Kategorie-Archiv: Nikon Geschichte

Wo bleiben die Design-Innovationen ?

Letztens beklagte ich mich darüber, dass sich bei Digitalkameras alles so schnell weiterentwickelt. Bei genauerem Nachdenken kann man aber auch zu dem gegenteiligen Schluss kommen: Die wirklichen Innovationen stehen noch aus! Denn geändert hat sich seit 20 Jahren „nur“ die Technik; das Gehäusedesign ist diesen Weiterentwicklungen nicht hinterher gekommen.

Nikon F100, anno 1999

Nikon F100, anno 1999

Der Beweis ist die 16 Jahre (!!) alte analoge Nikon F100. Sie sieht im Prinzip schon fast genauso aus wie die neuesten Digital-Nikons. In der Mitte das Objektiv, rechts der Griffwulst, links ein Vorsprung und oben drauf das Pentaprisma. Diese Bauweise war bei analogen Kameras unumgänglich, denn schliesslich musste der Film aus der Patrone am Verschlussfenster vorbei transportiert und auf der anderen Seite wieder aufgewickelt werden. Platz für den Spiegelreflexsucher war nur darüber.

Das ist aber bei Digitalkameras nicht mehr so! Das Einzige, was unverändert bleiben muss ist der Objektivanschlus mit dem Chip dahinter. Diese Einsicht scheint aber in den Entwicklungsabteilungen der grossen Kamerahersteller noch nicht recht angekommen zu sein, weshalb wir uns also weiterhin am Display die Nase platt drücken müssen.

Dabei könnte das Design des Kamerabodies doch heute wesentlich freier gestaltet werden, zum Beispiel mit einer Griffhaltung ähnlich einer Videokamera. Ansätze sind hier bei der Pentax 645z zu sehen, die allerdings Formatmässig in einer anderen Liga spielt. Interessanter Weise sehen wir aber auch hier die Designanlehnung an analoge Mittelformatkameras, bei denen ja der Film senkrecht am Bildfenster vorbeilief und dann dahinter aufgewickelt wurde.

Warum kommen die Hersteller nicht mal auf die Idee, zum Beispiel eine Kamera mit einem runden Chip zu bauen? So könnte die Umschaltung von Hoch- zu Querformat einfach softwaremässig erfolgen;  das Kippen der Kamera sowie ein Hochformatauslöser wären überflüssig! Als Dreingabe könnte zusätzlich auch ein quadratisches Bildformat von 30x30mm angeboten werden!

Und wo bleibt eigentlich die Spiegellose Vollformatkamera von Nikon? Ist es nicht eine ziemliche Blamage, dass der Fotoneuling Sony schon seit 2013 mit der hervorragenden Alpha7 auf dem Markt ist, vom Nikon dagegen nichts ähnliches in Sicht ist? Dabei böte eine Nikon-FX-kompatible Mirrorless, also quasi eine grosse Nikon1 bestimmt viele Vorteile gegenüber einer DSLR.  Ausgestattet mit einem vollelektronischem „Verschluss“ wie in der Sony Alpha7s wäre sie absolut lautlos und erschütterungsfrei.

Wir sehen also: Es ist noch Luft nach oben – sind wir gespannt! Und was das alles mit Nikonclassics zu tun hat? Nichts. Ich wollte es nur mal loswerden…

Übersicht: Analogkameras für nonAI-Objektive

non-Ai-Objektiv

non-Ai-Objektiv

Ab 1977 wurden alle Nikkore mit einer AI-Kupplung ausgerüstet. Ältere Linsen haben diese Blendenkupplung aber nicht. Diese „nonAI“-Objektive erkennt man daran, dass sie nur eine Blendenskala haben sowie einen glatten Blendenring ohne Stufe. Der Blendenkupplungsring („Hasenohren“) hat nur einen Schlitz. An den unten aufgeführten analogen Kameras sind manuelle non-AI-Objektive in vollem Umfang verwendbar. Aber auch neuere Linsen lassen sich an diesen Kameras verwenden, wenn sie mit „Hasenohren“ ausgerüstet sind. Das sind alle AI/AIS Objektive mit Ausnahme der Serie-E und des 50/1,8 AIS Pancake. Weiterlesen

