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Welche Sonnenblende zu welchem Objektiv?

Jeder Fotograf weiss es: direkter Lichteinfall auf die Frontlinse des Objektives sollte unbedingt vermieden werden. Die Bilder werden durch Lichtstreuung und -Reflexion flau oder bekommen gar Blendenflecke. Abhilfe schafft hier eine an die Brennweite angepasste Sonnenblende (auch „Streulichtblende“ oder aber fälschlich „Gegenlichtblende“ genannt). Welche aber ist die richtige?

Der Fotohandel biete zwar eine breite Palette an universellen Modellen an, eine
optimale Wirkung ist aber nur bei genauer Anpassung gegeben. Auf die jeweiligen Objektive genau zugeschnitten sind die zahlreichen Sonnenblenden, die Nikon anbietet. Grade bei älteren Objektiven ist es aber oft schwer herauszufinden, welche jetzt genau die richtige ist.

Zunächst wird bei den Nikon Typenbezeichnungen unterschieden, welche Bauart die Sonnenblende hat: Weiterlesen

Die Nikon FE2 (1983-88)

Von allen Kameras der Nikon FM/FE-Serie ist mir die FE2 am liebsten. Sie bietet fast alles, was die FM3a hat, ist aber wesentlich günstiger. Das elegante klassische Gehäuse beinhaltet eine damals sehr moderne Elektronik und einen superschnellen Verschluss mit Lamellen aus Titanfolie. Nikon schrieb damals stolz: „Hier sehen Sie die schnellste automatische einäugige Kleinbild-Spiegelreflex der Welt: die Nikon FE2“.

Meine erste FE2 kaufte ich mir 1984 für sage und schreibe 815,– DM. Als junger Fotograf hatte mich meine bisherige Minolta einmal bei einem wichtigen Termin verlassen, als die Batterien leer waren. Nun stieg ich also auf Nikon um, denn mit der FE2 hätte ich immerhin noch die mechanische Verschlusszeit gehabt (allerdings habe ich seitdem IMMER Ersatzbatterien dabei…). Auch wird die Batterie bei der FE2 nicht unabsichtlich beansprucht, denn der angelegte Schnellschalthebel schaltet gleichzeitig die Kamera aus.

Belichtung: genau / +2EV / -2EV

Sehr gut gefällt mir auch das Sucherbild, denn man hat in der FE2 eine komplette Belichtungszeitenskala zur Verfügung. Bei Verwendung der Zeitautomatik wird hier die von der Kamera gewählte Belichtungszeit angezeigt. Möchte man aber die Belichtung lieber manuell einstellen, kann man genau sehen, wie stark die eingestellte Belichtungszeit von der gemessenen Zeit abweicht. Für Automatikverächter ein wichtiges Hilfsmittel beim manuellen Belichten und meiner Meinung nach viel übersichtlicher als die spartanischen drei Leuchtdioden der FM und FM2 oder die kleine +/- LCD-Anzeige der F3. Die Messung der FE2 ist mittenbetont. Die längste Verschlusszeit sind übrigens volle acht Sekunden, wogegen beim Nachfolger FM3a schon bei einer Sekunde Schluss ist.

Der superschnelle Verschluss gehörte wie gesagt zu den Hauptverkaufsargumenten der FE2, und das mit Recht. Schliessslich war damals die 1/60 Standard für die Synchronzeit; kürzere Zeiten waren nur mit Zentralverschluss (z.B. bei der Hasselblad) möglich. Nun konnte man mit der 1/250 draussen aufhellblitzen (sogar mit TTL-Belichtung), und benötigte dank weiter geöffneter Blende weniger Blitzpower. Die 1/4000 habe ich allerdings nie gebraucht, sie ist wohl eher etwas für Sportfotografen – oder Spezialisten, die bei heller Sonne mit hochempfindlichem Film arbeiten.

Die FE2 braucht Batteriestrom zum Arbeiten  (ausser man beschränkt sich auf 1/250 und B). Diesen liefert eine 2L44-Lithiumbatterie oder aber zwei Knopfzellen S76 (Silberoxid) oder A76 (Alkaline). Diese Batterien sind übrigens heute noch problemlos erhältlich und halten oft mehrere Jahre. Dass die Batterie langsam dem Ende entgegensieht erkennt man daran, dass sich der Belichtungsmesser sofort nach dem Loslassen des Auslösers abschaltet. Bei frischer Batterie bleibt er noch ein paar Sekunden lang an.

