Wieder einmal möchte ich ein paar alte und neuere Nikkore gegeneinander antreten lassen. Diesmal einige Vertreter der 200mm-Klasse. Mal schauen, was ich grade so da habe:
Archiv für den Monat: November 2012
Dias und Negative digitalisieren
Wer noch Dias und Negative aus analogen Zeiten hat (oder gar jetzt analog fotografiert) wird wahrscheinlich irgendwann vor der Aufgabe stehen, diese Schätze zur Weiterverarbeitung zu digitalisieren. Traditionell übernimmt diese Aufgabe ein guter Filmscanner wie z.B der Nikon Super Coolscan LS-5000. Leider hat Nikon den Support für die Scan-Software für MacOS X 10.5 und Windows Vista 64 eingestellt. Dennoch steigen die Preise für diese alten Geräte auf dem Gebrauchtmarkt, für einen 4000dpi-Filmscanner muss man inzwischen fast 1.000,– Euro hinlegen. Die billigen USB-Diascannner mit CMOS-Sensor bieten nur eine dürftige Qualität, auch Flachbettscanner mit Durchlichtaufsatz sind keine qualitativ gute Lösung.
Es hat sich aber auch inzwischen herumgesprochen, dass es noch eine weitere Möglichkeit gibt: Reproduktion mit der Digitalen Spiegelreflexkamera. Dabei sind jedoch einige Dinge zu beachten.
Zunächst ein Vergleich der erzielbaren Bildqualität, die ich am Beispiel meines meistgedruckten (zum Beispiel hier) Bildes zeige.
Die 1:1-Ausschnitte sehen so aus:
Das erste Bild ist der Ausschnitt aus einem Scan mit dem Nikon Super Coolscan V LS-50 ED mit 4000 dpi. Die Dateigrösse beträgt umgerechnet ca. 20 Megapixel. Das Filmkorn des damals verwendeten Kodak Ektachrome 100 Professional EPN ist deutlich zu erkennen.
Nun dagegen das Repro desselben Dias, das mittels einer Nikon D3 und dem Micro-Nikkor 60/2,8 AF erzeugt wurde. Die Dateigrösse ist zwar geringer, trotzdem kann man hier von einer ebenso guten Qualität wie beim Filmscan reden. Der Detailreichtum des Dias wird vollständig wiedergegeben. Das Filmkorn im Himmel tritt etwas deutlicher hervor als beim Scan, könnte aber im Zuge einer sorgfältigen Nachbearbeitung noch vermindert werden. Mit einer D4, D600 oder D800 kann natürlich noch eine höhere Auflösung erzielt werden.
In Anbetracht der erheblichen Zeitersparnis ist bei grösseren Diamengen die Methode des Reproduzierens sogar dem Scannen vorzuziehen. Zu berücksichtigen ist nämlich auch die lange Zeit, die ein Filmscanner braucht. Mein Nikon Coolscan brauchte zum Einziehen, Fokussieren und Scannen mehrere Minuten pro Dia. Die Repromethode geht da deutlich schneller, pro Dia werden nur einige Sekunden benötigt. Zudem lassen sich die Dateien im gewohnten RAW-Workflow weiterverarbeiten ohne dass man sich erst mit dem Scanprogramm beschäftigen muss.
Was ist nun bei dieser Methode zu beachten?
Die Kamera schliesst man am besten mittels USB-Kabel direkt an den Rechner an. So kann man mittels tethered shooting die Dateien gleich am grossen Bildschirm beurteilen und direkt in den richtigen Ordner speichern. Das geht am Mac sehr gut mit dem kostenlosen Programm Sofortbild, funktioniert aber auch z.B. mit Lightroom.
