Nikons Profiliga – kleiner Überblick über die F-Serie

Familienfoto: Nikon F (1959) bis F6 (2004)

Familienfoto: Nikon F (1959) bis F6 (2004)

Dass Asiaten das „R“ schlecht aussprechen können ist eine Binsenweisheit. Was hat das aber mit Nikon zu tun? Als 1959 die Nikon-Leute ihre erste Spiegelreflexkamera auf den Markt brachten, wurde nach einer markanten Typenbezeichnung gesucht. Nach den Messsucherkameras M (=“Medium“) und S (=“Syncronized“) war das „R“ für Reflex zwar naheliegend, verbot sich aber aus oben genannten Gründen. So nahm man also den mittleren Buchstaben von „Reflex“ und nannte die neue Kamera „Nikon F„.

Nikon F als "Photomic FTN" und "Eyelevel"

Nikon F als „Photomic FTN“ und „Eyelevel“

Diese modular aufgebaute Spiegelreflex hatte anfangs noch einen reinen Prismensucher als Standard, bald aber die „Photomic“ genannten Sucher mit eingebautem Belichtungsmesser in verschiedenen Varianten. Sie bot viel Ausstattung, die die Konkurrenzmodelle damals nicht hatten: automatische Springblende, Offenblendmessung, Rückschwingspiegel. Auch die Einstellscheibe war wechselbar und erstmalig bei einer SLR konnte ein Motorantrieb angeschlossen werden. Was damals noch niemand ahnte: Der in den fünfziger Jahren konstruierte Bajonettanschluss für die Objektive hat sich bis heute erhalten: Objektive und Bodies von damals und heute sind – wenn auch teilweise mit Einschränkungen – immer noch kombinierbar (hier und hier lesen Sie mehr dazu).

Nikon F2A

Nikon F2A

Aber die Ingenieure blieben nicht untätig. Es wurde weiter verbessert und optimiert, und 1971 kam die F2. Die wichtigsten Neuerungen waren: eine verbesserte und stabilere Sucherbefestigung. Überarbeitete Mechanik mit schnellerem Verschluss und kürzerem Aufzugsweg. Die Batterie für den Belichtungsmesser wanderte in den Kameraboden, trotzdem war auch die F2 aber eine vollmechanische Kamera; der Verschluss funktioniert ohne Strom. Das Design wurde optimiert, die Ecken abgerundet, der Auslöser weiter vorn angebracht. Die Objektiv- und Zubehörpalette wurde erheblich erweitert, 1977 kam die AI-Blendenkupplung und mit ihr die Modelle F2A und F2AS. Die F2 war DAS Profiwerkzeug der siebziger Jahre. Hier lesen Sie mehr dazu.

Nikon F3

Nikon F3

Elektronik wurde modern, und so erschien 1980 die F3, Nikons völlig neukonstruierte vollelektronische Profikamera. Die gesamte Belichtungsmessung – und erstmals auch eine Zeitautomatik – wurde in das Kameragehäuse integriert und stand so mit allen Sucheraufsätzen zur Verfügung. Der Verschluss ist elektronisch quarzgesteuert, was ihm bis heute zu einer ausserordentlichen Genauigkeit verhilft. Aber ohne Batterie war die Kamera fast tot, nur die mechanische 1/80 sec konnte noch über einen Notauslöser verwendet werden. 1982 erschien die F3HP („High Eyepoint“), auch Brillenträger konnten nun problemlos das ganze Sucherbild überblicken. Der Motorantrieb MD-4 machte aus der F3 eine schnelle Reportagekamera. Ein Jahr später machte Nikon auch erste Versuche mit Autofokus, die in die F3AF mündeten. Mehr zur F3 lesen Sie hier.

