Schlagwort-Archiv: digital

Alte Linsen an neuen Bodies oder: Warum die Dandelion-CPU Mist ist

1968er Nikkor-S 50/1,4 (auf AI umgebaut) an einer D3

1968er Nikkor-S 50/1,4 (auf AI umgebaut) an einer D3

Der Einsatz von manuellen Objektiven an modernen Digitalkameras erfreut sich ja zunehmender Beliebtheit. Ist ja auch eine schöne Sache. Warum das sinnvoll ist lesen Sie hier.

Aber immer wieder erreichen mich Anfragen, warum ich die legendäre „Dandelion“-CPU nicht mehr verkaufe. Eine Zeitlang war diese nämlich – in Deutschland exklusiv –  bei Nikonclassics erhältlich. Leider gab es damit aber ein paar Probleme. Aber erstmal für alle, die nicht wissen, was das eigentlich ist:

die "Dandelion"-CPU

die „Dandelion“-CPU

Die Dandelion-CPU, entwickelt von dem russischen Erfinder Viktor Luschnikow, ist ein nachrüstbarer Mikrochip für manuelle Objektive. Dieser kleine Chip kann an alten Nikkoren angebracht werden, um das Objektiv mit allen verfügbaren Kamerafunktionen an allen(!) Digitalen Nikons verwenden zu können! So wird Programmautomatik, Matrixmessung und Fokusbestätigung möglich. Die Objektiv- und Belichtungsdaten werden automatisch in den EXIF-Header geschrieben. Die CPU kann an einigen Nikkoren einfach aufgeklebt werden, an vielen muss jedoch der Hinterbau demontiert und eine passende Aussparung gefräst werden. Weiterlesen

NEU: Nikon Df

Nikon-Df-6

Nikon Df mit 60er-Jahre non-AI-Objektiven und Gentleman-Accessoires (Foto: Nikon)

Seit Wochen brodelt die Gerüchteküche; nun ist es amtlich: die neue Vollformat-Nikon heisst „Df“ und kommt im Retro-Gewand daher. Aber das ist noch nicht alles. Es ist die erste digitale Nikon, an der sowohl AI-Objektive als auch – dank ausklappbarem Blendenmitnehmer – die noch älteren non-AI-Objektive verwendet werden können! Diese sind sogar mit Offenblendmessung verwendbar, wenn man die am Objektiv eingestellte Blende auch am Wählrad der Kamera eingibt. Damit ist die Nikon Df ein echtes Universalgenie, denn AF- und AFS-Linsen können natürlich auch benutzt werden. Erhältlich ist sie nicht nur im gewohntem Digi-schwarz, sondern wie die historische Anleihe auch in schwarz-silberner Ausführung. Die Df ist zwar die bisher kompakteste Vollformat-Digi-Nikon, aber immer noch etwas schwerer als eine FM2.

die Df ist in schwarz und silber erhältlich (Foto: Nikon)

Die Nikon Df ist in schwarz und silber erhältlich (Foto: Nikon)

Dass Nikon eine hochmoderne DSLR im Stil der klassischen Analogkameras baut, ist erstaunlich. Sollte hier der Ruf nach einem Digitalrückteil für Analoge in der Konzernzentrale Gehör gefunden haben? Nun haben die Ingenieure gleich eine völlig neue Kamera konstruiert, deren Designanleihen an der Nikon FM2 aber unverkennbar sind. Auch das Innenleben der Df ist ein Konglomerat aus Altbekanntem: der Sensor von der D4, das AF-System der D610, ebenso der Monitor. Als Energiequelle dient der EN-EL14, den wir aus der D3100 kennen, als Speichermedium eine SD-Karte. Neu bzw. ganz alt sind aber die manuellen Einstellräder für Belichtungszeit, ISO und Belichtungskorrektur. Sie sind aus massivem Metall. Bei G-Objektiven wird die Blende über das Einstellrad an der Gehäusevorderseite eingegeben.

df_k

Einstellräder aus Metall an der Kameraoberseite (Foto: Nikon)

Der Preis von knapp 3000 Euro ist dafür recht stolz, aber offenbar soll hier ein besonderes Klientel angesprochen werden. Sie wird nur im Set mit einem 50/1,8 AFS-G-Nikkor im Retro-Design erhältlich sein.

