Kategorie-Archiv: die analogen Nikons

Nikon F100 – die „digitale“ Analogkamera

Nikon F100 mit AF-S-Nikkor 50/1,4G

Nikon F100 mit AF-S-Nikkor 50/1,4G

Der einzige Unterschied zwischen der F100 und einer D750 ist das fehlende Display auf der Rückseite. Ach Moment mal… Stimmt! Die Nikon F100 ist ja eine Analogkamera. Das fällt aber erst so richtig auf, wenn man nach der Aufnahme vergeblich aufs Display schauen will. Da befindet sich allerdings nur ein kleines Fenster, durch das man die eingelegte Filmpatrone  sehen kann. Ansonsten hat sich am Bedienkonzept seit fast 20 Jahren ja fast nichts geändert, und die F100 wurde immerhin bis 2006 gebaut. Sie ist also die ideale Kamera für den modernen Fotografen, der neben dem Einsatz der Digitalen auch noch ein paar Belichtungen auf Film bannen möchte. Alle Bedienelemente sind da, wo man sie vermutet, die Umstellung fällt also denkbar leicht. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass auch die modernsten G-Nikkore verwendet werden können, die Kamera aber auch mit manuellen AI-Objektiven aus den 70ern klarkommt. Weiterlesen

F2 auf Speed: die Nikon F2H

ungleiche Schwestern: Nikon EM, F2S

ungleiche Schwestern: Nikon EM, F2S

1978. Reinhold Messner besteigt als erster Mensch den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät, Ministerpräsident Hans Filbinger muss wegen seiner Nazi-Vergangenheit zurücktreten und in Rom stirbt Papst Paul VI. Im gleichen Jahr präsentiert  die Firma Nikon eine extrem schnelle Kamera. Basierend auf dem F2 Titan-Gehäuse konstruierten die japanischen Ingenieure eine Spezialversion, die doppelt so schnell war wie die Serien-F2 mit Motor: maximal 10 Bilder pro Sekunde schaffte die schnelle Nikon F2H, das „H“ steht dabei – wer hätte es gedacht- für High Speed. Weiterlesen

Nikon für Alle – die E(conomy)-Serie

Nikon EM mit Series E 50mm/1,8

Nikon EM mit Series E 50mm/1,8

Viel Geld für eine Kamera auszugeben, die nur gelegentlich benutzt wird, ist nicht jedermanns Sache. Aber bei Nikon war man auch in der „analogen Zeit“ stets darauf bedacht, neben den gut ausgestatteten und überaus robusten Profimodellen auch preiswerte Kameras für den „Massenmarkt“ zu produzieren. Diese Kameras waren nicht nur von den Funktionen darauf ausgerichtet, auch von Amateuren bedient zu werden, die sich nicht viel mit der Technik auseinandersetzen wollten. Auch die Auswahl der Werkstoffe war dabei stets ein guter Kompromiss aus Kosten, Gewicht und Haltbarkeit. Weiterlesen

Nikons Profiliga – kleiner Überblick über die F-Serie

Familienfoto: Nikon F (1959) bis F6 (2004)

Familienfoto: Nikon F (1959) bis F6 (2004)

Dass Asiaten das „R“ schlecht aussprechen können ist eine Binsenweisheit. Was hat das aber mit Nikon zu tun? Als 1959 die Nikon-Leute ihre erste Spiegelreflexkamera auf den Markt brachten, wurde nach einer markanten Typenbezeichnung gesucht. Nach den Messsucherkameras M (=“Medium“) und S (=“Syncronized“) war das „R“ für Reflex zwar naheliegend, verbot sich aber aus oben genannten Gründen. So nahm man also den mittleren Buchstaben von „Reflex“ und nannte die neue Kamera „Nikon F„. Weiterlesen

Ein unsterblicher Klassiker: die Nikon FM2

Vor über dreissig Jahren kam eine Kamera auf den Markt, die bis heute viele Fotografen in ihren Bann zieht. Einige meinen, sie sei die klassischste aller Nikons: die vollmechanische FM2. Noch heute erfreut sie sich reger Beliebtheit, obwohl sie seit 2001 nicht mehr gebaut wird. Warum das so ist, darum geht es im folgenden.