Für gute Ergebnisse ganz wichtig ist das verwendete Objektiv. Als völlig ungeeignet erweist sich ein Normalobjektiv wie das Nikkor 50/1,4 in Verbindung mit Zwischenringen. Diese Objektive zeigen bei grösseren Abbildungsmassstäben am Rand erhebliche Bildfehler (oberes Bild, 1:1 Ausschnitt). Versuche mit Nahlinsen dürften ähnliche Ergebnisse liefern. Sehr gut funktioniert die Sache dagegen mit einem Makro-Objektiv. Links derselbe Ausschnitt mit dem Mikro-Nikkor 55/2,8 AiS. Die Micro-Nikkore bieten speziell im Nahbereich ein bis in die Ecken scharfes und verzeichnungsfreies Bild. Ein Autofokusobjektiv wie das Micro-Nikkor 60/2,8 AF beschleunigt das ganze natürlich noch etwas, da das manuelle Scharfstellen entfällt.
Ein weiteres Problem ist die Fixierung des Dias. Meine ersten Versuche machte ich, indem ich die Kamera mit Mikro-Nikkor an die Kurbelsäule meines ausgedienten Durst Vergrösserungsgerätes schraubte. Darunter stand ein Leuchttisch, auf dem ich eine aus Lego(!) gebaute Diahalterung festgeklebt hatte. Das funktionierte ganz gut. Allerdings musste ich, um Umschärfe durch Vibrationen zu vermeiden, die Kamera mit Spiegelvorauslösung und Auslösekabel betreiben.
Deutlich bequemer geht es mit dem speziellen Diakopieradapter ES-1 von Nikon, das einfach auf das Objektiv geschraubt wird. Das Ganze bildet dann eine recht stabile Einheit, so dass Vibrationen kein Problem mehr sind. Bei Objektiven mit 52mm Filtergewinde geht das problemlos. Da das 60/2,8 AF ein Filtergewinde von 62mm hat, benötigt man hierfür noch einen Adapterring wie den Nikon BR-5. Die Autofokusobjektive 60/2,8 AF, 60/2,8G AF-S und auch das seltenere 55/2,8 AF schaffen beide von Hause aus 1:1, wogegen für das manuelle 55/2,8 AiS und das 55/3,5 Ai zusätzlich ein Zwischenring PK-13 benötigt wird, um den Abbildungsmassstab 1:1 zu erreichen. Bei Kameras ohne Ai-Kupplung tut es aber auch der ältere und günstigere Zwischenring M2.
Übrigens gibt es bei Nikons mit DX-Sensor ein kleines Problem. Hier reicht die Auszugslänge des ES-1 in Verbindung mit einem manuellen 55mm-Nikkor oder dem 60/2,8 AF leider nicht für eine volle Abbildung der Diagrösse. Zwischen Objektiv und Diakopieradapter fehlen hier ca. 2 cm Distanz. Man könnte aber zum Beispiel vier Filter zwischenschrauben, aus denen man die Gläser entfernt hat. Mit dem neuen AF-S Micro-Nikkor 40/2,8G DX und dem AF-S Micro Nikkor 60/2,8G sollte es hingegen problemlos funktionieren.
Beleuchtet wird am besten, indem die Kamera auf eine weisse Wand gerichtet wird. Dabei kann durchaus aus freier Hand gearbeitet werden, Belichtungszeiten von mehreren Sekunden sind durch die kompakte Einheit kein Problem. Eine gute Möglichkeit ist aber auch ein an der Kamera aufgesteckter Blitz, der die weisse Fläche erhellt. Der Weissabgleich erfolgt praktischer Weise bei der Bearbeitung der RAW-Dateien.
Zur Digitalisierung von Negativen oder Diastreifen ist der ES-1 eigentlich nicht gedacht. Ich habe den Filmstreifenhalter Nikon FH-2 genommen, der aus der Coolscan-Serie stammt, und damit funktioniert es ganz gut. Die Negative werden dann in der Bildbearbeitung zu Positiven.