10 Jahre Nikon F6 – Hightech mit „analogem Wechselsensor“

Dieses Jahr wird die Nikon F6 zehn Jahre alt. Ist es Zeit für eine F7? Wohl kaum, denn eine Weiterentwicklung wird es wahrscheinlich nie geben. Wozu auch? Die F6 ist die beste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt – behauptet zumindest der Nikon-Guru Ken Rockwell.

Was ist denn eigentlich dran an dieser legendären Kamera? Nun, ich will Sie nicht mit technischen Daten langweilen, die können Sie hier nachlesen. Aber ein paar Besonderheiten müssen doch erwähnt werden.

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Anders als ihre Vorgängermodelle der F-Reihe verfügt die F6 nicht über einen auswechselbaren Sucher. Das macht sie wesentlich kompakter als der klobige Vorgänger F5.

Der Verschluss der F6 ist deutlich leiser als der der F5, und die Kamera steckt voller Hightech. Volle Kompatibilität zum CLS-System zum Beispiel. FP-Kurzzeitsynchronistaion. Manuelle Objektive können – übrigens mit Color-Matrixmessung – im vollen Umfang verwendet werden. Auf Wunsch baut Nikon auch eine klappbare AI-Kupplung an, wie bei der F3 und der Df. Dann können auch die ganz alten nonAI-Nikkore verwendet werden. Und wie bei den grossen Digis können auch bei der F6 Brennweite und Lichtstärke von 9 manuellen Objektiven eingegeben und gespeichert werden.

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das Highlight aber ist: die F6 speichert die EXIF-Daten! Ja, Sie lesen richtig. Ein interner Speicher kann die Belichtungsdaten von über 30 Filmen aufzeichnen. Diese können dann mittels des Datenlesegerätes MV-1 auf eine CF-Karte überspielt und später z.B. den Scans zugeordnet werden. Auf Wunsch können die Belichtungdaten aber auch auf den Filmsteg zwischen den Bildern (oder auch in die Bilder selbst) einbelichtet werden.

Es ist vielleicht gar nicht so falsch, die Nikon F6 als „Hightechkamera mit analogem Wechselsensor“ zu betrachten, als Werkzeug für Fotografen, die eigentlich digital arbeiten, aber ohne grosse Umstellung auch mal den Look von echtem Film brauchen. Aber noch ein anderer Aspekt spielt eine Rolle. Tomoshisa Ikeno aus der Entwicklungsabteilung der Nikon F6 sagte dazu: „Mit einer Digitalkamera kann man – übertrieben gesagt – unendlich viele Bilder schiessen, ganz anders als bei analogem Film. Man muss nicht zögern; einfach den Auslöser drücken, nachher kann man ja alles wieder löschen. Manche Fotografen lehnen aber diese Oberflächlichkeit ab. Sie suchen einen vorsichtigen und respektvollen Weg zum Foto. Sie schätzen das einzigartige Bild, um ihre Vision auf Film zu bannen.“

John Crane ist einer von ihnen. Der amerikanische Outdoor-Fotograf ist von der F6 so begeistert, dass er das Nikon F6 Projekt ins Leben rief: „Leute, der Film ist nicht tot. Er brauchte nur einen neuen Meister um den nächsten Level zu erreichen. Dieser Meister ist die Nikon F6.“

Aber wie lange wird es die F6 noch geben? Schon im Dezember 2008 meldete ColorFoto, die Nikon F6 werde nicht mehr gebaut, nur noch wenige Reststücke seien im Handel. Vor einigen Tagen teilte Nikon mir dagegen auf Anfrage mit, dass die F6 weiterhin produziert werde. Zu künftigen Planungen und Verkaufszahlen wollte man sich aber nicht äussern. Gerüchte besagen jedoch, das zwei Mitarbeiter im Nikon-Werk Sendai monatlich 50 Stück produzieren.