315014-32k

Die Nikon FM2 war mit schwarz lackiertem oder verchromten Gehäuse erhältlich

Im Jahre 1982 konnte Nikon mit einer Weltsensation aufwarten: das Nachfolgemodell der  FM erhielt einen Copal-Verschluss mit der kürzesten Belichtungszeit von 1/4000 sec und wurde zur Nikon FM2. Damit wurden Momentaufnahmen in Bereichen möglich, die der bildmässigen Fotografie bis dahin verschlossen gewesen waren. Weiterlesen

Neue Linsen an analogen Bodies?

DSC19532

Sieht krass aus, passt aber: Nikon F Eyelevel (1964) mit AF-S Nikkor 17-35/2,8 (2008)

Die Frage, welche manuellen Objektive sich an modernen Digitalkameras verwenden lassen, habe ich ja schon hier behandelt. Nun gibt es aber auch oft den Fall, dass man wieder analog fotografieren möchte, aber die vorhandenen modernen Objektive dazu nutzen will. Vielleicht möchte ja der Eine oder die Andere die Sache mit dem Film erst mal ausprobieren, ohne gleich in ein paar schöne manuelle Objektive zu investieren. Dann erreichen mich Anfragen wie diese: „Kann ich die Objektive meiner Digitalkamera auch an einer analogen Nikon verwenden?“ Das kann ich nur mit einem entschiedenen „Kommt drauf an!“ beantworten. Weiterlesen

10 Jahre Nikon F6 – Hightech mit „analogem Wechselsensor“

Dieses Jahr wird die Nikon F6 zehn Jahre alt. Ist es Zeit für eine F7? Wohl kaum, denn eine Weiterentwicklung wird es wahrscheinlich nie geben. Wozu auch? Die F6 ist die beste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt – behauptet zumindest der Nikon-Guru Ken Rockwell.

Was ist denn eigentlich dran an dieser legendären Kamera? Nun, ich will Sie nicht mit technischen Daten langweilen, die können Sie hier nachlesen. Aber ein paar Besonderheiten müssen doch erwähnt werden.

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Anders als ihre Vorgängermodelle der F-Reihe verfügt die F6 nicht über einen auswechselbaren Sucher. Das macht sie wesentlich kompakter als der klobige Vorgänger F5.

Der Verschluss der F6 ist deutlich leiser als der der F5, und die Kamera steckt voller Hightech. Volle Kompatibilität zum CLS-System zum Beispiel. FP-Kurzzeitsynchronistaion. Manuelle Objektive können – übrigens mit Color-Matrixmessung – im vollen Umfang verwendet werden. Auf Wunsch baut Nikon auch eine klappbare AI-Kupplung an, wie bei der F3 und der Df. Dann können auch die ganz alten nonAI-Nikkore verwendet werden. Und wie bei den grossen Digis können auch bei der F6 Brennweite und Lichtstärke von 9 manuellen Objektiven eingegeben und gespeichert werden.

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das Highlight aber ist: die F6 speichert die EXIF-Daten! Ja, Sie lesen richtig. Ein interner Speicher kann die Belichtungsdaten von über 30 Filmen aufzeichnen. Diese können dann mittels des Datenlesegerätes MV-1 auf eine CF-Karte überspielt und später z.B. den Scans zugeordnet werden. Auf Wunsch können die Belichtungdaten aber auch auf den Filmsteg zwischen den Bildern (oder auch in die Bilder selbst) einbelichtet werden.