Die weiteren Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell Nikon FE sind – neben dem schon erwähnten neuen Verschluss – eine hellere Einstellscheibe sowie eine sanftere Spiegelmechanik. Ausserdem hat die Nikon FE2 jetzt auch eine TTL-Blitzsteuerung an Bord, wirksam im Bereich von ISO 25 bis 400. Wird dieser Bereich unter- oder überschritten, warnt die Nikon FE2 durch die blinkende Bereitschaftsanzeige. Bei versehentlichem Einstellen einer kürzeren Verschlußzeit als 1/250 Sek. regelt die Elektronik automatisch auf 1/250 Sek. herunter. Vorteilhaft für das Aufhellblitzen am Tage ist die Tatsache, daß trotz angesetztem Blitzgerät die Belichtungsmessung aktiv bleibt, um eine optimale Anpassung zwischen Blitz- und Dauerlicht zu ermöglichen.

Einen Nachteil gegenüber dem Vorgänger FE hat die FE2 jedoch: Bei der FE2 wurde die Umlegbarkeit des Blendenmitnehmers weggelassen; die alten non-AI-Nikkore mit Blendenmitnehmer sind trotz unverändertem Bajonett nicht mehr ansetzbar. Ein Manko, dass sich allerdings verschmerzen lässt, denn auch bei der FE war ja mit non-AI-Nikkoren ohnehin nur Gebrauchsblendenmessung möglich.

Interessant ist übrigens, dass die Nachfolgerin der Nikon FE als Nikon FE2 nach dem Willen Nikons eigentlich die Nikon FA werden sollte. Deren Entwicklung  dauerte allerdings länger als erwartet, weil sich die Entwicklung der Mehrfeld-Innenmessung dieser technisch wirklich wichtigen neuen Kamera verzögerte, sodass sie erst im September 1983 in kleinen Stückzahlen auf dem Markt erschien. Um jedoch die FE durch ein neues Modell ersetzen zu können, entschloss sich Nikon, sozusagen eine vereinfachte FA als Nikon FE2 zu bauen.

Als die Produktion der Nikon FE2 1988 eingestellt wurde, ging ein Aufschrei durch die Nikon Fan-Gemeinde, und die Preise für eine gebrauchte Nikon FE2 schossen nach oben, teilweise über den Neupreis. Gehörte sie doch noch zu der immer kleiner werdenden Gruppe der klassischen Spiegelreflexkameras ohne eingebauten Motor, Multiprogramme und Autofokus.

Eine Übersicht über alle Kameras der FE/FM-Serie finden Sie hier.

Technische Daten:

  • Produktionszeitraum: 1983-88
  • Verschluss: Titanlamellen
  • Verschlussteuerung: quarzgesteuert
  • Verschlussablauf: vertikal
  • Verschlusszeiten: 1/4000 – 8 s, X, B
  • Synchronzeit: 1/250 s
  • Messmethode: 60/40%
  • Messbereich: EV +1 bis +18
  • Messzellen: SPD
  • ISO-Einstellungsbereich: 12-4000
  • Wechselsucher: nein
  • Einstellscheibe: wechselbar
  • Sucheranzeigen: Belichtungsmesser, Verschlusszeit, Blende, Blitzbereitschaft
  • Sucher-Bildfeld: 93%
  • Abmessungen: 90 x 142 x 57 mm
  • Gewicht: 550 g

Diverse Nikon FE2 finden Sie hier in meinem onlineshop! Einen Prospekt und die Bedienungsanleitung gibt es gratis im Downloadbereich.

Wozu Korrekturlinsen?

Grosse Verwirrung herrscht über den Einsatz von Korrekturlinsen an den älteren Nikon-Spiegelreflexkameras.

Wozu sind Korrekturlinsen überhaupt gut? Als Brillenträger hat man oft das Problem, nicht das ganze Sucherbild überschauen zu können, da der Rand durch den grösseren Augenabstand zum Okular etwas beschnitten ist (ausser man hat eine F3HP). Die Korrekturlinse erlaubt einen Suchereinblick OHNE Brille, da nun das Okular die Fehlsichtigkeit ausgleicht.