Sie wollen eine? Und zwar möglichst günstig? Schauen Sie mal im Nikonclassics Onlineshop. Vielleicht haben Sie Glück…

 

 

 

Was taugen die frühen AF-Zooms?

Seit 1959 baut Nikon Zoom-Objektive.  Seitdem stellt sich die Frage, ob man beim Ausbau seiner Fotoausrüstung lieber auf Zooms als auf Festbrennweiten setzen sollte. Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Zuerst sollte man sich mal fragen, für welchen Einsatzzweck die Linse dienen sollte. Soll die Ausrüstung klein und leicht sein? Oder braucht man hochlichtstarke Objektive für schlechte Lichtbedingungen oder schönes Bokeh? Steht schnelles Arbeiten im Vordergrund? Wie sieht das Budget aus? Weiterlesen

Sensation! Nikon F3 für Linkshänder entdeckt!

Prototyp der Nikon F3L

historisches Foto des Prototyps der Nikon F3L

Wie heute bekannt wurde, haben findige Nikon-Fans eine Sensation entdeckt. Mitte der achziger Jahre sollen Nikon-Ingenieure eine Spezialversion der F3 entwickelt haben. Auf Bitten der International Lefthander Association (ILA) wurde eine Kamera speziell für Linkshänder konstruiert!

Konstruktionszeichnung der F3L

Konstruktionszeichnung der F3L

Währen einer Recherche im Archiv der Nikon-Zentrale in Japan machte Dr. William Hoax, ein Mitglied der Nikon Historical Society nun diesen sensationellen Fund. Entdeckt wurden mehrere Kontruktionszeichnungen, ein Prospektentwurf und sogar ein Foto des Prototyps der sogenannten Nikon F3L. Darauf ist zu erkennen, dass als Basis die Nikon F3HP diente.

Dieser Prototyp ist jedoch leider verschollen, und seine Spuren verlieren sich im Ungewissen. Man vermutet, das ein japanischer Sammler sich dieses wertvolle Stück gesichert hat und in seinem Tresor verwahrt.  Nikonclassics ist trotzdem stolz, Ihnen hier weltexklusiv diese Dokumente zeigen zu können. Der Direktor des Nikon-Archives, Prof. Sonzai Shimasen, erklärte, er sei selbst überrascht über diesen Fund. Offenbar sei diese Entwicklung sang- und klanglos eingestellt worden. Erstaunlich ist allerdings, dass das Projekt soweit gediehen war, dass sogar ein Prospektentwurf fertiggestellt wurde. Aber so bleibt die Nikon F3L wenigstens in dieser Form der Nachwelt erhalten.

Prospektentwurf

Prospektentwurf

Schon lange klagten Linkshänder (immerhin ca. 10-15% der Bevölkerung) darüber, mit „normal“ gebauten Kameras nicht richtig arbeiten zu können. Zumal Linkshänder auch meist Linksäuger sind und deshalb nur schwer eine entspannte Position beim fotografieren finden können. Versuchen Sie mal, mit dem linken Auge durch eine Spiegelreflex zu sehen, dann  wissen Sie, was ich meine. Zwar gab es um 1989 eine Linkshänderversion der skurrilen Yashica Samurai Z, dass aber auch Nikon schon früher an einem solchen Projekt gearbeitet hatte, war in der Kamerageschichte weithin unbekannt. Eine offizielle Stellungnahme der Nikon Historical Society steht allerdings noch aus…

„Hasenohren“ und „Berg-und-Tal“ – was ist das?

Immer wieder tauchen in Objektivbeschreibungen diese beiden Begriffe auf, die man gemeinhin nicht in der Beschreibung technischer Geräte erwartet. Was hat es damit auf sich?

