Digitalfotografen wissen, dass sich eine falsche Belichtung am Computer ausgleichen lässt – allerdings nur in gewissen Grenzen. Wer aber mit dem guten alten Negativfilm fotografiert, hat sich bestimmt schon mal gefragt, wie genau man dabei belichten muss. Und wann der Ausgleich einer Unter- oder Überbelichtung im Labor an seine Grenzen stösst. Aber auch wenn kaum jemand seinen Film mit 4 Blenden überbelichten wird, ist es doch oft so, dass sehr helle Bildteile (Himmel) zwar erst knallweiss erscheinen, aber im Labor durchaus noch durch partielles „nachbelichten“ oder ähnliche Techniken schöne Zeichnung bekommen können.
Das britische Fachlabor UK Film Lab hat jetzt in einem umfangreichen Test verschiedene Filmemulsionen und den Einfluss der Belichtung auf das Bildergebnis verglichen. „Wir möchten Fotografen helfen, ein Gefühl für den unterschiedlichen Look von verschiedenen Filmen zu bekommen“ sagt Erica Ward, die Geschäftsführerin, „Obwohl die Ergebnisse vielleicht nicht auf alle Labore zu übertragen sind, ist es sehr wichtig, bewusst zu belichten und Unterbelichtungen zu vermeiden.“ Die verschiedenen Filme wurden nach dem Entwickeln mit dem üblichen Prozedere gescannt und bearbeitet (den vollständigen Bericht finden Sie hier).
An den Ergebnissen sind zwei Dinge interessant: zunächst ist bei sorgfältiger Nachbearbeitung der Unterschied in der Farb- und Kontrastwiedergabe zwischen den verschiedenen Filmen nicht allzu gross. Jedenfalls im Vergleich zu den Möglichkeiten, die eine Nachbehandlung mit Photoshop bietet. Die wichtige Erkenntnis ist aber, dass die getesteten Filme einen recht breiten Belichtungsspielraum haben. Hier macht sich allerdings wie schon erwähnt eine Unterbelichtung deutlicher bemerkbar als eine zu reichliche. Das deckt sich mit der alten Fotografenregel „bei Negativfilm eher reichlich belichten als zu knapp“.
Wie sieht es nun beim Digitalbild aus? Um diese Frage zu klären, habe ich ein ähnliches Motiv mit den gleichen Testparametern auf meiner D3 fotografiert (ja, ich weiss, der Dynamikumfang der D4 ist etwas besser, aber nur minimale 7%). Und zwar sowohl im unkomprimierten 14bit NEF/RAW-Format, als auch in JPG. Die Bilddateien wurden in Lightroom in der Helligkeit angepasst. Und der Vergleich ist frappierend, sehen Sie selbst:
Wie wir sehen, fangen bei dem JPG schon bei +1 die Lichter an auszufressen, das NEF macht das noch mit. Aber auch das NEF mit 2 Blenden Überbelichtung ist nur noch bedingt brauchbar. Im Vergleich zu Negativfilm, der sogar 4 Blenden Überbelichtung noch verkraftet, ist das ziemlich kläglich. Unterbelichtungen dagegen sind nicht so kritisch, allerdings steigt das Rauschen stark an und die Schattenzeichnug geht flöten.
Fazit: Wer auf einen maximalen Dynamikumfang Wert legt, ist mit einem analogen Negativfilm immer noch am besten bedient. Wer Bilder mit sehr hohem Kontrastumfang digital fotografieren will, muss zu Tricks wie HDR greifen. Analoge Fotos haben HDR quasi schon „mit eingebaut“.
Wenn Sie jetzt mal ausprobieren wollen, wie es sich mit Film fotografiert, empfehle ich einen Besuch bei Nikonclassics. Dort bekommen Sie analoge Kameras, an die übrigens auch Ihre modernen Nikon-Objektive passen!
Herzlichen Dank für den `link‘ zu diesem, sehr anschaulichen Test !
Meine Erfahrungen mit dem Portra 400 new und dem FUJI 400 Pro sind ähnlich.
Anbei noch ein `link´zu den `Brothers Wright´, die sich ebenfalls – recht anschaulich –
mit dieser Thematik befasst haben : http://www.twinlenslife.com/2010/12/its-our-favorite-time-of-light-new.html
Na, da hat sich seit der D1 dann ja nix geändert.