Korrekturlinse an Nikkormat FT3

Welche der vielen verschiedenen Korrekturlinsen ist nun für wen geeignet? Zunächst mal gibt es verschiedene Größen:

Die alten Nikkormat-Kameras sowie die Nikon F, F2, und F3 und auch die FE/FM-Reihe verfügen am Okular über ein 19mm-Einschraubgewinde. Hier ist normalerweise ein Okularglas oder ein glasloser Ring eingeschraubt. Er verfügt über einen recht breiten geriffelten Rand, der das Einschrauben erleichtert. Allerdings ist bei der FE/FM-Reihe der  Suchereinblick so gestaltet, das er sehr nah an der oberen Kante der Rückwand liegt. Hier passt nur ein Okularglas oder eine Korrekturlinse mit schmalem Rand, sonst

Korrekturlinse an der Nikon FE-2

lässt sich die Rückwand nicht mehr problemlos öffnen. Umgekehrt lassen sich aber die Korrekturlinsen der FE-FM-Reihe auch an den erstgenannten Kameras verwenden.

Bei der Nikon F3HP und allen folgenden Modellen der F-Serie wurde ein grösseres Gewinde (22mm) verwendet. Ab der F4 wurde allerdings eine stufenlose Dioptrienkorrektur bereits in den Sucher integriert, so dass ein Einsatz von Korrekturlinsen meist überflüssig ist.

Zuletzt gibt es noch die Aufsteckvariante in Kunststoffausführung für das rechteckige Okular der EM, FG, FG20, F301/401/501, F50/60/70 und die APS-Kameras der Pronea Serie. Sie passen auch auf die „kleinen“ Digitalen.

Dann gibt es natürlich eine Vielzahl von Stärken. Hier trägt zur Verwirrung bei, dass die Suchersysteme bereits eine Grundkorrektur von -1 dpt (Dioptrien) haben. Diese Maßnahme trifft man, um dem Fotografen eine ermüdungsfreie Sucherbetrachtung zu gewähren, denn dadurch wird ein scheinbarer Abstand von einem Meter zur Sucherscheibe simuliert, obwohl das Auge ja tatsächlich nur wenige Zentimeter entfernt ist. Die Standard-Okulargläser haben aber keine Grundkorrektur und sollten nicht mit Korrekturlinsen verwechselt werden. Die Grundkorrektur muss aber bei der Auswahl der richtigen Stärke berücksichtigt werden. Die Dioptrien-Angabe auf der Fassung der Korrekturlinse weist daher die Gesamtkorrektur des Systems an. Bei einer Linse mit dem Aufdruck “0“ handelt es sich also nicht um einfaches Glas, sondern um eine Linse mit +1 dpt. Brillenträger müssen daher bei ihrer Korrekturlinsen-Bestellung von dem für sie maßgeblichen Wert 1 dpt. abziehen, um auf die gewünschte Korrektur zu kommen.

Verwenden Sie also bitte die folgende Tabelle um die passende Korrekturlinse zu Ihrer Fehlsichtigkeit zu ermitteln:

Somit sollte die Auswahl der für Sie und Ihre Kamera geeigneten Korrekturlinse kein Problem mehr darstellen. Die derzeit lieferbaren Ausführungen finden Sie in hier im Nikonclassics onlineshop.

 

Die Nikon FM (1977-82)

Mit der kompakten Nikon FM stellte Nikon 1977 eine völlige Neukonstruktion vor. Sie übernahm die Rolle der früheren mechanischen Kameras vom Typ Nikkormat, die bis zur Typ FT3 (mit Ai-Kupplung) weiterentwickelt worden waren. Auch die FM ist, wie alle Nikons ab diesem Zeitpunkt, für die Ai-Kupplung eingerichtet, doch können dank umlegbaren Mitnehmers auch ältere Objektive verwendet werden, allerdings nur mit Arbeitsblendenmessung. Dafür funktionieren alle AF-Objektive wie gewohnt mit Offenblendmessung – die Objektive der Serie G sind aber nicht verwendbar, weil sie keine mechanische Blendeneinstellung mehr haben.