Nikonclassics meint: ob die DF wirklich ein Klassiker wird, ist fraglich. Tatsache ist aber, dass Sie für den Preis einer DF eine ganze Sammlung von echten Klassikern kaufen können. Schauen Sie selbst!

Alte Kameras als Geldanlage?

Die Weiterentwicklung von Digitalkameras schreitet immer mehr voran. Leider ist aber auch der Wertverlust einer DSLR enorm, so dass sich nach einigen Jahren der Verkauf fast nicht mehr lohnt. Dies wird sich vermutlich auch in Zukunft nicht ändern (dafür wird die Industrie sorgen) – man vergleiche nur den Wertverfall von Computern. Dieser Preisverfall ist bei guten Analogkameras aber nicht vorhanden. Wer eine mechanische, gut erhaltene Kamera erwirbt, kann sie vermutlich auch nach vielen Jahren noch zu einem ähnlichen oder sogar zu einem besseren Preis wieder verkaufen. Im folgenden Diagramm ist die Entwicklung des Neupreises der analogen Nikon F6 und der digitalen D3 gegenübergestellt.

Man kann analoge Kameras also sogar als Geldanlage betrachten. Gut erhaltene Stücke werden sicher immer einen Liebhaber finden. Aber auch Exemplare mit Patina haben durchaus ihren Reiz. Im Nikonclassics Onlineshop werden Sie sicher fündig!

Vergleichstest 50mm-Objektive

Nach langer Zeit mal wieder ein Vergleichstest verschiedener Nikon-Objektive. Diesmal sollen es die sogenanten „Normal“-Brennweiten sein. Schon vor einigen Monaten hatte ich damit angefangen, musste aber bei der Auswertung der Bilder feststellen, dass ich einige Fokuseinstellungen nicht genau genug vorgenommen hatte. Die elektronische Scharfstellhilfe im Sucher der D3 ist nämlich bei so lichtstarken manuellen Objektiven nicht immer genau genug, weil ein etwas zu grosser Bereich als scharf angezeigt wird (die Schnittbildsucher der alten Analogen sind da viel besser!). Diesmal habe ich deshalb einen etwas anderen Versuchsaufbau gewählt, um mittels Liveview und tethered shooting das Sucherbild vergrössert auf dem grossen Computermonitor zu sehen. Dort kann die Fokuseinstellung genauer beurteilt werden.

Zum Test stehen die folgenden Objektive:

Nikkor 50/1,4 AI

Der Klassiker: Nikkor 50/1,4 AI, gebaut von 1977 bis 1984, in den letzten Jahren auch noch als AIS-Version. Ein siebenlinsiger Gauss-Typ mit Mehrschichtvergütung. Im November 1984 erschien ein optisch weiter verbessertes 1,4/50 AIS mit einem sehr kurzem Scharfstellweg zwischen unendlich und 45cm. Beide Versionen werden getestet. Dieses Objektiv wurde in grosser Stückzahl gebaut (AI und AIS fast 1,7 Million!!) und ist daher weit verbreitet. Weiterlesen

Wozu Korrekturlinsen?

Grosse Verwirrung herrscht über den Einsatz von Korrekturlinsen an den älteren Nikon-Spiegelreflexkameras.

Wozu sind Korrekturlinsen überhaupt gut? Als Brillenträger hat man oft das Problem, nicht das ganze Sucherbild überschauen zu können, da der Rand durch den grösseren Augenabstand zum Okular etwas beschnitten ist (ausser man hat eine F3HP). Die Korrekturlinse erlaubt einen Suchereinblick OHNE Brille, da nun das Okular die Fehlsichtigkeit ausgleicht.