Nikon F4s

Nikon F4s

Zu dieser Zeit war Autofokus bei Berufsfotografen noch verpönt, was sich allerdings 1988 nach Einführung der Nikon F4 änderte, denn diese Kamera erschütterte die Fotografenwelt.  Als erste AF-Profikamera der Welt verfügte sie ausserdem über einen integrierten schnellen Motorantrieb. Der machte die F4 zwar zu einem 1,5-Kilo-Monster, das aber Dank des augefeilten Designs ziemlich gut in der Hand lag. Die F4 benötigt vier Mignonzellen oder -akkus, die Varianten F4S und F4e sechs Stück. Sie haben dafür einen schnelleren Antrieb und verfügen über einen Hochformatauslöser. Die elektronische Ausstattung mit Zeit-, Blenden- und Programmautomatik, TTL-Blitzsteuerung und Matrixmessung erforderte etwas Einarbeitung. Der Wechselsucher wurde bei der F4 auf einem stabilen Schienensystem eingeschoben, deshalb war nun erstmals auch die Montage eines ISO-Blitzgerätes auf dem Prisma möglich. Was die Objektivkompatibilität angeht, ist die F4 die universellste Profi-Nikon: dank des umklappbaren Blendenkupplungshebels können die nonAI-Objektive der sechziger Jahre sowie spätere manuelle AI/AIS-Typen verwendet werden, ebenso natürlich AF-Linsen, aber auch moderne AFS-Objektive, mit Einschränkungen sogar G-Typen. Mehr zur F4 lesen Sie hier.

Nikon F5

Nikon F5

Was kann an einer fast perfekten Kamera wie der F4 verbessert werden? Den Ingenieuren fiel 1996 wieder was ein: weg mit dem klassischen Verschlusszeitenrad, ein Display musste her. Das Bedienkonzept der F5 ist das gleiche wie bei heutigen Digitalkameras wie D4 oder D800. Daumen und Zeigefinger bedienen die beiden Einstellräder für die diversen Funktionen, auf der Rückwand gibt es ein weiteres rundes Bedienelement. Neben dem optimierten Design wurden auch weitere Details verbessert: 3D-Color-Matrixmessung, schnellerer Autofokus mit 5 AF-Messfeldern, Motor und Verschluss arbeiten leiser und erschütterungfreier als beim Vorgänger. An der Rückseite gibt es ein weiteres kleines Display zur Einstellung der zahlreichen Individualfunktionen.

Nikon F6

Nikon F6

Im aufkommenden Digitalzeitalter verwendete Kodak die F5 als Basis für ihre DCS-Digitalkameras. Auch Nikon erkannte, dass Profifotografie sich fortan digital abspielen würde und entwickelte die D-Serie. Trotzdem war es nicht das Ende der F-Serie, denn 2004 erschien ein analoger Nachzügler: die F6. Nikon hatte den Anspruch, die beste aller Analogkameras zu bauen. Nach Meinung vieler Kenner schafften sie das auch. Es wurde daraus eine Kamera, die einen ultimativen Entwicklungsstand in der analogen Fotografie verkörpert. Die F6  ist kleiner und leichter als die F5, verzichtet wurde erstmals auf den Wechselsucher. Dafür ist die elektronische Ausstattung voll auf der Höhe der Zeit, denn noch immer wird die F6 gebaut und vertrieben. Lesen Sie mehr dazu in meinem Artikel „10 Jahre F6 – Hightech mit analogem Wechselsensor“.

Allen Kameras der Nikon Profireihe ist gemeinsam: 100% Sucherbild, wechselbare Suchersysteme (ausser F6), austauschbare Einstellscheiben sowie eine sehr robuste und auf den harten Fotografenalltag ausgerichtete Bauweise. Jede Kamera spiegelt das Höchstmass an Technologie und Präzision des jeweiligen Zeitabschnitts. Für welche Nikon der F-Serie Sie sich auch entscheiden, wahrscheinlich finden Sie bei Nikonclassics ein gut erhaltenes Exemplar.