Das M im Namen weist darauf hin, dass es sich um eine rein mechanische Kamera handelt, es wird für die Steuerung des Verschlusses also kein Strom benötigt. Die Nikon FM funktioniert prinzipiell auch ohne Batterie. Nur für den Belichtungsmesser wird eine Knopfbatterie gebraucht, und zwar eine Lithiumbatterie CR1/3N oder zwei Zellen vom Typ V13GA bzw. LR44. Diese Batterien sind heute  noch problemlos erhältlich. Die mittenbetonte TTL-Belichtungsmessung erfolgt mittels neuer Gallium-Fotodioden wesentlich schneller als bei den früher verwendeten Cds-Zellen, auch ist das Messsystem insgesamt bedeutend empfindlicher als bei den Nikkormat-Modellen.  Die Anzeige der Belichtungszeit im Sucher erfolgt nicht mehr durch einen Zeiger, sondern durch drei LEDs (was meiner Meinung nach ein kleiner Nachteil ist). Leuchtet die mittlere, sind Zeit und Blende richtig eingestellt  sofern die mittenbetonte Messung den richtigen Messwert ermittelt hat. Leuchtet die mittlere und die obere oder untere Diode, bedeutet das eine Abweichung vom Sollwert von bis zu 1 Lichtwert. Leuchtet nur die obere oder die untere Diode, dann beträgt die Abweichung 1 Lichtwert oder mehr. Eine weitere Verbesserung gegenüber den Nikkormat-Modellen war der hellere Sucher. Der grossdimensionierte Spiegel und die feine Mattscheibe mit den kaum wahrnehmbaren Fresnelringen sorgte dafür.

Durch die fünffach gelagerte Transportachse wird der Filmtransport noch leichtgängiger. Wie schon bei der ersten Nikkormat FT wird der Belichtungsmesser eingeschaltet, indem der Filmtransporthebel ca. 30 Grad ausgeschwenkt wird. Abgeschaltet wird, indem der Hebel wieder an das Gehäuse angedrückt wird. Wird hingegen der ansetzbare Motor MD-11 oder MD-12 verwendet, wird das Messsystem bei den ersten Modellen der FM mit einem drehbaren Ring um den Auslöser ein- und ausgeschaltet, bei späteren Modellen war das nicht mehr nötig.

Der vertikale Ablauf der Verschlussvorhänge und der insgesamt schnellere Verschlussablauf ermöglicht eine Synchronzeit von 1/125 sec., was den Wünschen vieler Fotografen nach besseren Aufhellmöglichkeiten mit Blitzlicht bei hellem Tageslicht entspricht. Durch den moderneren Verschluss sind Belichtungszeiten von 1s – 1/1000s –  sowie zusätzlich B möglich. Dank des neuen Innenlebens erfolgt die Einstellung der Filmempfindlichkeit und der Zeiten nicht mehr an einem Ring um die Objektivfassung wie bei den Nikkormat-Modellen, sondern mittels eines auf der Oberseite angebrachten Drehknopfes. Die am Objektiv eingestellte Blende wird oberhalb des Sucherbildes eingespiegelt. Deshalb befinden sich an den Ai- und den AF-Nikkoren mit Blendenring auch zwei Blendenskalen; die kleinere (kameraseitige) dient der Einspiegelung der Blendenzahl. Die Nikon FM verfügte ebenso wie der nur kurze Zeit gebaute direkte Vorgänger Nikkormat FT3 über einen festen Zubehörschuh mit Blitzsynchronisation auf dem Sucherprisma.

Die Nikon FM war – wie alle Nikons der FM/FE-Serie – sowohl in verchromter als auch in schwarz lackierter Ausführung erhältlich.