Korrekturlinse an Nikkormat FT3

Welche der vielen verschiedenen Korrekturlinsen ist nun für wen geeignet? Zunächst mal gibt es verschiedene Größen:

Die alten Nikkormat-Kameras sowie die Nikon F, F2, und F3 und auch die FE/FM-Reihe verfügen am Okular über ein 19mm-Einschraubgewinde. Hier ist normalerweise ein Okularglas oder ein glasloser Ring eingeschraubt. Er verfügt über einen recht breiten geriffelten Rand, der das Einschrauben erleichtert. Allerdings ist bei der FE/FM-Reihe der  Suchereinblick so gestaltet, das er sehr nah an der oberen Kante der Rückwand liegt. Hier passt nur ein Okularglas oder eine Korrekturlinse mit schmalem Rand, sonst

Korrekturlinse an der Nikon FE-2

lässt sich die Rückwand nicht mehr problemlos öffnen. Umgekehrt lassen sich aber die Korrekturlinsen der FE-FM-Reihe auch an den erstgenannten Kameras verwenden.

Bei der Nikon F3HP und allen folgenden Modellen der F-Serie wurde ein grösseres Gewinde (22mm) verwendet. Ab der F4 wurde allerdings eine stufenlose Dioptrienkorrektur bereits in den Sucher integriert, so dass ein Einsatz von Korrekturlinsen meist überflüssig ist.

Zuletzt gibt es noch die Aufsteckvariante in Kunststoffausführung für das rechteckige Okular der EM, FG, FG20, F301/401/501, F50/60/70 und die APS-Kameras der Pronea Serie. Sie passen auch auf die „kleinen“ Digitalen.

Dann gibt es natürlich eine Vielzahl von Stärken. Hier trägt zur Verwirrung bei, dass die Suchersysteme bereits eine Grundkorrektur von -1 dpt (Dioptrien) haben. Diese Maßnahme trifft man, um dem Fotografen eine ermüdungsfreie Sucherbetrachtung zu gewähren, denn dadurch wird ein scheinbarer Abstand von einem Meter zur Sucherscheibe simuliert, obwohl das Auge ja tatsächlich nur wenige Zentimeter entfernt ist. Die Standard-Okulargläser haben aber keine Grundkorrektur und sollten nicht mit Korrekturlinsen verwechselt werden. Die Grundkorrektur muss aber bei der Auswahl der richtigen Stärke berücksichtigt werden. Die Dioptrien-Angabe auf der Fassung der Korrekturlinse weist daher die Gesamtkorrektur des Systems an. Bei einer Linse mit dem Aufdruck “0“ handelt es sich also nicht um einfaches Glas, sondern um eine Linse mit +1 dpt. Brillenträger müssen daher bei ihrer Korrekturlinsen-Bestellung von dem für sie maßgeblichen Wert 1 dpt. abziehen, um auf die gewünschte Korrektur zu kommen.

Verwenden Sie also bitte die folgende Tabelle um die passende Korrekturlinse zu Ihrer Fehlsichtigkeit zu ermitteln:

Somit sollte die Auswahl der für Sie und Ihre Kamera geeigneten Korrekturlinse kein Problem mehr darstellen. Die derzeit lieferbaren Ausführungen finden Sie in hier im Nikonclassics onlineshop.

 

Retrotrend spitzt sich zu: Zustand „C“ kommt wieder in Mode!

Verkehrte Welt: während Sammler heutzutage für alte Kameras im Zustand „A+“ oder „mint“ viel Geld ausgeben, werden neue Kameras mittlerweile damit beworben, dass sie so schön altern! So gesehen bei der Werbung für die neue Pentax MX-1, die auf der Pentax-Website folgendermassen angepriesen wird:

Wahnsinn: ein Kamerahersteller wirbt damit, dass nach einer Weile der Lack abgeht, und nennt das dann „schöne Patina“! Ich weiss auch nicht genau, was ein Drehrad mit Einstellungen wie „AUTO PICT“ oder „HDR“ mit klassischem Design zu tun hat, Fakt ist aber: endlich wieder eine Kamera, bei der irgendwann das Messing durchkommt. So wie bei alten schwarzen Nikons.

