Viel Geld für eine Kamera auszugeben, die nur gelegentlich benutzt wird, ist nicht jedermanns Sache. Aber bei Nikon war man auch in der „analogen Zeit“ stets darauf bedacht, neben den gut ausgestatteten und überaus robusten Profimodellen auch preiswerte Kameras für den „Massenmarkt“ zu produzieren. Diese Kameras waren nicht nur von den Funktionen darauf ausgerichtet, auch von Amateuren bedient zu werden, die sich nicht viel mit der Technik auseinandersetzen wollten. Auch die Auswahl der Werkstoffe war dabei stets ein guter Kompromiss aus Kosten, Gewicht und Haltbarkeit.
Typische Vertreter dieser Gruppe sind die sehr einfache Nikon EM sowie die besser ausgestatteten Modelle FG und die FG-20. Dabei waren diese Kameras natürlich nicht schlecht. Sie waren halt auf den Urlauber zugeschnitten, der damit im Jahr ein dutzend Filme „verknipst“ und sich nicht viel Gedanken über die Tiefen der Fototechnik machen will. Gleichwohl war natürlich die Kompatibilität zum Rest des Nikon-System immer weitgegehend gegeben, und für viele war eine solche Kamera ja auch die „Einstiegsdroge“, die später zum Kauf einer besser ausgestatteten Nikon führte. Und heute sind diese Kameras eine tolle Möglichkeit, mal günstig die analoge Fotografie auszuprobieren: Schauen Sie hier.
Ähnlich verhielt es sich mit den Objektiven: 1979 kam man bei Nikon auf die Idee, eine preisgünstige „E-Serie“ herauszubringen. Das Motto war: „Der ganz normale Anwender, der im Jahr maximal 10 Filme belichtet, und das sind über 80% der fotografierenden Bevölkerung, braucht natürlich ein Objektiv, das auch hohe Ansprüche an die Qualität der Abbildung erfüllt, aber er braucht nicht die mechanische Robustheit, die für den Intensivanwender sinnvoll ist. Warum sollte er dann dafür bezahlen?“ Die Marketing-Abteilung wollte also dadurch die Käufer von billigen Fremdfabrikaten zu Nikon zurückholen. Hätte eigentlich klappen müssen: Nikon-Qualität zum Soligor-Preis. Allerdings machte Nikon den Fehler, zuzugeben, dass einige Teile aus Kunststoff bestanden. Und das zu einer Zeit, zu der Plastik im Objektivbau absolut verpönt war. Deswegen verkauften sich diese Objektive sehr zögerlich, obwohl sie optisch hervorragend waren (ausser das 28/2,8 SerieE). Trotzdem wurden sie den Ruf nicht los, Objektive „zweiter Wahl“ zu sein. Dazu kam, dass die erste Baureihe deutlich billiger aussah, auch fehlte der „Hasenohren“-Blendenmitnehmer für die älteren Bodies. Die Abbildungsleistung dieser E-Serie ist aber absolut vergleichbar mit den Nikkoren, nur dass diese halt NOCH stabiler gefertigt sind.
Folgende E-Series-Objektive gab es:
Weitwinkel 28mm/2,8 und 35mm/2,5
Normalbrennweite 50mm/1,8
Teleobjektive 100mm/2,8 und 135mm/2,8
Zoom 36-72mm/3,5, dazu ein 75-150mm/3,5 sowie ein 70-210mm/4
Einige dieser Linsen sind übrigens momentan bei Nikonclassics erhältlich…
Nikon hat aus diesem Fehler aber gelernt: Heute heissen alle Nikon-Objektive „Nikkor“, obwohl einige der einfachsten Zooms deutlich ramschiger als die Series-E-Objektive sind, siehe Plastikbajonett…
Nichts zu tun hat die E-Serie aber mit den neuesten E-Nikkoren.
Damals stimmte die Qualität, aber die Leute ließen sich vom Anschein täuschen. Bei heutigen vermeintlichen „Anfängermodellen“ (Anfänger haben es eher schwerer, damit Fotografie zu erlernen) ist es genau anders rum. 😉
Ich habe das Serie E 50mm/1.8. Ich mag es, weil es so klein und leicht ist – ideal, um im Urlaub die FE immer dabei zu haben und trotzdem auf nichts zu verzichten.
Das Serie E 100mm/2.8 habe ich mir gezielt gekauft, weil seine Bildwiedergabe bei Nikon einzigartig ist, etwas softer und damit toll für stimmungsvolle Portraits.
Sogar die Nikon EM hat ihren Reiz. Unter der Plastikabdeckung besitzt sie einen Metallkörper, Zeitautomatik verwenden so schon viele Fotografen (man kann nur zwischen A und M90 wählen), das Design stammt von Giugaro. Außerdem ist es irgendwie niedlich, dass sie ein eigenes Zubehörprogramm hat. 🙂
Nikon soll ursprünglich Frauen als Zielgruppe angepeilt haben, weil befürchtet wurde, dass viele mit der „schwierigen“ Bedienung einer SLR überfordert seien. Zum Glück hat man diese chauvinistische Ansicht später umformuliert…
Das 1,8/50 Pancake + eine 301 als Knippse für die Jackentasche zum Überallmitnehm-Spaziergang ! 🙂 …steht auf meiner Liste!
Ich habe die FE2 mit dem 50mm 1:1,8 dran. TOP kann ich nur sagen. Letzter Einsatz war gerade erst im Zoo in Gelsenkirchen da ist man dann genau so wie die Tiere ein hingucker.