Es stellt sich noch die Frage, mit welcher Blendeneinstellung am besten gearbeitet wird. Da die Schärfentiefe im Nahbereich sehr gering ist, andererseits aber Unschärfen durch gewölbte Dias oder ungenaue Einstellung vermieden werden soll, ist die Versuchung naheliegend, die Blende vollständig zu schliessen. Leider macht sich dann aber wiederum Beugungsunschärfe unangenehm bemerkbar. Ich habe festgestellt, dass die beste Schärfentiefe ohne sichtbare Beugungsunschärfe bei einer Abblendung um 3 Stufen zu erreichen ist. Das wäre bei dem manuellen 55/2,8 also Blende 8. Bei den AF-Nikkoren wird die effektive Blendenverkleinerung durch die Auszugsverlängerung bereits in der Blendenangabe an der Kamera berücksichtigt, so dass hier die optimale Einstellung Blende 13 ist. Falls ein Dia sich sehr stark wölben sollte und dadurch der Rand trotzdem noch unscharf wird, kann man mehrere Belichtungen mit unterschiedlichen Fokuseinstellungen machen und diese nachher zusammenmontieren.
Fazit: Das Abfotografieren von Dias mittels Diakopieradapter und Makroobjektiv ist eine gute und schnelle Alternative zum Scanner. Allerdings dürfte ein sehr guter Filmscanner aus hochaufgelösten SW-Negativen oder Kodachrome 25-Dias noch etwas mehr an Schärfe herausholen.
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Ein vergessener Klassiker? Die Nikon EL2
Manchmal frage ich mich, warum diese schöne Kamera eigentlich so wenig gefragt ist. Ich glaube, kaum jemand kennt sie. Also:
Sie ist etwas grösser und schwerer als beispielsweise eine FE oder FM2, aber grade das macht es aus. Wenn man diesen Klassiker in die Hand nimmt, spürt man die hohe Qualität der Nikons der 70er Jahre. Die FE oder FM ist im Vergleich filigraner Leichtbau. Aber das schöne ist: wir können sie auch mit AF-Linsen betreiben!
Dieses Nachfolgemodell der Nikkormat ELW aus dem Jahre 1977 trug erstmals in dieser Modellreihe den Namenszug „Nikon“ statt Nikkormat. Sie hatte nämlich – und das kommt uns heute zugute – die damals neuentwickelte Ai-Kupplung zur Blendenübertragung. Und deshalb funktioniert sie auch mit AF-Objektiven! Autofokus gab es damals zwar noch nicht, aber trotzdem können wir natürlich diese Linsen manuell fokussieren, dank der Schnittbildmattscheibe auch sehr genau. Nur die „G“-Objektive mit elektrischer Blendensteuerung sind für die Nikon EL2 ungeeignet. Alle manuellen Nikkore mit Ai-Kupplung können natürlich auch verwendet werden, sie sehen ja auch etwas zeitgemässer daran aus.
Die Nikon EL2 war wahlweise in chrom oder schwarz lieferbar, jedoch auch nur kurze Zeit: 1978 folgte schon die kompakte FE, für die die Nikon EL2 schon einmal die Elektronik testete. Anstelle der relativ trägen CdS-Zellen wie ihr Vorgänger arbeitet die Nikon EL2 mit den neuen, reaktionsschnellen Silizium-Photo-Dioden (SPD). Die gesamte Elektronik ist auf einer flexiblen Leiterplatte untergebracht und weist dadurch weniger Verbindungs-Lötstellen auf. Deshalb wird die Empfindlichkeit des elektronischen Systems gegen Umgebungseinflüsse entscheidend verringert.
Aber es gab noch weitere Gemeinsamkeiten mit der FE: Zeitautomatik sowie manuell einstellbare Verschlusszeiten von 1/1000 bis 8 Sekunden; Synchronzeit von 1/125 Sek.; Messwertspeicher im Selbstauslöserhebel.