Das erinnert mich irgendwie an die achziger Jahre. Damals war ich grade mit meiner Fotografenausbildung fertiggeworden, und als Nachwuchsfotograf wollte man natürlich zwischen den „alten Hasen“ nicht gleich als Neuling auffallen. Aber die neue Kamera glänzte noch so „amateurmässig“, wie peinlich. Was machten also die jungen Fotografen? Sie bearbeiteten ihre nagelneuen Nikons an den Kanten mit Schmirgelpapier! So kam das Messinggehäuse schön durch – ein paar kleine Beulen konnten auch nicht schaden – und schon war man ein taffer Fotoreporter… Sogar Nikon selbst warb übrigens damals mit sehr ramponierten Kameras – siehe diese Anzeige aus den späten 80ern:

 

 

Was sagt uns das? Klassische Kameras altern nicht, sie werden mit jedem Kratzer interessanter! Dazu passt eigentlich, was die grossartige französische Schauspielerin Jeanne Moreau gesagt hat: „Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern.
“ Trifft das nicht auch auf alte Kameras zu???

In meinem shop finden Sie Kameras im Zustand „C“ nur selten. Ich liefere aber bei besser erhaltenen Nikons auf Wunsch einen Bogen Schmirgelpapier gratis dazu ;-)…

Digitalrückteil für analoge Nikons?

So könnte sie aussehen, die Digitalrückwand für die FE-2 (Fotomontage!)

So könnte sie aussehen, die Digitalrückwand für die FE-2 (Fotomontage!)

Seit einigen Wochen kursieren im Internet heftige Gerüchte, Nikon arbeite an einem Digitalrückteil für die analogen Kameras wie F3 und FM2. Konstruktionszeichnungen tauchen auf. Was steckt dahinter?

Fakt ist, dass Nikon wohl Patente zu diesem Thema angemeldet hat. Auf mehreren Skizzen, die von Nikon veröffentlicht wurden, wird genau beschrieben, wie das patentierte Digitalrückteil sich in das analoge Gehäuse einfügt. Der Platz, der früher von der Filmrolle eingenommen wurde, soll hier zum Beispiel von dem zusätzlichen Akku und der benötigten Elektronik genutzt werden. Durch den einfachen Austausch der Rückwand soll ein problemloser und schneller Wechsel zwischen digital und analog möglich sein. Gegenstand des Patentes ist wohl hauptsächlich eine Stellschraube zur Feinjustierung des Sensors.

Ganz so weit hergeholt ist die Idee ja nun nicht. Wenn man bedenkt, dass 1991 die erste kommerzielle DSLR, die Kodak DCS 100 mit 1,3 Megapixel, eine umgerüstete Nikon F3 war, deren Elektronik damals allerdings noch Aktenkoffergrösse erreichte. Einen anderen Weg gingen die Leute von Silikon Film Technologies, die zehn Jahre später einen Sensor erfanden, der wie eine Filmpatrone in die Kamera eingelegt werden sollte. Leider wird es wohl niemals dieses „Electronic Film System“ geben, denn das Projekt verschwand in der Versenkung, ohne das jemals ein fertiges Produkt präsentiert wurde. Weiter kam da schon Leica mit dem Digital-Modul R für die Leica R8 und R9. Dieses konnte gegen die Rückwand der (Film-) Kamera ausgetauscht werden und machte sie zur DSLR. Die Produktion wurde aber 2007 nach nur zwei Jahren eingestellt, es war wohl doch zu teuer.