Technische Daten:

  • Produktionszeitraum: 1977 – 1982
  • Verschluss: Metalllamellen
  • Verschlussteuerung: mechanisch
  • Verschlussablauf: vertikal
  • Verschlusszeiten: 1/1000 – 1 s, B
  • Synchronzeit: 1/125 s
  • Messmethode: 60/40%
  • Messbereich: EV +1 bis +18
  • Messzellen: GAP
  • ISO-Einstellungsbereich: 12-3200
  • Wechselsucher: nein
  • Einstellscheibe: fest
  • Sucheranzeigen: Belichtungsmesser (LED), Verschlusszeit, Blende
  • Sucher-Bildfeld: 93%
  • Abmessungen: 90 x 142 x 60 mm
  • Gewicht: 590 g

Das elektronische Schwestermodell der FM, die Nikon FE, erschien 1978. Im Jahre 1982 brachte Nikon dann den Nachfolger der FM heraus, die Nikon FM2. Sie unterschied sich im wesentlichen durch einen schnelleren Verschluss.

Sie erhalten diese schöne Kamera im Nikonclassics onlineshop!

Retrotrend spitzt sich zu: Zustand „C“ kommt wieder in Mode!

Verkehrte Welt: während Sammler heutzutage für alte Kameras im Zustand „A+“ oder „mint“ viel Geld ausgeben, werden neue Kameras mittlerweile damit beworben, dass sie so schön altern! So gesehen bei der Werbung für die neue Pentax MX-1, die auf der Pentax-Website folgendermassen angepriesen wird:

Wahnsinn: ein Kamerahersteller wirbt damit, dass nach einer Weile der Lack abgeht, und nennt das dann „schöne Patina“! Ich weiss auch nicht genau, was ein Drehrad mit Einstellungen wie „AUTO PICT“ oder „HDR“ mit klassischem Design zu tun hat, Fakt ist aber: endlich wieder eine Kamera, bei der irgendwann das Messing durchkommt. So wie bei alten schwarzen Nikons.

Das erinnert mich irgendwie an die achziger Jahre. Damals war ich grade mit meiner Fotografenausbildung fertiggeworden, und als Nachwuchsfotograf wollte man natürlich zwischen den „alten Hasen“ nicht gleich als Neuling auffallen. Aber die neue Kamera glänzte noch so „amateurmässig“, wie peinlich. Was machten also die jungen Fotografen? Sie bearbeiteten ihre nagelneuen Nikons an den Kanten mit Schmirgelpapier! So kam das Messinggehäuse schön durch – ein paar kleine Beulen konnten auch nicht schaden – und schon war man ein taffer Fotoreporter… Sogar Nikon selbst warb übrigens damals mit sehr ramponierten Kameras – siehe diese Anzeige aus den späten 80ern:

 

 

Was sagt uns das? Klassische Kameras altern nicht, sie werden mit jedem Kratzer interessanter! Dazu passt eigentlich, was die grossartige französische Schauspielerin Jeanne Moreau gesagt hat: „Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern.
“ Trifft das nicht auch auf alte Kameras zu???

In meinem shop finden Sie Kameras im Zustand „C“ nur selten. Ich liefere aber bei besser erhaltenen Nikons auf Wunsch einen Bogen Schmirgelpapier gratis dazu ;-)…

Die Nikon FE/FM-Familie

Im Laufe der Jahre hat Nikon viele analoge Kameragehäuse gebaut, die zwar nicht ausdrücklich für Profis konzipiert waren (wie die F, F2, F3 usw), aber auch nicht unbedingt als Kameras für unbedarfte Anfänger galten (wie z.B die EM oder die FG).
Einige dieser „Mittelfeld“-Kameras, nämlich die FE/FM-Reihe, will ich im folgenden vergleichend gegenüberstellen und später dann einzeln und detailliert beschreiben.

Die fünf Kameras der Familie sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich, zumal nur die FM2 , die FE2 und die FM3a eine auffällige Typenbezeichnung auf der Vorderseite tragen. Gemeinsam ist allen Modellen die klassische Gehäuseform mit Anschlussmöglichkeit eines MD-11 oder MD-12-Motorantriebs. Alle waren in verchromter oder schwarz lackierter Ausführung erhältlich.

Nikon FM

Die Nikon FM (1977-1982) hat einen eingebauten Belichtungsmesser, aber keine Automatik. Im Sucher zeigen drei LEDs an, ob die richtige Blende/Zeit-Kombination eingestellt ist. Der Verschluss ist vollmechanisch, er arbeitet auch ohne Batteriestrom. Es können AI-Objektive und sogar AF-Objektive verwendet werden (dann natürlich mit manueller Scharfstellung). Dank der umklappbaren AI-Kupplung können auch die alten nonAI-Nikkore angesetzt werden. Die FM ist das einzige „Familienmitglied“ ohne wechselbare Einstellscheibe.