Es ist vielleicht gar nicht so falsch, die Nikon F6 als „Hightechkamera mit analogem Wechselsensor“ zu betrachten, als Werkzeug für Fotografen, die eigentlich digital arbeiten, aber ohne grosse Umstellung auch mal den Look von echtem Film brauchen. Aber noch ein anderer Aspekt spielt eine Rolle. Tomoshisa Ikeno aus der Entwicklungsabteilung der Nikon F6 sagte dazu: „Mit einer Digitalkamera kann man – übertrieben gesagt – unendlich viele Bilder schiessen, ganz anders als bei analogem Film. Man muss nicht zögern; einfach den Auslöser drücken, nachher kann man ja alles wieder löschen. Manche Fotografen lehnen aber diese Oberflächlichkeit ab. Sie suchen einen vorsichtigen und respektvollen Weg zum Foto. Sie schätzen das einzigartige Bild, um ihre Vision auf Film zu bannen.“

John Crane ist einer von ihnen. Der amerikanische Outdoor-Fotograf ist von der F6 so begeistert, dass er das Nikon F6 Projekt ins Leben rief: „Leute, der Film ist nicht tot. Er brauchte nur einen neuen Meister um den nächsten Level zu erreichen. Dieser Meister ist die Nikon F6.“

Aber wie lange wird es die F6 noch geben? Schon im Dezember 2008 meldete ColorFoto, die Nikon F6 werde nicht mehr gebaut, nur noch wenige Reststücke seien im Handel. Vor einigen Tagen teilte Nikon mir dagegen auf Anfrage mit, dass die F6 weiterhin produziert werde. Zu künftigen Planungen und Verkaufszahlen wollte man sich aber nicht äussern. Gerüchte besagen jedoch, das zwei Mitarbeiter im Nikon-Werk Sendai monatlich 50 Stück produzieren.

Sie wollen eine? Und zwar möglichst günstig? Schauen Sie mal im Nikonclassics Onlineshop. Vielleicht haben Sie Glück…

 

 

 

Nikkormat FTN – der „Nikon-Panzer“

Nikkormat FTN – eine superrobuste und einfach ausgestattete Kamera im kultigen Design der sechziger Jahre. Und heute noch aktuell, denn sie lässt sich mit fast allen manuellen Nikkoren im vollen Umfang nutzen. Wer auf die Belichtungsmessung verzichtet, kann sogar AF-Objektive verwenden.

Foto aus einem Nikon Prospekt

Foto aus einem Nikon Prospekt

Im Laufe der Jahre hat Nikon viele Kameragehäuse gebaut, die zwar nicht ausdrücklich für Profis konzipiert waren, aber auch nicht unbedingt als Kameras für unbedarfte Anfänger gelten. Die Nikkormat-Serie machte darin den Anfang. Sie wurde nach dem Erscheinen der Nikon F entwickelt, um auch weniger betuchten Amateuren zu ermöglichen, eine hochwertige Kamera für das F-Objektivsystem zu erwerben. Dabei wurden einige Ausstattungsmerkmale weggelassen, die das Profimodell Nikon F so teuer machten. Weiterlesen

Nikon F2: die Legende lebt!

Wenn heute in Fotografenkreisen der Name „Nikon F2“ fällt, huscht so manchem alten Hasen ein wehmütiges Lächeln übers Gesicht. Denn die F2 war in den siebziger Jahren das Nonplusultra an Kameratechnik. Sie ist aus der Geschichte des Bildjournalismus nicht wegzudenken, kein Fotograf jener Zeit kam an dieser Kamera vorbei.

Im Folgenden will ich kurz darstellen, was die Unterschiede zum Vorgänger Nikon F und zum Nachfolger F3 sind sowie Tipps geben, was heute beim Kauf einer Nikon F2 zu beachten ist.

