Sony a7 die bessere Nikon Df?

Seit einiger Zeit bin ich auf der Suche nach einer Kamera zum Testen von alten und neuen Objektiven. Das ist mit AI/AIS-Nikkoren ja kein Problem, sie lassen sich an allen Vollformat-Nikons anschliessen. Aber die alten non-AI-Linsen passen (ausser an einige DX-Kameras) nur an die Df. Sehr ärgerlich ist allerdings die Arroganz, mit der im Hause Nikon die Rufe nach einer Einstellscheibe mit Schnittbild und Mikroprismen ignoriert werden. Nicht einmal für die speziell für manuelle Nikkore als besonders geeignet beworbenen Nikon Df ist eine solche Einstellscheibe von Nikon erhältlich, schon garnicht für die anderen aktuellen Bodies. Das manuelle Fokussieren ist mit der elektronischen Einstellhilfe aber oft nicht genau genug und der Umweg über eine Live-View-Vergrösserung recht umständlich.

Sony alpha7 mit Nikkor 20/3,5 AI

Sony alpha7 mit Nikkor 20/3,5 AI

Ein begeisterter Kunde erzählte mir neulich von seiner Sony alpha7, an der die manuellen Nikkore wunderbar funktionieren würden. Diese Kamera ist seit gut einem Jahr auf dem Markt, grade ist sogar schon das Nachfolgemodell Sony a7II erschienen, das über einen Sensor mit Vibrationsausgleich verfügt. Sensationell.

Also schaute ich mir das Ding mal genauer an. Und wirklich, an dieser sehr kompakten 24MP-Kamera kann man mit einem passenden Adapter alle jemals gebauten Nikon-Objekitve anschliessen. Wie lässt sich damit arbeiten?

Die Sony hat einen elektronischen Sucher (EVF). Darauf war ich zunächst gespannt, denn ich habe zwar früher mit Mattscheiben-Linhofs, Messsucher-Leicas und Lichtschacht-Hasselblads gearbeitet, seit vielen Jahren aber ausschliesslich mit Spiegelreflex-Nikons. Und alle Suchersysteme hatten ihre Vor- und Nachteile. Die Sony hat nun von allem etwas: beim manuellen Fokussieren kann man wie mit einer Mattscheibenkamera und Lupe sehr fein einstellen. Im Querformat kann man den Monitor ausklappen und aus Hüfthöhe ähnlich wie mit einer Hasselblad oder Rolleiflex arbeiten (aber mit seitenrichtigem Sucherbild!). Und man kann wie bei einer Spiegelreflexkamera den direkten Blick in den Sucher nutzen. Allerdings handelt es sich hier nun nicht um den gewohnten Prismensucher, sondern um einen kleinen Monitor, der allerdings recht hoch auflöst. Das Bild erscheint hier auf Wunsch schon mit den aktuellen Einstellungen (Farbbalance, Effekte, Unter/Überbelichtung etc) und auch ein Histogramm und allerlei andere Anzeigen können eingeblendet werden. Ausserdem kann die Funktion „Kantenanhebung“ aktiviert werden, dann erscheinen scharf eingestellte Kanten im Sucher rot oder weiss hinterlegt. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber durchaus hilfreich und kann, besonders mit der Lupenfunktion, einen Messsucher oder Schnittbildindikator ersetzen.

Grössenvergleich Sony alpha7, Nikon D3

Grössenvergleich Sony alpha7, Nikon D3

Die Sony ist sehr klein und relativ kantig, was die Handhabung etwas ungewohnt erscheinen lässt. Die Haptik erinnert fast an alte Analogkameras wie die Nikon FM oder FG. Das Auslösegeräusch ist leider ziemlich klapprig, da auf einen mechanischen Verschluss immer noch nicht verzichtet werden kann (nur beim Schwestermodell a7s geht das, der Auslöser ist dann vollkommen lautlos!). Aber die manuellen Nikkore können – mit Adapter – an der a7 gut verwendet werden. Allerdings mit Verzicht auf Annehmlichkeiten wie Offenblendmessung, Springblende oder EXIF-Belichtungsdaten. Die genaue Fokussierung sollte also bei offener Blende vorgenommen werden, um danach auf die passende Blende abzublenden. Also leider etwas umständlich. Immerhin ist aber eine Zeitautomatik nutzbar. Und das mit allen jemals gebauten Nikkoren. Auch die aktuellen „G“-Objektive ohne Blendenring können mit einem geeigneten Adapter angeschlossen werden – die Blendeneinstellung ist dann aber etwas spekulativ.

