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Meyer-Optik Görlitz: Made in China?

 

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Meyer Görlitz „Figmentum“

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Zhong Yi Mitakon 35/2

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Meyer Görlitz „Somnium“

Helios 40-2

Helios 40-2 von Krasnogorsky Zavod

Neulich habe ich ja hier über neue manuelle Objektive berichtet. Nun wollen aufmerksame Fotofreunde die angeblich in Deutschland hergestellten Meyer-Görlitz-Objektive als billige Importware erkannt haben: Das Somnium 85/1,5 sei in Wahrheit ein umgelabeltes Helios 40-2 des russischen Hersteller Krasnogorsky Zavod, Produzent der Zenit- und Zorki-Kameras. Die Figmentum-Linsen sollen gar von Zhong Yi Optics aus der Volksrepublik China stammen. Bei der genauen Betrachtung der Produktfotos fällt auch wirklich eine frappierende Ähnlichkeit bis ins kleinste Detail auf. Auch die technischen Daten stimmen überein.  Wobei die Originale deutlich weniger als die Hälfte der „deutschen“ Ausgaben kosten.
Nun stellt sich die Frage, was eigentlich an den „neuen“ Meyer-Görlitz-Objektiven echt ist. Die Firma sitzt in Koblenz, die Objektive haben mit den alten Meyer-Görlitz-Optiken überhaupt nichts zu tun. Hier ist man wohl den selben Weg wie die ehemaligen Elektronikriesen Telefunken und Grundig gegangen: der Firmenname wird aufgekauft um billige Chinaware mit alten deutschen Traditionsnamen zu versehen. Mehr noch: auf der Webseite wird der Eindruck erweckt, es handele sich um in Deutschland hergestellte Manufakturware. 

Verkaufsleiter Benedikt Hartmann gibt zu, dass das Somnium ein „Schwesterobjektiv“ des Helios sei. Auch die Figmentum-Objektive seien zwar äusserlich mit den Chinesischen identisch, innerlich jedoch gäbe es erhebliche Qualitätsunterschiede. Genaue Details seien geheim, aber die Objektive würden in Deutschland teilmontiert und aufwändig  justiert. Wie das bei den angeblich eminenten Stückzahlen („mehr als Walimex“, behauptet Hartmann) und nur 20 Mitarbeitern zu schaffen ist, bleibt Betriebsgeheimnis….

Mein Tipp: mit den alten manuellen Nikon-Objektiven lässt sich wesentlich komfortabler arbeiten. Anders als die Meyer-Görlitz-Linsen verfügen Sie nämlich über eine Springblende und eine Blendenkupplung. Die optische Leistung ist meist hervorragend. Und sie sind deutlich günstiger: zu erhalten bei Nikonclassics!

Die Kiev 19, eine verkappte Lomo-Nikon?

Kiev 19 mit Helios 50/2

Was hat ein alter sowjetischer Fotoapparat in einem Nikon-blog zu suchen? Nun, diese überraschende Kamera ist seltsamerweise mit dem Nikon-System kompatibel, denn sie hat das Nikon F-Bajonett. Produziert ab 1985 in der alten Waffenfabrik „Arsenal“, in Kiew, damals Sowjetunion.

Schnellspannhebel und Auslöser

Nach dem zweiten Weltkrieg gelangten Werkzeuge und Maschinen aus den Zeiss-Ikon-Werken Dresden in die Ukraine, zu „Arsenal“ (Завод Арсенал), wo schon seit 1764 Waffen fabriziert wurden. Hier wurden also nun fortan Kameras hergestellt, und dabei munter vom Westen kopiert. So entstanden Klone der Messsucherkamera Contax (Kiev 2 bis 5) und der Mittelformat-Hasselblad (Kiev 80/88), die den Originalen frappierend ähnelten. Auch die Minolta 16 und die Minox 35EL wurden kopiert. Das Nikon F-Bajonett wurde ab 1977 an den Eigenkonstruktionen Kiev 17 – 20 verwendet. Warum auf den Nikon-Anschluss zurückgegriffen wurde, ist mir nicht bekannt, Kompatiblitätsgründe dürften es jedoch kaum gewesen sein. Vielleicht nur, um sich selbst Konstruktionsarbeit zu sparen; um Erlaubnis gefragt wurde bei den Japanern jedenfalls nicht. Das ist auch der Grund, warum diese Kameras nicht offiziell in den Westen gelangten: kein Importeur wollte wegen Patentrechtsverletzung vor Gericht landen.

Rückseite

Die Kiev 19 (Киев 19) ist eine robuste Konstruktion, an der man deutlich den Unterschied zwischen japanischer Feinwerktechnik und russischem Schwermaschinenbau zu spüren scheint.

Im Gegensatz zu heutigen Digitalkameras mit Ihren dicken Handbüchern ist die Bedienung der Kiev schnell erklärt, denn es gibt ja nur drei veränderbare Parameter: Blende, Zeit und Entfernung. Blende und Entfernung werden ganz normal am Objektiv eingestellt. Das Verschlusszeitenrad aber befindet sich ungewohnter Weise an der Vorderseite des Gehäuses. Der senkrecht ablaufende Metalllamellenschlitzverschluss erlaubt Belichtungszeiten von 1/2 bis 1/500 sek und B. Die Kamera verfügt immerhin über einen eingebauten TTL-Belichtungsmesser: mittels zweier Leuchtdioden wird die korrekte Belichtung eingestellt. Dafür muss aber die Abblendtaste gedrückt werden, denn es wird mit der eingestellten Blende gemessen (Gebrauchsblendenmessung). Eine Blendenkupplung zum Belichtungsmesser wie bei den Nikons gibt es nicht. Neben dem Hotshoe befindet sich eine X-Buchse für Blitze mit Kabelanschluss.

Kiev 19 mit AFS-Nikkor 17-35/2,8

Standardobjektiv zur Kiev war ein  50er mit Lichtstärke 2,0 namens Helios-81N (Гелиос-81Н), das über hervorragende Abbildungseigenschaften verfügen soll. Dieses Objektiv kann auch an modernen Nikon Digitalkameras verwendet werden, die über eine AI-Kupplung verfügen. Andersherum können alle Nikon-Linsen bis hin zu AFS-Nikkoren an der Kiev angeschlossen werden, wenn sie über einen Blendenring verfügen. Auch alte non-Ai-Nikkore sind kein Problem, eine Ai-Kupplung wird ohnehin nicht benötigt.

Haptisch und akustisch erinnert die Kiev 19 an die alte Nikkorex F, ohne jedoch deren konstruktive Merkmale zu übernehmen. Sie wirkt zwar recht robust, dabei jedoch sehr grobschlächtig. Als Kultkamera für Lomografen mit Nikon-Objektiven ein Geheimtip!

Ich biete diese Kamera jetzt auch in meinem shop an.

Zum weiterlesen:

Wikipedia

camerapedia

sovietcams.com