"Berg-und-Tal"-Nikkor 50/1,4

„Berg-und-Tal“-Nikkor 50/1,4

Zunächst zu den „Berg-und-Tal“-Objektiven. Die ersten Nikkore waren mit einem Fokusring aus massivem Metall ausgestattet. Zur Verbesserung der Griffigkeit wurden in die geriffelte Oberfläche („Berg“) viele muldenförmige glatte Vertiefungen („Tal“) eingefräst. Diese Produktionstechnik verpasste den alten Linsen ein charakteristisches Erscheinungsbild, weswegen sich im deutschen Sprachraum diese eigentümlich anmutenden Bezeichnung durchsetzte.

Seit Mitte der siebziger Jahre wurde dann der Entfernungsring stattdessen mit einer breiten geriffelten Gummbeschichtung versehen, so wie auch heute noch üblich. Weiterlesen

Nikkormat FTN – der „Nikon-Panzer“

Nikkormat FTN – eine superrobuste und einfach ausgestattete Kamera im kultigen Design der sechziger Jahre. Und heute noch aktuell, denn sie lässt sich mit fast allen manuellen Nikkoren im vollen Umfang nutzen. Wer auf die Belichtungsmessung verzichtet, kann sogar AF-Objektive verwenden.

Foto aus einem Nikon Prospekt

Foto aus einem Nikon Prospekt

Im Laufe der Jahre hat Nikon viele Kameragehäuse gebaut, die zwar nicht ausdrücklich für Profis konzipiert waren, aber auch nicht unbedingt als Kameras für unbedarfte Anfänger gelten. Die Nikkormat-Serie machte darin den Anfang. Sie wurde nach dem Erscheinen der Nikon F entwickelt, um auch weniger betuchten Amateuren zu ermöglichen, eine hochwertige Kamera für das F-Objektivsystem zu erwerben. Dabei wurden einige Ausstattungsmerkmale weggelassen, die das Profimodell Nikon F so teuer machten. Weiterlesen

NEU: Nikon Df

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Nikon Df mit 60er-Jahre non-AI-Objektiven und Gentleman-Accessoires (Foto: Nikon)

Seit Wochen brodelt die Gerüchteküche; nun ist es amtlich: die neue Vollformat-Nikon heisst „Df“ und kommt im Retro-Gewand daher. Aber das ist noch nicht alles. Es ist die erste digitale Nikon, an der sowohl AI-Objektive als auch – dank ausklappbarem Blendenmitnehmer – die noch älteren non-AI-Objektive verwendet werden können! Diese sind sogar mit Offenblendmessung verwendbar, wenn man die am Objektiv eingestellte Blende auch am Wählrad der Kamera eingibt. Damit ist die Nikon Df ein echtes Universalgenie, denn AF- und AFS-Linsen können natürlich auch benutzt werden. Erhältlich ist sie nicht nur im gewohntem Digi-schwarz, sondern wie die historische Anleihe auch in schwarz-silberner Ausführung. Die Df ist zwar die bisher kompakteste Vollformat-Digi-Nikon, aber immer noch etwas schwerer als eine FM2.

die Df ist in schwarz und silber erhältlich (Foto: Nikon)

Die Nikon Df ist in schwarz und silber erhältlich (Foto: Nikon)

Dass Nikon eine hochmoderne DSLR im Stil der klassischen Analogkameras baut, ist erstaunlich. Sollte hier der Ruf nach einem Digitalrückteil für Analoge in der Konzernzentrale Gehör gefunden haben? Nun haben die Ingenieure gleich eine völlig neue Kamera konstruiert, deren Designanleihen an der Nikon FM2 aber unverkennbar sind. Auch das Innenleben der Df ist ein Konglomerat aus Altbekanntem: der Sensor von der D4, das AF-System der D610, ebenso der Monitor. Als Energiequelle dient der EN-EL14, den wir aus der D3100 kennen, als Speichermedium eine SD-Karte. Neu bzw. ganz alt sind aber die manuellen Einstellräder für Belichtungszeit, ISO und Belichtungskorrektur. Sie sind aus massivem Metall. Bei G-Objektiven wird die Blende über das Einstellrad an der Gehäusevorderseite eingegeben.

