Neulich habe ich ja hier über neue manuelle Objektive berichtet. Nun wollen aufmerksame Fotofreunde die angeblich in Deutschland hergestellten Meyer-Görlitz-Objektive als billige Importware erkannt haben: Das Somnium 85/1,5 sei in Wahrheit ein umgelabeltes Helios 40-2 des russischen Hersteller Krasnogorsky Zavod, Produzent der Zenit- und Zorki-Kameras. Die Figmentum-Linsen sollen gar von Zhong Yi Optics aus der Volksrepublik China stammen. Bei der genauen Betrachtung der Produktfotos fällt auch wirklich eine frappierende Ähnlichkeit bis ins kleinste Detail auf. Auch die technischen Daten stimmen überein. Wobei die Originale deutlich weniger als die Hälfte der „deutschen“ Ausgaben kosten.
Nun stellt sich die Frage, was eigentlich an den „neuen“ Meyer-Görlitz-Objektiven echt ist. Die Firma sitzt in Koblenz, die Objektive haben mit den alten Meyer-Görlitz-Optiken überhaupt nichts zu tun. Hier ist man wohl den selben Weg wie die ehemaligen Elektronikriesen Telefunken und Grundig gegangen: der Firmenname wird aufgekauft um billige Chinaware mit alten deutschen Traditionsnamen zu versehen. Mehr noch: auf der Webseite wird der Eindruck erweckt, es handele sich um in Deutschland hergestellte Manufakturware.
Verkaufsleiter Benedikt Hartmann gibt zu, dass das Somnium ein „Schwesterobjektiv“ des Helios sei. Auch die Figmentum-Objektive seien zwar äusserlich mit den Chinesischen identisch, innerlich jedoch gäbe es erhebliche Qualitätsunterschiede. Genaue Details seien geheim, aber die Objektive würden in Deutschland teilmontiert und aufwändig justiert. Wie das bei den angeblich eminenten Stückzahlen („mehr als Walimex“, behauptet Hartmann) und nur 20 Mitarbeitern zu schaffen ist, bleibt Betriebsgeheimnis….
Mein Tipp: mit den alten manuellen Nikon-Objektiven lässt sich wesentlich komfortabler arbeiten. Anders als die Meyer-Görlitz-Linsen verfügen Sie nämlich über eine Springblende und eine Blendenkupplung. Die optische Leistung ist meist hervorragend. Und sie sind deutlich günstiger: zu erhalten bei Nikonclassics!