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Batterieprobleme bei alten Nikons

Für die alten Photomic-Sucher der Nikon F sowie für die Nikkormat-Modelle FT und FTN wurden früher Quecksilberoxidbatterien vom Typ PX625 verwendet. Diese hatten eine Nennspannung von 1,35 Volt, auf die der Belichtungsmesser kalibriert war. Nun gibt es diese Batterien seit 2008 nicht mehr, da sie aus Umweltschutzgründen weltweit wegen des Gehaltes an giftigem Quecksilber verboten sind. Was tun?

Um weiterhin die Belichtungsmesser unserer schönen alten Nikons verwenden zu können gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Die Wein Cell MRB625 hat die gleichen Abmessungen wie die PX625 und liefert eine Spannung von 1,5 Volt. Wäre die beste Möglichkeit, wenn es nicht den Pferdefuss der
geringen Haltbarkeit gäbe. Es handelt sich nämlich um eine Zink-Luft-Zelle, für die der Hersteller eine Lebensdauer von 6-12 Monaten angibt. Erfahrungen zeigen, dass es oft deutlich weniger ist. Bei einem Preis von 8-10 €/Stück nicht grade wirtschaftlich. Ähnliche Batterien für Hörgeräte sind zwar etwas billiger, halten aber noch kürzer.

 

2. In den USA gibt es bei Criscam einen Adapter, der eine kleinere Silberoxidbatterie mit 1,55 Volt Spannung aufnimmt und dann die Grösse einer PX625 hat, dabei aber die Spannung elektronisch auf 1,35 Volt reduziert. Kostet 37 USD pro Stück, wäre aber eine einmalige Investition. Auch in Deutschland, z.B. bei Brenner, gibt es einen Batterieadapter, der von Gossen vertrieben wird (25,– €). Es ist für zwei Silberoxidbatterien und  reduziert die Batteriespannung auf nun 2,7 Volt. Er eignet sich natürlich nur für Geräte, die zwei Zellen benötigen, also die Photomic-Sucher T, TN und FTN der Nikon F, nicht aber die ganz alten Photomic S-Modelle und die Nikkormat FT/FTN. (Update: ein Leser berichtet, der Gossen-Adapter sei etwas zu lang für die Photomic FTN und müsse daher gekürzt werden.)

3. Weiterhin im Handel erhältlich sind die in den Abmessungen identischen Alkalizellen LR625A (=V625U, LR9, KA625, PX625A, 2646) mit 1,5 Volt Nennspannung. Diese sind sehr preisgünstig, haben aber den Nachteil eines am Ende ihrer Lebensdauer allmählichen Spannungsabfalls. Zum Glück haben die Photomic-Sucher aber eine Batterieprüftaste, sodass die Spannung hier regelmässig überwacht werden kann. Da die Alkalibatterien nun eine um 0,15 Volt höhere Spannung als vorgesehen haben, sollte der Belichtungsmesser mit einer anderen Kamera oder einem Handbelichtungsmesser verglichen werden. Eine Abweichung kann dann einfach über die Einstellung der Filmempfindlichkeit kompensiert werden. Die Anzeige bleibt nach meinen Beobachtungen auch weiterhin linear. Dies stellt die in meinen Augen pragmatischste Lösung des Batterieproblems dar.

Den Belichtungsmesser auf 1,5 Volt neu kalibrieren zu lassen ist eine andere, aber recht kostspielige Möglichkeit. Weil die Technik in den betroffenen Schaltkreisen nun aber ohnehin schon über 40 Jahre alt ist, und auch die elektronischen Bauteile Alterungsprozessen ausgeliefert sind, sind die Anzeigen der Belichtungsmesser so alter Kameras aber sowieso mit Vorsicht zu geniessen.

Keine Probleme bei der Stromversorgung haben glückliche Besitzer z.B. einer F2, F3 oder eines Modells der FE/FM-Familie: alle nach 1977 gebauten Nikons arbeiten mit Batterien, die heute noch problemlos erhältlich sind.

