-Version von 1986 bis 2001. Das Foto-Magazin schrieb in einem Vergleichstest: „Es ist fraglos das beste Objektiv dieser Testreihe, Schärfe und Brillanz sind bei allen Blendenöffnungen untadelig, ein Objektiv, das seinen Preis wert ist.“

DSC14530

Das erste, was auffällt, wenn man dieses kompakte Objektiv in die Hand nimmt, ist, dass es angenehm schwer in der Hand liegt. Ganz anders als die heutigen Plastik-Zooms, die eher an ein yps-Gimmick erinnern, ist es nämlich komplett aus Metall gefertigt. Die Entfernungs- und Zoomeinstellung geht bei einem gut erhaltenen Exemplar traumhaft satt und seidig. Mit 510 Gramm ist es etwas schwerer als das 105/2,5 AIS. Weiterlesen