6 Gedanken zu „Nikons Profiliga – kleiner Überblick über die F-Serie

  1. Joachim Vogt

    Danke, Norbert Michalke, für den knackigen und informativen Ausflug in die Historie der F-Serie. Hat Spaß gemacht zu lesen und man sieht, wie die Nikon-Ingenieure Schritt für Schritt ein Spitzenprodukt analoger Kamerakunst geschaffen haben. Danke nach Berlin. Danke nach Japan.

    Mein persönlicher Favorit ist die F4. Zwar ist in deren Gehäuse bereits jede Menge Elektronik verbaut und ohne Batterien geht leider gar nix, aber zumindest hat sie noch ausschließlich Knöpfchen und Rädchen und nicht diese Displays, deren Plastik-Look ich nicht leiden kann. So wirkt die F4 für mich – obwohl vom Design her natürlich etwas klobiger und weniger geschmeidig als die Nachfolger F5 und F6 – einfach wertiger und traditioneller im Hinblick auf die Tugenden mechanischer Gehäuse.

    Grüsse aus dem Schwarzwald wünscht Joachim Vogt

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  2. Randle P. McMurphy

    Meine erste „Profikamera“ war die Nikon F3 HP
    und sie ist für mich immer noch der Innbegriff
    des perfekten „Arbeitspferdes“.

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    1. Martin Berding

      Selbstverständlich ist eine solche Kamera vielen teuren Neuerscheinungen überlegen.
      Wer einmal einen „Plastikbomber“ wie die D3300 oder ähnliches in die Hand genommen hat, weiß ein fotografisches Präzisionswerkzeug wie die F3 zu schätzen. Sie wird Ihnen noch sehr lange Freude bereiten.
      Selbst eine Leica ist nicht besser, nur teurer.

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  3. Martin Berding

    Die F3, ein Traum, aber jetzt, wo eh alles digital läuft, erfüllbar. Dazu noch ein paar ausgesuchte Nikkore.
    Was viele Digitalfotografen nicht wissen, der Film hat einen wesentlich höheren Dynamikumfang als der Bildsensor. Deshalb eignet sich der Film besser für Schwarzweiß. Ich selbst fotografiere Schwarzweiß mit einer D7100. Dank digitaler Filter und verschiedener Kontrasteinstellungen kommen auch respektable Ergebnisse raus. Aber….der Film machts besser. Da ist ja noch die Hoffnung irgendwann eine F3 oder F2 zu ergattern.

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  4. Heinz S.

    Ich fotografiere seit 1983 NIKON F-Kameras. In diesem Jahr begann ich mit einer F3 und konnte dann über die F3HP bis zur F3P gesteigert werden. Ende der 80iger wechselte ich zur F4 und ein neuer Traum wurde wahr. Bis zum Erscheinen der nächsten Generation vergingen weitere 8 Jahre und im Jahr 1996 war ich einer der ersten mit einer brandneuen F5 in der Hand. Direktimport über einen japanischen Händler, die SerienNr. begann mit 30116XX (!). Alle Instruktionen in japanischer Schrift. Alle diese F-Modelle wurden zwischenzeitlich mit einer F, F2A und einer F2SB ergänzt und haben nun einen wunderbaren Platz in meiner Vitrine gefunden. Mit einer Vielzahl von MF- (nonAI, AI und AIS) sowie AF, AF-S und auch AF-S (G) und Nano Objektiven freue ich mich über die hervorragenden, jetzt wertbeständigen Ausführungen dieser NIKON-Technikmeisterleistungen, teilweise mehr als 50 Jahre alt.

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  5. Frank Wenzel

    Die F5 wird meistens als schwer und groß beschrieben was einfach nicht stimmt. Meine D500 ist deutlich größer und auch die F6 mit Batteriehandgriff inclusive Batterien ist nichts leichter und kleiner. Die F5 ist relativ klein und kompakt im Vergleich zu ähnlichen Kameras. Dafür wirkt das Gehäuse sehr robust und erweckt den Anschein unkaputbar zu sein. Nicht das meine F100 oder die D500 zierlich oder empfindlich wären, aber die Haptik der F5 ist beiden deutlich überlegen.

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