Nur wer die Batterie wechseln möchte, erlebt eine Überraschung. Der Batteriekasten befindet sich nicht wie üblich im Kameraboden. Vielmehr muss das Objektiv abgenommen und der Spiegel mittels Feststelltaste hochgeklappt werden. Dann findet sich an der Unterseite des Spiegelkastens eine kleine Klappe, hinter der sich die 6V-Batterie (4LR44) verbirgt. Sie hält glücklicherweise sehr lange…
Die Nikon EL2 erlitt wie gesagt ein trauriges Schicksal: schon kurz nach ihrer Vorstellung wurde die Produktion zugunsten des kompakteren Nachfolgers Nikon FE eingestellt. Die EL2 ist deshalb heute recht selten. Sie bleibt ein legendärer und nahezu unverwüstlicher Klassiker.
Und wenn Sie eine kaufen möchten, schauen Sie doch mal hier!
Welches manuelle Objektiv passt an welche Digi?
Viele manuellen Nikkore können an Digitalen Nikon-Bodies verwendet werden. Was wo passt und wo nicht, darum geht es im Folgenden.
Um ein manuelles Nikkor an einer Nikon Digitalkamera zu verwenden, sollte man sich darüber klar sein, welche Kamerafunktionen damit zur Verfügung stehen. Dass manuell fokussiert wird ist klar, dies wird durch die elektronische Einstellhilfe im Sucher erleichtert. Für ganz exakte Einstellung kann auch die Live-View-Funktion bei maximaler Vergrösserung gut verwendet werden. Weiterlesen
Staub im Objektiv
Wenn man mit alten Objektiven zu tun hat entdeckt man immer wieder ein paar kleine Staubkörner im inneren. Auf den äusseren Linsenflächen lässt sich dieser ja leicht entfernen, um die inneren Linsenflächen zu reinigen, muss das Objektiv aber oft recht aufwendig zerlegt werden. Lohnt sich das?
Wenn ich mir mein Arbeitspferd, das 24-70/2,8 AFS genauer anschaue, entdecke ich in der hinteren Linsengruppe eine erstaunliche Anzahl von Staubkörnern. Offenbar scheint dieses Objektiv beim zoomen durch die schnelle Bewegung der inneren Linsen gerne Staub anzusaugen. Die Körner sind nur Bruchteile von Millimetern gross, und gemerkt habe ich auf den Fotos nie etwas davon. Trotzdem frage ich mich, ob es sich lohnt, das Objektiv deswegen von innen reinigen zu lassen.
Deshalb wage ich einen Versuch: Ein manuelles Nikkor 50/1,8 AIS Pankake wird absichtlich mit einem „Staubkorn“ im Inneren versehen. Da Staub etwas schwer dazu zu bewegen ist, an einer bestimmten Stelle Platz zu nehmen, muss ich mir etwas anderes überlegen.
Ich bringe also mit einem (abwaschbaren) Filzstift einen Fleck auf der innenliegenden Linsengruppe an. Das besagte 50er ist leicht zu demontieren, das Ganze ist also kein grosser Akt. Der Fleck ist etwa 1mm gross, also ein ziemlicher Batzen und grösser als alles, was ich bisher an Staubkörnern gesehen habe. Wenn man diese Staubkörner auf dem Bild sehen könnte, dann diesen Fleck erst recht. Nun also ein Paar Testbilder gemacht. Das erste mit Blende 4, gegen den trüben Herbsthimmel, wo sich Flecken bemerkbar machen sollten:
Zu sehen ist: nichts. Hm, noch mal ein Bild bei Blende 11, da sollte sich durch die höhere Schärfentiefe doch was tun:
Wieder nichts. Die einzigen Flecken die zu sehen sind, sind Fusseln auf dem Sensor, wie dann der Vergleich mit einem sauberen Objektiv zeigt. Auch weitere Aufnahmen mit Gegenlicht zeigen keinerlei Auswirkungen.
Fazit: Ein Paar Staubkörner im Inneren von Objektiven sind zwar nicht schön, haben aber keinerlei Auswirkungen auf die Bildqualität.