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Einstellräder aus Metall an der Kameraoberseite (Foto: Nikon)

Der Preis von knapp 3000 Euro ist dafür recht stolz, aber offenbar soll hier ein besonderes Klientel angesprochen werden. Sie wird nur im Set mit einem 50/1,8 AFS-G-Nikkor im Retro-Design erhältlich sein.

Nikonclassics meint: ob die DF wirklich ein Klassiker wird, ist fraglich. Tatsache ist aber, dass Sie für den Preis einer DF eine ganze Sammlung von echten Klassikern kaufen können. Schauen Sie selbst!

Nikon F2: die Legende lebt!

Wenn heute in Fotografenkreisen der Name „Nikon F2“ fällt, huscht so manchem alten Hasen ein wehmütiges Lächeln übers Gesicht. Denn die F2 war in den siebziger Jahren das Nonplusultra an Kameratechnik. Sie ist aus der Geschichte des Bildjournalismus nicht wegzudenken, kein Fotograf jener Zeit kam an dieser Kamera vorbei.

Im Folgenden will ich kurz darstellen, was die Unterschiede zum Vorgänger Nikon F und zum Nachfolger F3 sind sowie Tipps geben, was heute beim Kauf einer Nikon F2 zu beachten ist.

Wesentliche Design-Unterschiede zur Nikon F sind das abgerundete Gehäuse (die Kamera liegt nun viel besser in der Hand), der nach vorn verlagerte Auslöser und die nun konventionell (also mit einem seitlichen Scharnier) konstruierte Rückwand. Ausserdem wurde die Befestigung der Sucher solider und zuverlässiger gestaltet. Im Inneren jedoch wurde die Konstruktion umfangreicher modernisiert: Die Stromversorgung wurde in den Kameraboden verlegt, die Aufzugsmechanik gestrafft, so dass nur ein kurzer 120-Grad Schwung zum Filmtransport nötig ist. Im Sucher gibt es nun eine Blitzbereitschaftsanzeige und der Schlitzverschluss aus Titanfolie schafft jetzt 1/2000 Sekunde.

Die F2 wurde konsequent als professionelle Systemkamera konzipiert. Neben verschiedenen Prismensuchern gab es einen Lichtschachsucher (DW-1), einen Vergrösserungssucher (DW-2) und einen Sportprismensucher (DA-1). Es gab 19 (!!) unterschiedliche Einstellscheiben, verschiedene Motorantriebe (MD-1/MD-2 und MD-3) standen zur Verfügung. Ausserdem gab es sogar eine ansetzbare Blendenautomatik (DS-12). Diverse Batterie- und Netzstromversorgungen, Fernsteuerungen, Grossraummagazine und weiteres Zubehör wurde angeboten. Vieles davon ist heute sehr selten. Relativ leicht erhältlich sind aber die Grundgehäuse mit den verschiedenen Prismensuchern, die aber meist in stark gebrauchtem Zustand sind. Kein Wunder, denn die F2 war ja ein typisches Profi-Werkzeug und wurde auch entsprechend behandelt.

Von der Nikon F2 gab es verschiedene Ausführungen, deren Kamerakörper jedoch bei allen Modellen gleich war. Sie unterschieden sich nur durch die aufsetzbaren Prismensucher:

