Back to the roots: die Manuellen kommen!

Wenn man sich die Neuheiten der Objektivhersteller ansieht, kann man sich verwundert die Augen reiben: Wurden noch vor einigen Jahren die Autofokusverweigerer belächelt, ist es heute offizielle Strategie, hochwertige manuelle Objektive auf den Markt zu bringen. Der Verzicht auf den Autofokus scheint der Megatrend der nächsten Jahre zu sein – zumindest im Premium-Sektor. Hier ein paar Kostproben:

meyerDie „net SE“, auch Anteilseigner des Internetkaufhaus „hitmeister“, bringt neuerdings unter dem alten Namen „Meyer-Optik Görlitz“ ein paar manuelle Objektive auf den Markt. War die Marke schon zu DDR-Zeiten nicht unbedingt ein Garant für höchste Qualität,  so erinnern die aktuellen Produkte auch vom Design an die Produkte des Stammhauses „VEB Feinoptische Werke Görlitz“ : Figmentum 35/2,0 sowie Figmentum 85/2,0 für je ca. 600,– EUR sowie das Somnium 85/1,5 mit strudelförmigem (?!) Bokeh für ca. 1.000,– EUR. Warum allerdings – wie auf dem Pressefoto zusehen ist – die Blendenreihe mal rechtsrum, mal linksrum läuft, ist wohl auch Betriebsgeheimnis. Alle drei angeblich in Deutschland gefertigten Objektive sind wahlweise mit Nikon-, Canon- oder M-42-Anschluss zu haben und verfügen weder über eine mechanische noch über eine elektrische Blendenkupplung und haben nicht einmal eine Springblende…

zeissAnders bei Zeiss: die aktuelle ZF2-Reihe mit manueller Scharfstellung besitzt in der Nikon-Ausführung einen Chip, der wie bei AF-Objektiven die Blende steuert und die Objektivdaten ans Kameragehäuse meldet. Zeiss ist ja seit jeher ein Verfechter der händischen Fokussierung. Neu ist das Zeiss Otus 85/1,4 für ca. 4.000,– € mit Nikon- oder Canon-Anschluss. Gebaut werden diese Objektive übrigens nicht in Deutschland, wie der traditionelle Name vermuten liesse, sondern bei Cosina in Fernost.

Voigtländer-VM-lenses-for-Leica-M-mount-announced-at-Photokina-2014Von Cosina kommen ja auch die Objektive mit dem klangvollen Namen „Voigtländer“, der bis in die neunziger Jahre für ein deutsches Traditionsunternehmen stand. Nun sind  drei neue Objektive für Leica M bzw mit Adapter für andere Systemkameras erschienen. Designmässig eine Reminiszenz an die dreißiger Jahre, wie die optische Leistung ist wird sich noch zeigen.

kowaDie japanische Kowa-Gruppe ist auf den Gebieten der PharmazieBiowissenschaft, Informationstechnik, Chemieerzeugnisse, Textilverarbeitung, Maschinenbau sowie als Hersteller von FerngläsernFotoobjektiven und optischen Instrumenten tätig. Neu erschienen sind jetzt drei manuell zu fokussierende Objektive im klassischen Design mit MFT-Anschluss. Sie kommen im Frühjahr zu Preisen ab ca. 1.000,– Euro in den Handel.

schneider

Schneider-Kreuznach setzt auf anspruchsvolle Nikon- und Canon-Fotografen mit Vollformatkameras und baut dazu die passenden Linsen. Die Fertigung in Deutschland hat allerdings seinen Preis: die sehr hochwertigen manuell zu fokussierenden neuen Objektive Makro-Symmar 85/2,4 sowie die lichtstarken Xenon 35/1,6 und 50/1,4 gibt es ab ca. 2.600 EUR.

Ist Ihnen das zu teuer? Es geht auch sehr viel günstiger. Die hochwertigen Nikon-Objektive der analogen Ära bekommen Sie in teilweise hervorragendem Zustand bei Nikonclassics. Ich freue mich auf Ihren Besuch.

 

8 Gedanken zu „Back to the roots: die Manuellen kommen!

  1. Ulf Nohl

    Zu Weihnachten habe ich mir eine Nikon Df gekauft um dann feststellen zu müssen, dass die Kombination Df + lichtstarke AF Zoom-Objektive nicht annähernd über das gleiche Handling verfügt wie die Kombination dieser Optiken mit meiner D700 + Batteriegriff. Außerdem ist das optisch ein Gräuel.
    Da ich parallel digital und analog fotografiere, nehme ich jetzt entweder Df + F3 mit analogen Optiken oder D700 + F100 mit AF Optiken mit.
    Auf entsprechende Kommentare meine Ehefrau reagiere ich mit einem Hinweis auf ihren Schuh- und Kleiderschrank; da wird auch situationsbedingt kombiniert. 🙂