Aber auch für die mechanischen Hasselblads gibt es ja Digitalrückteile. Wieso sollte es nicht möglich sein, eine digitale Rückwand für die Nikon FM2 oder F3 zu entwickeln? Schliesslich gibt es ja bei diesen Modellen (wie auch bei der FE2, der FM3a und späteren Bodies) sogar Steuerkontakte zur Synchronisierung der Datenrückwände. Diese könnten doch auch als elektrisches Bindeglied zwischen dem Kameraverschluss und dem Digitalrückteil verwendet werden. In einer Vision wurden diese Ideen schon realisiert, sehen Sie mal hier!

Ob es das wirklich bald geben wird? Wer würde nicht gerne seine alte FM2 entstauben und zur Digicam umrüsten? Eins ist sicher: die Nikon-Klassiker dürften dann  gefragter sein als je zuvor. Warten wir´s ab…

Was ist besser: Ai oder AiS?

Diese Frage wird mir oft von meinen Kunden gestellt, die ein manuelles Nikkor kaufen möchten. Und sie ist einfach zu beantworten: Es ist egal. Eigentlich. Zunächst einmal zum Unterschied zwischen Ai und AiS.

AiS-Objektive entstanden ab 1983, als die Blendenmechanik der Ai-Objektive zur automatischen Blendensteuerung angepasst wurde. Diese Modifikation wurde mit Einführung der Nikon FA notwendig, welche neben Zeitautomatik und Nachführmessung erstmalig auch Blenden- und Programmautomatik bot. Bei AiS-Objektiven konnte nun die Öffnung der Blende durch die Kamera genauso genau gesteuert werden wie dies mit einer manuellen Einstellung des Blendenrings möglich ist.

Erkennen kann man AiS-Objektive an zwei äusserlichen Merkmalen: Die kleinste Blende auf der kleinen Skala ist in Orange markiert, z.B. die Blende 22. Ausserdem gibt es eine kleine Vertiefung auf der Rückseite des Bajonettanschlusses, etwas oberhalb der Kerbe für die Objektivverriegelung. Diese erlaubt bestimmten Nikon Kameras (z.B. der FA) zu erkennen, ob ein Ai- oder AiS-Objektiv angeschlossen ist.

Nun aber die gute Nachricht: Für alle geeigneten Digital-Nikons (siehe hier) und auch für die analogen EM-, FM-, FE-, F2-, und F3-Serien ist es völlig ohne Bedeutung, ob Sie ein AI- oder ein AIS-Objektiv verwenden. Hier steht ja sowieso keine Blenden- oder Programmautomatik zur Verfügung. Deswegen wird die modifizierte Blendenansteuerung nicht benötigt. Allerdings wurden bei einigen Objektiven (zum Beispiel beim 28/2,8 und beim 180/2,8) im Zuge der Erweiterung auf AiS auch eine optische Neuberechnung bzw. Überarbeitung vorgenommen. Viele andere AiS-Nikkore sind aber im optischen Aufbau mit ihrem Ai-Vorgänger völlig identisch.

 

Dias und Negative digitalisieren

Wer noch Dias und Negative aus analogen Zeiten hat (oder gar jetzt analog fotografiert) wird wahrscheinlich irgendwann vor der Aufgabe stehen, diese Schätze zur Weiterverarbeitung zu digitalisieren. Traditionell übernimmt diese Aufgabe ein guter Filmscanner wie z.B der Nikon Super Coolscan LS-5000. Leider hat Nikon den Support für die Scan-Software für MacOS X 10.5 und Windows Vista 64 eingestellt. Dennoch steigen die Preise für diese alten Geräte auf dem Gebrauchtmarkt, für einen 4000dpi-Filmscanner muss man inzwischen fast 1.000,– Euro hinlegen. Die billigen USB-Diascannner mit CMOS-Sensor bieten nur eine dürftige Qualität, auch Flachbettscanner mit Durchlichtaufsatz sind keine qualitativ gute Lösung.

Es hat sich aber auch inzwischen herumgesprochen, dass es noch eine weitere Möglichkeit gibt: Reproduktion mit der Digitalen Spiegelreflexkamera. Dabei sind jedoch einige Dinge zu beachten.

