Immer wieder fragen mich Kunden, was die beste Möglichkeit ist, Makroaufnahmen zu machen. Ich sage dann immer „kommt drauf an!“. Worauf es ankommt, möchte ich hier mal kurz und bündig darstellen.
Die wohl einfachste Möglichkeit ist eine Nahlinse. Sie wird am Filtergewinde des Objektivs befestigt. Der Vorteil ist, sie ist leicht mitzuführen und günstig in der Anschaffung. Alle Kamera- und Objektivfunktionen wie Belichtungsautomatik und Springblende bleiben erhalten. Sogar der Autofokus funktioniert, was sonst nur ein AF-Mikro-Nikkor schafft. Einfache Nahlinsen sind recht preiswert, hochwertige achromatische Ausführungen etwas teuerer. Der Nachteil ist allerdings, dass die Schärfe zum Bildrand je nach Objektiv und eingestellter Blende mehr oder weniger deutlich nachlässt. Das mag bei der Fotografie von Blumen oder anderen Naturobjekten keine Rolle spielen, für Reproduktionszwecke sind Nahlinsen jedoch ungeeignet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Eine zweite Möglichkeit ist ein Nikon BR-2 Makro-Umkehrring (landläufig auch Retro-Adapter genannt), mit dem eine Standardbrennweite umgedreht an der Kamera montiert wird. Damit erhält man je nach Brennweite einen enormen (festen!) Vergrößerungsfaktor, der allerding zum Einstieg in die Makrofotografie schon eher zu gross ist. Auch der Umkehrring bietet den Vorteil eines geringen Packmasses und günstigen Anschaffungspreises. Nachteil: Die Fokussierung, geschweige denn der AF funktioniert nicht mehr, die Blende wird nicht mehr automatisch gesteuert und natürlich werden auch keine Daten vom Objektiv an die Kamera übertragen. Es bedarf deshalb etwas Übung bis man halbwegs brauchbare Bilder erhält. Bei direkter Montage an die Kamera ist die Qualität auch eher mässig: Normale Objektive sind nicht für Nahaufnahmen optimiert, im Bereich um 1:1 tritt starke Randunschärfe auf. Sinnvoll ist der Umkehrring für starke Vergrösserungen in Verbindung mit Zwischenringen oder einem Balgengerät (s.u.), denn da stimmt das Abbildungsverhältnis wieder.
Ein einfacher Weg, die Entfernungseinstellung des Objektives „zu verlängern“ sind Zwischenringe. Die besseren Ausführungen übertragen mechanisch die eingestellte Blende des Objektives (ausser bei „G“-Linsen), einfache Modelle tun das nicht. Der erzielbare Abbildungsmasstab hängt von der Objektivbrennweite und der Dicke des Zwischenringes ab. Ein Balgengerät funktioniert ähnlich, hier ist der Auszugsbereich aber stufenlos einstellbar und der grössere Auszug erlaubt starke Vergrösserungen. Im Gegensatz zu den Nikon-Geräten überträgt das BALNIK-Balgengerät von Novoflex auch die eingestellte Blende an die Kamera. Das funktioniert aber immer rein mechanisch (Zwischenringe oder gar Balgengeräte, die elektrisch die Objektivfunktionen übertragen sind mir nicht bekannt). Aber auch hier gilt: mit einem „normalen“ Objektiv gibt es im Nahbereich immer Abstriche in der Abbildungsleistung. Abhilfe schafft hier eventuell der o.g. Umkehrring.
Die eleganteste Möglichkeit Makroaufnahmen zu machen ist die Verwendung eines speziellen Makro-Objektivs – alles andere ist wie gesagt immer mit Kompromissen verbunden. Diese Objektive (bei Nikon „Mikro-Nikkore“ genannt) sind so konstruiert, dass auch beim Abbildungsmaßstab von 1:1 keine Verzeichnung oder Randunschärfe auftritt – dafür sind sie meist nicht so lichtstark. Sie können aber auch für „normale“ Aufnahmen verwendet werden. Für die Digitalisierung von Dias oder Negativen sind diese Objektive bestens geeignet. Auch an Balgengeräten oder Zwischenringen bringen Makroobjektive hervorragende Ergebnisse, allerdings werden bei AF-Objektiven keine Autofokusfunktionen übertragen. Aber im Nahbereich bringt ein AF kaum Vorteile, da ja wegen der geringen Schärfentiefe sowieso manuell gearbeitet wird.
Es gibt Mikro-Nikkore in verschiedenen Ausführungen und Brennweiten: die manuellen Objektive mit 55mm, 105mm oder 200mm sowie Autofokus-Ausführungen mit 40mm oder 80mm (nur für DX) und 60mm, 105 oder 200mm fürs Vollformat. Sogar ein 70-180mm Makro-Zoom war bei Nikon mal im Angebot. Viele dieser Linsen und auch die oben genannten Zubehörteile finden Sie günstig im Angebot von Nikonclassics. Welches Objektiv am geeignetsten ist, hängt wieder vom Anwendungsbereich ab. Für Repros und Pflanzenmakros sind auch kurze Brennweiten geeignet, sie bieten den Vorteil einer starken Vergrösserung auch bei geringem Auszug. Wer scheue Tiere nicht verschrecken möchte sollte hingegen zu einer längeren Brennweiten greifen. Natürlich ändert sich mit der Brennweite auch der Bildwinkel und damit die Perspektive – doch da im Makrobereich die Schärfentiefe nicht besonders hoch ist, macht das hierfür keinen großen Unterschied.