Nikon F2AS (vorn) und F2 Photomic

Die F2 Eyelevel besass nur einen reinen Prismensucher ohne Belichtungsmesser, sie wurde wenig verkauft und ist heute entsprechend selten. Die F2 Photomic hatte einen Prismensucher mit Belichtungsmesser (DP-1). Die Anzeige erfolgte mittels einer Nadel, die durch Verstellen der Blende oder Belichtungszeit mit einer Marke zur Deckung gebracht wird. „Photomic“ bedeutet übrigens einfach „Belichtungsmesser“. Den hatten alle folgenden F2-Modelle auch im Sucher, der Einfachheit halber lasse ich deshalb die Bezeichnung „Photomic“ da mal weg. Bei der Weiterentwicklung F2S (der Sucher hiess jetzt DP-2) erfolgte die Einstellung mittels Leuchtdioden, was stossunempfindlicher und bei schlechtem Licht besser ablesbar war. Nur kurze Zeit gebaut wurde die F2SB (Sucher DP-3 mit schneller ansprechenden Silizium-Fotodioden statt der trägeren CdS-Zellen), sie ist deshalb bei Sammlern begehrt. Diese drei erstgenannten Photomic-Sucher benutzten noch das alte Blendenkupplungssystem mittels Gabelkupplung. Es passen aber neben den nonAI-Objektiven auch AI und AIS-Objektive an diese Kameras, denn auch diese verfügen serienmässig über die „Hasenohren“ genannte Gabelkupplung. Sogar AF-Linsen können (ohne Belichtungsmessung) angesetzt werden.

AI-Kupplung an der F2A

1977 wurde das AI-System eingeführt. Der Objektivwechsel wurde dadurch erleichtert, denn es war nicht mehr das etwas hakelige Einsetzen der Gabelkupplung in den Mitnehmer des Messsuchers nötig. Es erschienen nun die mit einer AI-Kupplung ausgestatteten Modelle F2A und F2AS. Sie sind gut erkennbar durch die Beschriftung „A“ bzw. „AS“ vorne rechts am Prismensucher. Der DP-11-Sucher der F2A hatte eine Belichtungsanzeige mit Nadel (sozusagen analog), das Spitzenmodell F2AS zeigte im DP-12-Sucher über drei Leuchtdioden die Belichtungsmessung an. Diese beiden letztgenannten Modelle sind die gefragtesten F2, denn auch mit AF-Objektiven (allerdings nicht mit den ganz neuen „G“-Objektiven) ist hier eine Belichtungsmessung möglich.

Hier noch mal die verschiedenen F2-Modelle im tabellarischen Überblick:

  Sucher Belicht. Anzeige Messzellen Blendenkupplung
F2 Eyelevel DE-1
F2 Photomic DP-1 Zeiger CDS Gabel
F2S (Photomic) DP-2 LED CDS Gabel
F2SB (Photomic) DP-3 LED Silizium Gabel
F2A (Photomic) DP-11 Zeiger CDS AI
F2AS(Photomic)  DP-12 LED Silizium AI

Auf die eher exotischen Sondermodelle wie die F2 High Speed, F2 Data und die Titan-Ausführungen will ich hier nicht weiter eingehen. Sie sind sehr selten (und teuer) und nur was für abgebrühte Sammler.

Nach fast 10 Jahren Produktionszeit erschien 1980 das Nachfolgemodell Nikon F3,  und die hatte mit der F2 nicht viel mehr als das Objektivbajonett gemeinsam. Die Verschlusszeitensteuerung wurde nun elektronisch geregelt, an Bord war jetzt auch eine Zeitautomatik. Die Belichtungszeit wurde durch ein winziges LCD-Display im Sucher angezeigt und der schlabbrige Schnellschalthebel aus Plastik liess Sehnsucht nach der vollmechanischen Qualität des Vorgängers aufkommen. Denn die gute alte F2 hatte noch lange nicht ausgedient und erfreute sich weiterhin reger Beliebtheit. Sie ist heute ein absoluter Klassiker. Und in verschiedenen Ausführungen erhältlich im Nikonclassics Onlineshop!

Wenn Sie Sich eine Nikon F2 zulegen möchten, sollten Sie folgendes beachten: Wählen Sie ein Modell passend zu Ihren Objektiven. Wenn Sie die alten nonAI-Objektive verwenden wollen, sollten Sie eine F2 Photomic oder F2S nehmen. Die beiden Modelle F2A und F2AS bieten ein einfacheres Wechseln der Objektive, benötigen dazu aber AI- oder AIS-Objektive. Falls Sie nicht bei Nikonclassics, sondern von Privat (z.B über ebay) kaufen wollen, berücksichtigen Sie bitte dass die Belichtungsmesser oft nicht mehr richtig funktionieren. Die Verschlussvorhänge aus Titanfolie haben manchmal Dellen oder Risse, ausserdem sind Spiegeldämpfer und Lichtdichtungen meist erneuerungsbedürftig. Die ersten beiden Ziffern der Seriennummer zeigen übrigens das ungefähre Baujahr an.