Nachteil der Sony ist der relativ hohe Stromverbrauch des EVF und die damit recht kurze Akkulaufzeit. Erträglich wird es mit dem Hochformatgriff , der dann zwei der kleinen Akkus beherbergen kann. Die WLAN-Funktion sollte man zum Stromsparen abschalten.

Als Ergänzung zu meinem Arbeitspferd D3 macht sich die kleine Sony ganz gut, besonders als kleine Vollformat-„Immerdabei“.  Ersetzen kann sie sie aber nicht. Ideal wäre eine „a7“ von Nikon: mit Blendenkupplung, Springblende, EXIF-Daten und AF-Kompatibilität. Momentan ist aber die Sony a7 die beste auf dem Markt erhältliche Vollformat-Kamera zur Verwendung manueller Nikkore – das neue Modell a7II sogar mit Vibrationsausgleich, sogar bei manuellen (!) Objektiven.

Das Angebot an passenden AF-Objektiven ist noch sehr dürftig. Aber ich werde die Kleine wohl vorwiegend mit manuellen Nikkoren verwenden. Eine Bemerkung noch zu dem für Nikon-Objektive nötigem Adapter. Es sollte eine Dicke von genau(!) 28,50 mm haben. Ansonsten lassen sich manuelle Objektive eventuell nicht auf „unendlich“ fokussieren.

8 Gedanken zu „Sony a7 die bessere Nikon Df?

  1. Torsten

    Die FocusingSreens gingen als umgebaute F6-Scheiben auch an der D800, wo ich sither mit Mikroprismen fokussiere. Einziger NAchteil: man muss manchmal mehrfach aus/einbauen, bis man mit den mitgelieferten Spacern wirklich exakt den Abstand zum Prisma hat.
    Nach den Erfolgen habe ich mir gleich den Screen für die Df mitbestellt, auch wenn es sicher noch ein, zwei Jährchen dauert, bis ich die Kamera mein Eigen nenne …
    Offfiziell lt Nikon geht das alles nicht, aber wenn ein Hersteller solche Basteleien aushält, dann (Mamiya und) Nikon.

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  2. Jochen

    Hallo!
    Da ich bei fast allen Kameras die Gittermattscheiben drin habe, habe ich Schnittbildindikator oder Mikroprismen nie vermisst.
    Die Sony A7 ist wirklich ein tolles Teil, bis sowas von Nikon kommt habe ich mir die Fuji X-M1 geholt. Nicht für meine Nikkore sondern als “ immer dabei “ Kamera, mit den 2 Set-Zooms kommt man von 24mm bis über 300mm.
    Das fotografieren mit dem Adapter an der Sony A7 hört sich sehr „nostalgisch “ an , erinnert mich an meine erste M42-SLR 😉

    Mit “ Inovationen “ muss man bei Nikon ab und zu etwas geduldig sein, wie lange hat es gedauert bis das AF 70-210/f4 einen Nachfolger hatte ? 😉

    Grüße

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  3. Randle P. McMurphy

    Der Ablauf – Scharfstellen/Abblenden/Auslösen eignet sich nur bedingt
    und nicht für alle fotografischen Situationen was wiederum dem Sinn der
    kleinen, unauffällig kompakten Sony wiederspricht – dann lieber gleich
    ein Sonyobjektiv !

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  4. Klaus Gruber

    Hallo!
    Bin nur Gast, muß aber wiedersprechen. Ich verwende auch eine A7r mit ausschließlich manuellen Objektiven von Nikon, Canon FD und Contax. Das Abblenden nach dem Scharfstellen entfällt natürlich, es wird die gewünschte Blende wie gewohnt vorher eingestellt, der elektronische Sucher sorgt für ein gleichbleibend helles Sucherbild. Wenn man sich dann noch die Sucherlupe auf eine der Funktionstasten legt, ist man mit Scharfstellen fast so schnell wie mit Autofokus! Für Sportaufnahme, wo kontinuierlicher AF nötig wäre, natürlich zu langsam, aber dafür gibt es dann von Sony die entspr. Objektive.

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  5. Friederike Take

    Guten Abend,
    ich habe mir gerade die Sony A7II gekauft und möchte gerne meine alten Nikonobjektive ( 55mm, 1:2,8 und 28 mm, 1:2,8) damit benutzen. Welchen Adapter haben Sie benutzt? Bei den vielen angebotenen Modellen bin ich doch etwas unsicher.

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    1. Nikonclassics Artikelautor

      Hallo Frau Take,
      Mit dem sehr hochwertigen Novoflex-Adapter sind Sie auf der richtigen Seite. Aber auch die einfachen No-Name-Adapter sind verwendbar, auch wenn es hier manchmal zu kleinen Maßabweichungen kommt. Einfach ausprobieren.
      Viele Grüße,
      Norbert Michalke

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