Wesentliche Design-Unterschiede zur Nikon F sind das abgerundete Gehäuse (die Kamera liegt nun viel besser in der Hand), der nach vorn verlagerte Auslöser und die nun konventionell (also mit einem seitlichen Scharnier) konstruierte Rückwand. Ausserdem wurde die Befestigung der Sucher solider und zuverlässiger gestaltet. Im Inneren jedoch wurde die Konstruktion umfangreicher modernisiert: Die Stromversorgung wurde in den Kameraboden verlegt, die Aufzugsmechanik gestrafft, so dass nur ein kurzer 120-Grad Schwung zum Filmtransport nötig ist. Im Sucher gibt es nun eine Blitzbereitschaftsanzeige und der Schlitzverschluss aus Titanfolie schafft jetzt 1/2000 Sekunde.

Die F2 wurde konsequent als professionelle Systemkamera konzipiert. Neben verschiedenen Prismensuchern gab es einen Lichtschachsucher (DW-1), einen Vergrösserungssucher (DW-2) und einen Sportprismensucher (DA-1). Es gab 19 (!!) unterschiedliche Einstellscheiben, verschiedene Motorantriebe (MD-1/MD-2 und MD-3) standen zur Verfügung. Ausserdem gab es sogar eine ansetzbare Blendenautomatik (DS-12). Diverse Batterie- und Netzstromversorgungen, Fernsteuerungen, Grossraummagazine und weiteres Zubehör wurde angeboten. Vieles davon ist heute sehr selten. Relativ leicht erhältlich sind aber die Grundgehäuse mit den verschiedenen Prismensuchern, die aber meist in stark gebrauchtem Zustand sind. Kein Wunder, denn die F2 war ja ein typisches Profi-Werkzeug und wurde auch entsprechend behandelt.

Von der Nikon F2 gab es verschiedene Ausführungen, deren Kamerakörper jedoch bei allen Modellen gleich war. Sie unterschieden sich nur durch die aufsetzbaren Prismensucher:

Nikon F2AS (vorn) und F2 Photomic

Die F2 Eyelevel besass nur einen reinen Prismensucher ohne Belichtungsmesser, sie wurde wenig verkauft und ist heute entsprechend selten. Die F2 Photomic hatte einen Prismensucher mit Belichtungsmesser (DP-1). Die Anzeige erfolgte mittels einer Nadel, die durch Verstellen der Blende oder Belichtungszeit mit einer Marke zur Deckung gebracht wird. „Photomic“ bedeutet übrigens einfach „Belichtungsmesser“. Den hatten alle folgenden F2-Modelle auch im Sucher, der Einfachheit halber lasse ich deshalb die Bezeichnung „Photomic“ da mal weg. Bei der Weiterentwicklung F2S (der Sucher hiess jetzt DP-2) erfolgte die Einstellung mittels Leuchtdioden, was stossunempfindlicher und bei schlechtem Licht besser ablesbar war. Nur kurze Zeit gebaut wurde die F2SB (Sucher DP-3 mit schneller ansprechenden Silizium-Fotodioden statt der trägeren CdS-Zellen), sie ist deshalb bei Sammlern begehrt. Diese drei erstgenannten Photomic-Sucher benutzten noch das alte Blendenkupplungssystem mittels Gabelkupplung. Es passen aber neben den nonAI-Objektiven auch AI und AIS-Objektive an diese Kameras, denn auch diese verfügen serienmässig über die „Hasenohren“ genannte Gabelkupplung. Sogar AF-Linsen können (ohne Belichtungsmessung) angesetzt werden.

AI-Kupplung an der F2A

1977 wurde das AI-System eingeführt. Der Objektivwechsel wurde dadurch erleichtert, denn es war nicht mehr das etwas hakelige Einsetzen der Gabelkupplung in den Mitnehmer des Messsuchers nötig. Es erschienen nun die mit einer AI-Kupplung ausgestatteten Modelle F2A und F2AS. Sie sind gut erkennbar durch die Beschriftung „A“ bzw. „AS“ vorne rechts am Prismensucher. Der DP-11-Sucher der F2A hatte eine Belichtungsanzeige mit Nadel (sozusagen analog), das Spitzenmodell F2AS zeigte im DP-12-Sucher über drei Leuchtdioden die Belichtungsmessung an. Diese beiden letztgenannten Modelle sind die gefragtesten F2, denn auch mit AF-Objektiven (allerdings nicht mit den ganz neuen „G“-Objektiven) ist hier eine Belichtungsmessung möglich.