Prospekte und Bedienungsanleitungen zu vielen Nikons können Sie übrigens  hier herunterladen.

Quellen und zum weiterlesen:

Klassische Nikons in klassischen Filmen

Vielleicht ist es Ihnen ja auch schon mal aufgefallen: in älteren Kinofilmen treten Profifotografen fast immer mit Nikon-Kameras auf. Kein Wunder, war doch die Nikon bei Berufsfotografen zu Analogzeiten lange Zeit die erste Wahl (erst Ende der achziger Jahre gewann Canon auch im Profi-Lager Liebhaber).

David Hemmings mit Nikon F

Der wohl bekannteste Fotografen-Film ist „Blow-Up“ (1966) von Michelangelo Antonioni. Der Modefotograf Thomas (angelehnt an den Kultfotografen David Bailey) kommt dabei einem Mord auf die Spur, als er auf seinen Fotos bei starker Vergrösserung den Täter entdeckt. Er arbeitet zwar mit einer Nikon F, der Schauspieler David Hemmings handhabt die Kamera aber so linkisch, dass man ihm den Profi kaum abnimmt. Trotzdem war das natürlich eine willkommene Werbung für Nikon. Ob der Film von den Japanern gesponsert wurde, ist nicht bekannt.

Ein weitere Klassiker ist „Apocalypse Now“ von 1979. In Francis Ford Coppolas 30-Millionen-Dollar-Meisterwerk mit Martin Sheen und Marlon Brando tritt Dennis Hopper als durchgedrehter Photojournalist im Dschungel auf. Die Rolle basiert dabei auf dem Leben von Sean Flynn (Sohn von Errol). Der Kriegsfotograf und draufgängerische Schauspieler wurde 1970 von Einheiten des Vietcong entführt und tauchte nie wieder auf. Dennis Hopper hatte sich übrigens schon in den sechziger Jahren  recht erfolgreich als Fotograf betätigt.

Dennis Hopper als Nikonbehängter Kriegsfotograf in „Apocalypse Now“

Aus dem Jahr 1978 stammt der Film „Die Augen der Laura Mars“. Faye Dunaway spielt dabei in der Titelrolle eine Modefotografin, die sich auf erotische Porträts von Modellen in durchsichtigen Kleidern spezialisiert hat. Sie gerät sie in den Brennpunkt einer Serie von brutalen Morden. Die Fotografin arbeitet mit einer Nikon FM mit MD-11-Motor, einer üblichen Kombination, denn viele Profis nutzten die FM/FE-Serie als Backup-Kameras. Während der Dreharbeiten liess sich Dunaway übrigens von dem Fotografen Terry O´Neill beraten, was zu einer realistischen Darstellung beitrug.

Nikon FM in „Die Augen der Laura Mars“ mit Faye Dunaway. Auf dem Nikkor 35/2,0 ist allerdings die falsche Sonnenblende.

In den sechziger Jahren angesiedelt ist die Handlung des Melodrams „Die Brücken am Fluss“(1995). Clint Eastwood verkörpert darin einen Fotografen des National Geographic, den ein Auftrag in eine abgelegene Gegend von Iowa verschlägt. Dort trifft er auf die Farmersfrau Francesca (Meryl Streep), mit der er eine Romanze beginnt. Im Film arbeitet Eastwood mit der damals verbreiteten Nikon F mit einem F36-Motor, was ihn aber nicht davon abhält, den Film manuell zu transportieren….