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  2. Andreas Lipp

    Hallo zusammen,
    ja, so ein schneller Autofokus ist schon etwas tolles. Aber für meine Nachtaufnahmen, Landschaft undsoweiter gerade mit Superweitwinkeloptiken nicht nur störend, sondern teilweise absolut unbrauchbar. Da sucht dann der Autofokus vor und während einer Belichtungsreihe vor jeder Aufnahme den Himmel und alle möglichen zeichnungsschwachen Bildbereiche ab, was unheimlich nervt. Unendlich-Anschlag gibt es ja bei den ganz neuen Ultraschallern nicht, und auf die kleine ∞ im Fensterchen verläßt man sich auch besser nicht. Wenn man sie überhaupt sehen sollte…
    Also: Das gute alte MF-Nikkor drauf, und sauber fokussieren!
    In diesem Sinne:
    Allzeit Gut Licht wünscht Euch
    Euer Andreas

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  3. Achim Kostrzewa

    Also für mich bleiben bestimmte AI/AIS Nikkore immer die erste Wahl, Zeiss ist mit Ausnahmen längst nicht immer besser . Und Cosina Voigtländer ist auch nicht besser, wenn ich die mit meinen zahlreichen, alten Nikkoren in der Praxis vergleiche. Die funktionieren an meinen D300+ D700 Bodies tadellos…
    Und was irgendwelche Tester (DxO) zu den neuen Objektiven schreiben ist so lange irrelevant, wie sie nicht auch gegen die alten manuellen Spitzenobjektive vergleichend testen.
    VG
    Achim Kostrzewa

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  4. Markus Heiting

    Also Somnium und Figmentum schauen von den Daten her ziemlich nach Mir, Jupiter und Helios von KMZ aus russischer Fertigung aus. Diese Objektive werden nämlich neuerdings bereits ab Werk mit Anschlüssen für Nikon, Canon und M42 gefertigt. Ob einen dann z.B. beim Somnium das einen Aufpreis von 550-600 Euro rechtfertigt bleibt jedem Selbst überlassen. Für mich ein weiterer Fall der Kombination von Bauernfängerei und geschicktem Marketing a la Lomo-Gesellschaft…

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  5. Randle P. McMurphy

    Ich bin ein Liebhaber (Amator) alter Nikon Objektive.
    Viele sind Optisch nicht so perfekt wie die der aktuellen Baureihen,
    aber von einer unerreichten mechanischen Perfektion welche mir in
    der Handhabung immer wieder unglaublich viel Freude bereitet.
    Ich glaube auch das man(n) das in den Bildern erkennen kann und
    das ist dann doch etwas mehr wert als ein Quantum mehr Schärfe oder ?

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  6. Stephan

    Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es seit einigen Monaten nicht selbst erleben würde:
    Während ich in der D7000 auf die nachgerüstete Schnittbildscheibe beim manuellen Fokussieren nicht verzichten möchte, ist die originale Mattscheibe meiner D750 für das manuelle Fokussieren deutlich besser geeignet. Ob von Nikon beabsichtigt oder nicht, der Einsatz der manuellen Objektive macht an der D750 richtig Spaß!

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  7. Reinhart Regin Reuschel

    Selber scharfstellen gehört für mich zu den Basics. Denn weshalb habe ich eine Spiegelreflex? Doch wohl auch deshalb, weil ich damit – egal welche Brennweite – nach Belieben scharfstellen kann. Autofokus passt generell besser zu früheren Nicht-SLR. Oder heute fraglos zu den schnellen Sportfotografen.

    So schätze ich z.B. die Nikon F801 sehr, benutze sie indes seit jeher ausschließlich in der MF-Stellung und hatte das 1.8/50AF sowie das 1.8/85AF nach kurzer Zeit wieder verkauft. Es schadet doch überhaupt nicht, gewisse Erfahrungswerte im eigenen Hirn (und Rechner) zu speichern, statt alles an den Rechner und Speicher einer Kamera zu delegieren.

    Das größte Erfolgserlebnis in Sachen Fotografie habe ich, wenn ich mit einer F oder F2 Eyelevel oder einer ohne eingesetzte Batterie verwendeten Nikkormat auf Farbnegativ (da ist der Belichtungsspielraum) oder gar Farbdiafilm (das ist weit schwieriger!) annähernd perfekte Bilder hinbekomme.

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  8. Randle P. McMurphy

    Was heißt „annähernd perfekte Bilder“ ?
    Ich fotografiere meine Konzerte und Kabarettveranstaltungen
    ausschließlich mit manuellen Objektiven und die Schärfe sitzt
    exact dort wo ich sie haben „will“ und nicht dort wo die Kamera
    sie mit ihren vollautomatisch aktiven AF-Zonen-Berechnungen
    hingesetzt hat……

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