Hier noch mal die verschiedenen F2-Modelle im tabellarischen Überblick:

  Sucher Belicht. Anzeige Messzellen Blendenkupplung
F2 Eyelevel DE-1
F2 Photomic DP-1 Zeiger CDS Gabel
F2S (Photomic) DP-2 LED CDS Gabel
F2SB (Photomic) DP-3 LED Silizium Gabel
F2A (Photomic) DP-11 Zeiger CDS AI
F2AS(Photomic)  DP-12 LED Silizium AI

Auf die eher exotischen Sondermodelle wie die F2 High Speed, F2 Data und die Titan-Ausführungen will ich hier nicht weiter eingehen. Sie sind sehr selten (und teuer) und nur was für abgebrühte Sammler.

Nach fast 10 Jahren Produktionszeit erschien 1980 das Nachfolgemodell Nikon F3,  und die hatte mit der F2 nicht viel mehr als das Objektivbajonett gemeinsam. Die Verschlusszeitensteuerung wurde nun elektronisch geregelt, an Bord war jetzt auch eine Zeitautomatik. Die Belichtungszeit wurde durch ein winziges LCD-Display im Sucher angezeigt und der schlabbrige Schnellschalthebel aus Plastik liess Sehnsucht nach der vollmechanischen Qualität des Vorgängers aufkommen. Denn die gute alte F2 hatte noch lange nicht ausgedient und erfreute sich weiterhin reger Beliebtheit. Sie ist heute ein absoluter Klassiker. Und in verschiedenen Ausführungen erhältlich im Nikonclassics Onlineshop!

Wenn Sie Sich eine Nikon F2 zulegen möchten, sollten Sie folgendes beachten: Wählen Sie ein Modell passend zu Ihren Objektiven. Wenn Sie die alten nonAI-Objektive verwenden wollen, sollten Sie eine F2 Photomic oder F2S nehmen. Die beiden Modelle F2A und F2AS bieten ein einfacheres Wechseln der Objektive, benötigen dazu aber AI- oder AIS-Objektive. Falls Sie nicht bei Nikonclassics, sondern von Privat (z.B über ebay) kaufen wollen, berücksichtigen Sie bitte dass die Belichtungsmesser oft nicht mehr richtig funktionieren. Die Verschlussvorhänge aus Titanfolie haben manchmal Dellen oder Risse, ausserdem sind Spiegeldämpfer und Lichtdichtungen meist erneuerungsbedürftig. Die ersten beiden Ziffern der Seriennummer zeigen übrigens das ungefähre Baujahr an.

Prospekte und Bedienungsanleitungen zu vielen Nikons können Sie übrigens  hier herunterladen.

Quellen und zum weiterlesen:

Die Nikon F3AF (1983-1986)

Nikon F3AF (Prospektfoto)

Das waren noch Zeiten: Helmut Kohl löste Helmut Schmidt als Bundeskanzler ab, im Südatlantik tobte der Falklandkrieg, und Nicole gewann mit „Ein bisschen Frieden“ den Eurovision Song Contest. Und die japanische Nikon Corporation präsentierte auf der Photokina 1982 eine skurrile Kamera: Die erste Nikon mit Autofokus (nach der Pentax ME-F die zweite AF-SLR überhaupt), die Nikon F3AF.