Ebenfalls herzlichen Dank für den Hinweis aktuell wäre ich vom genauen Gegenteil
ausgegangen, nämlich das digitales RAW über Photoshop den größeren Spielraum
bietet !
Der praktische Nutzen ist allerdings aus zwei Gründen gemindert:
Erstens weil extremen Fehlbelichtungen selbst mit preislich niedrigen
digitalen Amateurkameras kaum möglich sind und zudem am Kameradisplay
sofort erkannt werden – und – die Ergebnisse vieler Labors in Verbindung
mit Filmentwicklung/Fotoabzüge geradezu unterirdisch schlecht sind !
Film – C41 Entwicklung – Digitalisierung per Scanner + Nachbearbeitung
ist da die einzige Möglichkeit die bleibt um halbwegs brauchbare Resultate
zu erreichen. Nur wenige Fachlabore bieten noch richtige „Fachabzüge“
bzw. „Vergrößerungen“ an.
Kennt jemand ein Labor in Deutschland, welches noch traditionell, rein analog arbeitet, also Abzüge / Ausbelichtungen direkt vom Negativ macht? Ich würde mich freuen wenn mir jemand helfen könnte, danke!
z.B. hier:
Fotolabor Jürgen Brümmer
Dellbrücker Mauspfad 247
51069 Köln
Tel. 0221 / 688457
(ich bin mit ihm weder verwandt noch verschwägert, aber befreundet!)
Trotzdem noch einmal ein Hinweis in Richtung Praxistauglichkeit.
Wir vergleichen hier Digital mit Negativ-Film – fairer wäre es wenn
wir Digital mit Dia-Positiv vergleichen würden denn dann wäre bei
Überbelichtung das Ergebnis wohl das selbe !
Eine Faustregel aus fast 50jähriger eigener Erfahrung:
Nur die genau richtige Belichtung ermöglicht perfekte Endergebnisse.
Man kann ergänzen: Mit dem Digitalen sind die Spielräume ein wenig größer geworden.
Beim Negativfilm war die Belichtung auf die Schatten ausgelegt. Was im Negativ in den Schatten nicht mehr oder zu dünn vorhanden ist, das kommt nicht. Bei den Lichtern ist durch partielle Nachbelichtung noch etwas möglich.
Der Diafilm wurde auf die Lichter belichtet. Normalerweise war beim Diafilm nichts zu verändern oder zu korrigieren. Waren die hellen Bereiche ausgefressen, war ein Dia nicht brauchbar, es sah in der Projektion nicht aus und ließ sich auch für den Druck nicht retten. Wenig differenzierte Schatten fielen in der Projektion nicht so stark auf, allerdings ein Projektor mit stärkerer Lampe zeigte die Schatten etwas besser. Beim Druck konnte die Lithoanstalt aus den Schatten doch noch etwas herausholen.
Bei der digitalen Fotografie ist es ähnlich wie bei der Diafotografie; was in den Lichtern nicht da ist, undifferenziert oder ausgefressen, ist für immer verloren. Allerdings: das Wunder der Schattenanhebung wird auf Kosten von Körnigkeit und Rauschen gemacht. Das fällt bei den neueren Sensoren in den unteren Bereichen bis ISO 400 noch noch nicht auf, bei Nutzung der hohen ISO-Werte aber immer.
Wer die Literatur zur Entwicklung und Dunkelkammerarbeit der analogen Fotografie seit der Urzeit kennt, der weiß, wie stark es da immer um Rezepte, Methoden und Tricks der Kontrastüberwindung geht (Tontrennung, Zwei-Schalen-Entwicklung, Doppelschichtfilme, Oberflächenentwicklung usw.). Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang sich genauestens über das sogen. Zonensystem (Ansel Adams) zu informieren und das einmal zu durchdenken. (siehe Wikipediaartikel)
Gute Filmentwicklung (E6/C-41), analoge Kontaktabzüge und Fachabzüge, auch von Planfilmen, machen u.a. folgende Labore:
HSL Fachlabor GmbH
Adersstraße 49
40215 Düsseldorf
Telefon: 0211 / 87 67 27 –0
Telefax: 0211 / 87 67 27 –11
http://hsldigital.de
oder
Photo Studio 13
Heilbronner Str. 1
70771 Le-Echterdingen
Telefon: 0711 / 790 84-0
http://www.photostudio13.de
Hilfreicher Artikel. Danke schön!