Zunächst ein Vergleich der erzielbaren Bildqualität, die ich am Beispiel meines meistgedruckten (zum Beispiel hier) Bildes zeige.

Brandenburger Tor, 10.11.1989

Die 1:1-Ausschnitte sehen so aus:

Das erste Bild ist der Ausschnitt aus einem Scan mit dem Nikon Super Coolscan V LS-50 ED mit 4000 dpi. Die Dateigrösse beträgt umgerechnet ca. 20 Megapixel. Das Filmkorn des damals verwendeten Kodak Ektachrome 100 Professional EPN ist deutlich zu erkennen.

 

Nun dagegen das Repro desselben Dias, das mittels einer Nikon D3 und dem Micro-Nikkor 60/2,8 AF erzeugt wurde. Die Dateigrösse ist zwar geringer, trotzdem kann man hier von einer ebenso guten Qualität wie beim Filmscan reden. Der Detailreichtum des Dias wird vollständig wiedergegeben. Das Filmkorn im Himmel tritt etwas deutlicher hervor als beim Scan, könnte aber im Zuge einer sorgfältigen Nachbearbeitung noch vermindert werden. Mit einer D4, D600 oder D800 kann natürlich noch eine höhere Auflösung erzielt werden.

In Anbetracht der erheblichen Zeitersparnis ist bei grösseren Diamengen die Methode des Reproduzierens sogar dem Scannen vorzuziehen. Zu berücksichtigen ist nämlich auch die lange Zeit, die ein Filmscanner braucht. Mein Nikon Coolscan brauchte zum Einziehen, Fokussieren und Scannen mehrere Minuten pro Dia. Die Repromethode geht da deutlich schneller, pro Dia werden nur einige Sekunden benötigt. Zudem lassen sich die Dateien im gewohnten RAW-Workflow weiterverarbeiten ohne dass man sich erst mit dem Scanprogramm beschäftigen muss.

Was ist nun bei dieser Methode zu beachten?

Die Kamera schliesst man am besten mittels USB-Kabel direkt an den Rechner an. So kann man mittels tethered shooting die Dateien gleich am grossen Bildschirm beurteilen und direkt in den richtigen Ordner speichern. Das geht am Mac sehr gut mit dem kostenlosen Programm Sofortbild, funktioniert aber auch z.B. mit Lightroom.

Für gute Ergebnisse ganz wichtig ist das verwendete Objektiv. Als völlig ungeeignet erweist sich ein Normalobjektiv wie das Nikkor 50/1,4 in Verbindung mit Zwischenringen. Diese Objektive zeigen bei grösseren Abbildungsmassstäben am Rand erhebliche Bildfehler (oberes Bild, 1:1 Ausschnitt). Versuche mit Nahlinsen dürften ähnliche Ergebnisse liefern. Sehr gut funktioniert die Sache dagegen mit einem Makro-Objektiv. Links derselbe Ausschnitt mit dem Mikro-Nikkor 55/2,8 AiS. Die Micro-Nikkore bieten speziell im Nahbereich ein bis in die Ecken scharfes und verzeichnungsfreies Bild. Ein Autofokusobjektiv wie das Micro-Nikkor 60/2,8 AF beschleunigt das ganze natürlich noch etwas, da das manuelle Scharfstellen entfällt.

Ein weiteres Problem ist die Fixierung des Dias. Meine ersten Versuche machte ich, indem ich die Kamera mit Mikro-Nikkor an die Kurbelsäule meines ausgedienten Durst Vergrösserungsgerätes schraubte. Darunter stand ein Leuchttisch, auf dem ich eine aus Lego(!) gebaute Diahalterung festgeklebt hatte. Das funktionierte ganz gut. Allerdings musste ich, um Umschärfe durch Vibrationen  zu vermeiden, die Kamera mit Spiegelvorauslösung und Auslösekabel betreiben.