Digitalrückteil für analoge Nikons?

So könnte sie aussehen, die Digitalrückwand für die FE-2 (Fotomontage!)

So könnte sie aussehen, die Digitalrückwand für die FE-2 (Fotomontage!)

Seit einigen Wochen kursieren im Internet heftige Gerüchte, Nikon arbeite an einem Digitalrückteil für die analogen Kameras wie F3 und FM2. Konstruktionszeichnungen tauchen auf. Was steckt dahinter?

Fakt ist, dass Nikon wohl Patente zu diesem Thema angemeldet hat. Auf mehreren Skizzen, die von Nikon veröffentlicht wurden, wird genau beschrieben, wie das patentierte Digitalrückteil sich in das analoge Gehäuse einfügt. Der Platz, der früher von der Filmrolle eingenommen wurde, soll hier zum Beispiel von dem zusätzlichen Akku und der benötigten Elektronik genutzt werden. Durch den einfachen Austausch der Rückwand soll ein problemloser und schneller Wechsel zwischen digital und analog möglich sein. Gegenstand des Patentes ist wohl hauptsächlich eine Stellschraube zur Feinjustierung des Sensors.

Ganz so weit hergeholt ist die Idee ja nun nicht. Wenn man bedenkt, dass 1991 die erste kommerzielle DSLR, die Kodak DCS 100 mit 1,3 Megapixel, eine umgerüstete Nikon F3 war, deren Elektronik damals allerdings noch Aktenkoffergrösse erreichte. Einen anderen Weg gingen die Leute von Silikon Film Technologies, die zehn Jahre später einen Sensor erfanden, der wie eine Filmpatrone in die Kamera eingelegt werden sollte. Leider wird es wohl niemals dieses „Electronic Film System“ geben, denn das Projekt verschwand in der Versenkung, ohne das jemals ein fertiges Produkt präsentiert wurde. Weiter kam da schon Leica mit dem Digital-Modul R für die Leica R8 und R9. Dieses konnte gegen die Rückwand der (Film-) Kamera ausgetauscht werden und machte sie zur DSLR. Die Produktion wurde aber 2007 nach nur zwei Jahren eingestellt, es war wohl doch zu teuer.

Aber auch für die mechanischen Hasselblads gibt es ja Digitalrückteile. Wieso sollte es nicht möglich sein, eine digitale Rückwand für die Nikon FM2 oder F3 zu entwickeln? Schliesslich gibt es ja bei diesen Modellen (wie auch bei der FE2, der FM3a und späteren Bodies) sogar Steuerkontakte zur Synchronisierung der Datenrückwände. Diese könnten doch auch als elektrisches Bindeglied zwischen dem Kameraverschluss und dem Digitalrückteil verwendet werden. In einer Vision wurden diese Ideen schon realisiert, sehen Sie mal hier!

Ob es das wirklich bald geben wird? Wer würde nicht gerne seine alte FM2 entstauben und zur Digicam umrüsten? Eins ist sicher: die Nikon-Klassiker dürften dann  gefragter sein als je zuvor. Warten wir´s ab…

Die Kiev 19, eine verkappte Lomo-Nikon?

Kiev 19 mit Helios 50/2

Was hat ein alter sowjetischer Fotoapparat in einem Nikon-blog zu suchen? Nun, diese überraschende Kamera ist seltsamerweise mit dem Nikon-System kompatibel, denn sie hat das Nikon F-Bajonett. Produziert ab 1985 in der alten Waffenfabrik „Arsenal“, in Kiew, damals Sowjetunion.