Clint Eastwood als Fotograf und Herzensbrecher in „Die Brücken am Fluss“

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Nikons in Hollywood-Filmen ist die eher mittelmässige Filmbiografie „Gorillas im Nebel“ von 1988. Sigourney Weaver spielt darin die Biologin Diane Fossey, die in Afrika eine Berggorillapopulation studiert. Die faszinierenden Tiere lassen sie nicht mehr los, und so kämpft sie gegen die drohende Ausrottung der Tiere durch Wilderer. Obwohl ein National Geographic Fotojournalist, Fosseys Liebhaber Bob Campbell (Bryan Brown) viel Zeit damit verbringt, Fotos zu machen die wir nie zu sehen bekommen, ist Fossey ist diejenige, die überzeugender mit ihrer treuen Nikon F hantiert.

„Gorillas im Nebel“ mit Sigourney Weaver als Dian Fossey

Als Kriegsfotograf tritt Nick Nolte in „Under Fire“ auf, einem politischen Thriller über Journalisten im Nicaragua des Bürgerkriegsjahres 1979. Die Handlung folgt dem Star-Fotoreporter Russell Price aus dem afrikanischen Dschungel in das Krisengebiet in Mittelamerika. Dort findet er sich in der Gesellschaft der üblichen Reporter-Kollegen wieder. Allmählich gerät er in eine Dreiecksbeziehung mit Claire (Joanna Cassidy) und Alex Grazier (Gene Hackman), der nur darauf wartet, ein Angebot als Nachrichten-Moderator zu bekommen. Price hat man unterdessen eine brisanten Auftrag erteilt: Er soll einen unbekannten Anführer der Rebellen fotografieren.

Nick Nolte in „Under Fire“

Reales Vorbild für die Figur des Russel Price war Matthew Naythons, während des Bürgerkrieges Fotoreporter in Nicaragua. Er fungierte als Berater bei den Dreharbeiten. Nick Nolte konnte deshalb auch wirklich mit den Geräten umgehen, Filme im Laufen wechseln und war ständig von einer Nikon FTN, einer motorisierten F2 und einer Leica begleitet, wobei letztere mit Weitwinkel nicht wirklich zum Einsatz kommt. Die wichtigsten Aufnahmen schiessŸt er mit der F2 und einem 4,5/300mm, als er die Exekution seines Kollegen durch die regulären Soldaten dokumentiert.

Eine Rarität ist übrigens in dem Drama „Seite an Seite“ zu sehen. In der Produktion aus dem Jahr 1998 ist neben Susan Sarandon und Ed Harris auch Julia Roberts zu sehen, die eine erfolgreiche Fotografin spielt. Das interessante ist, das Julia Roberts mit einer Nikon E3 zu sehen ist, dem klobigen Unikums aus der Frühgeschichte der Nikon-Digitalkameras. Mit dieser 1,4 Megapixel(!)-Kamera werden im Film sogar Werbefotos für Plakatwände gemacht!

Nikon E3 mit Julia Roberts (1998)

Der erste Film, in dem Nikons als Requisiten Verwendung fanden ist angeblich „Zwischenfall im Atlantik“ von 1965. Sidney Poitier verkörpert darin den lässigen Jounalisten Munceford, der über die Jagd auf sowjetische U-Boote berichten soll. Auf dem amerikanischen Zerstörer „USS Bedford“ gerät er dabei in turbulente Ereignisse…

Sidney Poitier als Fotoreporter mit einer Nikon F

Aber auch in vielen neueren Filmen (zum Beispiel „Spiderman 3″oder“Supermans Rückkehr“) tauchen Nikons als Requisite auf.

Die oben erwähnten Kameras bekommen Sie je nach Verfügbarkeit immer noch im Nikonclassics Onlineshop!

Quellen:
  • chrislawrence.es/blog/2012/07/11/top-10-appearances-of-nikon-cameras-in-the-movies/
  • www.antarktis-arktis.de/Kameras%20und%20Filme.htm 
  • tcm.com/this-month/article.html?id=276063%7C17731
  • en.wikipedia.org/wiki/Main_Page
  • und andere