Deutlich bequemer geht es mit dem speziellen Diakopieradapter ES-1 von Nikon, das einfach auf das Objektiv geschraubt wird. Das Ganze bildet dann eine recht stabile Einheit, so dass Vibrationen kein Problem mehr sind. Bei Objektiven mit 52mm Filtergewinde geht das problemlos. Da das 60/2,8 AF ein Filtergewinde von 62mm hat, benötigt man hierfür noch einen Adapterring wie den Nikon BR-5. Die Autofokusobjektive 60/2,8 AF,  60/2,8G AF-S und auch das seltenere 55/2,8 AF schaffen beide von Hause aus 1:1, wogegen für das manuelle 55/2,8 AiS und das 55/3,5 Ai zusätzlich ein Zwischenring PK-13 benötigt wird, um den Abbildungsmassstab 1:1 zu erreichen. Bei Kameras ohne Ai-Kupplung tut es aber auch der  ältere und günstigere Zwischenring M2.

Übrigens gibt es bei Nikons mit DX-Sensor ein kleines Problem. Hier reicht die Auszugslänge des ES-1 in Verbindung mit einem manuellen 55mm-Nikkor oder dem 60/2,8 AF leider nicht für eine volle Abbildung der Diagrösse. Zwischen Objektiv und Diakopieradapter fehlen hier ca. 2 cm Distanz. Man könnte aber zum Beispiel vier Filter zwischenschrauben, aus denen man die Gläser entfernt hat. Mit dem neuen AF-S Micro-Nikkor 40/2,8G DX und dem AF-S Micro Nikkor 60/2,8G sollte es hingegen problemlos funktionieren.

Beleuchtet wird am besten, indem die Kamera auf eine weisse Wand gerichtet wird. Dabei kann durchaus aus freier Hand gearbeitet werden, Belichtungszeiten von mehreren Sekunden sind durch die kompakte Einheit kein Problem. Eine gute Möglichkeit ist aber auch ein an der Kamera aufgesteckter Blitz, der die weisse Fläche erhellt. Der Weissabgleich erfolgt praktischer Weise bei der Bearbeitung der RAW-Dateien.

Zur Digitalisierung von Negativen oder Diastreifen ist der ES-1 eigentlich nicht gedacht. Ich habe den Filmstreifenhalter Nikon  FH-2 genommen, der aus der Coolscan-Serie stammt, und damit funktioniert es ganz gut. Die Negative werden dann in der Bildbearbeitung zu Positiven.

Es stellt sich noch die Frage, mit welcher Blendeneinstellung am besten gearbeitet wird. Da die Schärfentiefe im Nahbereich sehr gering ist, andererseits aber Unschärfen durch gewölbte Dias oder ungenaue Einstellung vermieden werden soll, ist die Versuchung naheliegend, die Blende vollständig zu schliessen. Leider macht sich dann aber wiederum Beugungsunschärfe unangenehm bemerkbar. Ich habe festgestellt, dass die beste Schärfentiefe ohne sichtbare Beugungsunschärfe bei einer Abblendung um 3 Stufen zu erreichen ist. Das wäre bei dem manuellen 55/2,8 also Blende 8. Bei den AF-Nikkoren wird die effektive Blendenverkleinerung durch die Auszugsverlängerung bereits in der Blendenangabe an der Kamera berücksichtigt, so dass hier die optimale Einstellung Blende 13 ist. Falls ein Dia sich sehr stark wölben sollte und dadurch der Rand trotzdem noch unscharf wird, kann man mehrere Belichtungen mit unterschiedlichen Fokuseinstellungen machen und diese nachher zusammenmontieren.

Fazit: Das Abfotografieren von Dias mittels Diakopieradapter und Makroobjektiv ist eine gute und schnelle Alternative zum Scanner. Allerdings dürfte ein sehr guter Filmscanner aus hochaufgelösten SW-Negativen oder Kodachrome 25-Dias noch etwas mehr an Schärfe herausholen.

Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind: in meinem Onlineshop finden Sie Makro-Objektive, Zwischenringe und Adapter!