Schnellspannhebel und Auslöser

Nach dem zweiten Weltkrieg gelangten Werkzeuge und Maschinen aus den Zeiss-Ikon-Werken Dresden in die Ukraine, zu „Arsenal“ (Завод Арсенал), wo schon seit 1764 Waffen fabriziert wurden. Hier wurden also nun fortan Kameras hergestellt, und dabei munter vom Westen kopiert. So entstanden Klone der Messsucherkamera Contax (Kiev 2 bis 5) und der Mittelformat-Hasselblad (Kiev 80/88), die den Originalen frappierend ähnelten. Auch die Minolta 16 und die Minox 35EL wurden kopiert. Das Nikon F-Bajonett wurde ab 1977 an den Eigenkonstruktionen Kiev 17 – 20 verwendet. Warum auf den Nikon-Anschluss zurückgegriffen wurde, ist mir nicht bekannt, Kompatiblitätsgründe dürften es jedoch kaum gewesen sein. Vielleicht nur, um sich selbst Konstruktionsarbeit zu sparen; um Erlaubnis gefragt wurde bei den Japanern jedenfalls nicht. Das ist auch der Grund, warum diese Kameras nicht offiziell in den Westen gelangten: kein Importeur wollte wegen Patentrechtsverletzung vor Gericht landen.

Rückseite

Die Kiev 19 (Киев 19) ist eine robuste Konstruktion, an der man deutlich den Unterschied zwischen japanischer Feinwerktechnik und russischem Schwermaschinenbau zu spüren scheint.

Im Gegensatz zu heutigen Digitalkameras mit Ihren dicken Handbüchern ist die Bedienung der Kiev schnell erklärt, denn es gibt ja nur drei veränderbare Parameter: Blende, Zeit und Entfernung. Blende und Entfernung werden ganz normal am Objektiv eingestellt. Das Verschlusszeitenrad aber befindet sich ungewohnter Weise an der Vorderseite des Gehäuses. Der senkrecht ablaufende Metalllamellenschlitzverschluss erlaubt Belichtungszeiten von 1/2 bis 1/500 sek und B. Die Kamera verfügt immerhin über einen eingebauten TTL-Belichtungsmesser: mittels zweier Leuchtdioden wird die korrekte Belichtung eingestellt. Dafür muss aber die Abblendtaste gedrückt werden, denn es wird mit der eingestellten Blende gemessen (Gebrauchsblendenmessung). Eine Blendenkupplung zum Belichtungsmesser wie bei den Nikons gibt es nicht. Neben dem Hotshoe befindet sich eine X-Buchse für Blitze mit Kabelanschluss.

Kiev 19 mit AFS-Nikkor 17-35/2,8

Standardobjektiv zur Kiev war ein  50er mit Lichtstärke 2,0 namens Helios-81N (Гелиос-81Н), das über hervorragende Abbildungseigenschaften verfügen soll. Dieses Objektiv kann auch an modernen Nikon Digitalkameras verwendet werden, die über eine AI-Kupplung verfügen. Andersherum können alle Nikon-Linsen bis hin zu AFS-Nikkoren an der Kiev angeschlossen werden, wenn sie über einen Blendenring verfügen. Auch alte non-Ai-Nikkore sind kein Problem, eine Ai-Kupplung wird ohnehin nicht benötigt.

Haptisch und akustisch erinnert die Kiev 19 an die alte Nikkorex F, ohne jedoch deren konstruktive Merkmale zu übernehmen. Sie wirkt zwar recht robust, dabei jedoch sehr grobschlächtig. Als Kultkamera für Lomografen mit Nikon-Objektiven ein Geheimtip!

Ich biete diese Kamera jetzt auch in meinem shop an.

Zum weiterlesen:

Wikipedia

camerapedia

sovietcams.com

 

Neu: Downloads bei Nikonclassics

Im neuen Downloadbereich von Nikonclassics findet man jetzt alles, was das Herz des interessierten Nikonfreundes begehrt: Bedienungsanleitungen und Prospekte von analogen Nikons, Systemübersichten und Zubehörkataloge aus alten Zeiten. Da macht es wieder richtig Spass, drin zu schmökern. Beim Stöbern in alten Katalogen fühlt man sich fast wie auf einer Zeitreise.

Raritäten wie ein Verkaufsprospekt der alten Nikon F oder ein Manual der seltenen F3AF sind natürlich besonders interessant. Aber auch eine Bedienungsanleitung für eine ganz normale FM2 und andere Klassiker ist im Sortiment. Für Tips, Ergänzungen oder Anregungen bin ich natürlich wie immer dankbar.

Das alles ist selbstverständlich kostenlos und findet sich hier: http:///info/Nikons-analoge-Kameras.html