Schnitt durch die F3AF

Geliefert wurde das Gehäuse ab 1983 mit dem unförmigen Sucher-, Belichtungs- und AF-Mess-Aufsatz DX-1 und dem AF-Nikkor 80/2,8. Dazu konnte ein spezielles AF-Nikkor 200/3,5 IF-ED geordert werden. Beide Objektive haben jeweils einen kernlosen Mikromotor eingebaut, eine Bauweise, die später zugunsten der in die Kameragehäuse integrierten AF-Motoren wieder aufgegeben wurde. Erst 1996 kam man bei Nikon (nachdem Canon damit grosse Erfolge erzielt hatte) wieder auf diese Technik zurück und nannte sie dann „AF-S“. Für die F3AF wurden aber leider nur diesen beiden Objektive gebaut, lediglich ein Telekonverter, der TC-16, kam hinzu. Er machte aus einem manuellem Objektiv mittels zwischengeschalteter beweglicher Linsen ein Autofokusobjektiv mit 1,6facher Brennweite; eine Bauweise,  die letztlich nur ein Kompromiss war.

Aber die F3AF war ja eigentlich auch keine ernstzunehmende Kamera, sie diente nur zum Testen des Marktes und wurde auch von den Käufern gemieden. Nicht zuletzt deshalb, weil sie das doppelte der normalen F3 kostete. Auch war die Fachwelt, gewohnt an die manuelle Bedienung, noch nicht von der Notwendigkeit einer automatischen Scharfstellung zu überzeugen. 1986 wurde sie schon wieder vom Markt genommen, nachdem ein paar tausend Stück weltweit verkauft worden waren. Autofokus blieb ein Merkmal der Amateurkameras wie F501 und F801. Erst 1988 gelang Nikon mit der F4 bekanntlich die erste richtige AF-Profi-Kamera.

Kontakte am Sucher DX-1

Aber zurück zur F3AF. Die Schärfeerkennung erfolgt im Autofokus-Prismensucher DX-1. Er bildet ein in sich geschlossenes System mit eigener Stromversorgung und fest eingebauter Einstellscheibe. Im Sucher werden aus dem Strahlenbündel in der Mitte zwei Teilstrahlen abgeleitet und auf zwei Silizium-Fotodioden geführt. Ähnlich dem Prinzip eines Schnittbild-Entfernungsmessers erkennt der Sucher, ob das Motiv im Meßfeld scharf fokussiert ist. Wenn nicht, werden entsprechende Befehle mittels spezieller, im Kamerabajonett eingebauter zusätzlicher Kontakte elektrisch an den Fokussiermotor im Objektiv erteilt. Schon erstaunlich, dass das alles so gut funktionierte, wenn auch für heutige Massstäbe etwas behäbig.

Kontakte im Body der Nikon F3AF

Leider, leider ist aber das alles nicht mit modernen AF-Geräten vollständig kompatibel. Ausser den beiden schon genannten 80- und 200mm-Objektiven funktionieren keine anderen AF-Nikkore mit der F3AF. Manuelle Objektive können an der F3AF jedoch problemlos verwendet werden. Andersherum lassen sich die beiden Objektive der F3AF auch nur an der F4 und der F501 verwenden, an digitalen Nikons nicht. Dafür sind es die einzigen AF-Nikkore die sich auch an älteren Nikon Kameras ohne Ai-Kupplung verwenden lassen.

Die F3AF kann übrigens ganz leicht in eine normale F3 verwandelt werden, lediglich eine Mattscheibe und ein DE-2 oder DE-3(HP) müssen dazu statt des klobigen DX-1-Suchers montiert werden. Auch alle anderen Zubehörteile der F3, wie zum Beispiel Motor oder Datenrückwand, können mit der F3AF verwendet werden. Ausserdem kann der DX-1 an jeder „normalen“ F3 auch als automatische Einstellhilfe verwendet werden, wenn nach wie vor von Hand fokussiert werden soll.

Wie gesagt, die Nikon F3AF ist recht selten, um so mehr freue ich mich, in meinem shop ein Exemplar in neuwertigem Zustand anbieten zu können verkauft zu haben.