Nikkormat EL – Nikons erste Automatik-SLR

Ein Meilenstein im Kamerabau ist die Nikkormat EL, eine schwere Spiegelreflexkamera, die als erste Nikon einen elektronisch gesteuerten Verschluss hatte. Bisherige Nikkormat-Modelle und auch die Nikon F und F2 funktionierten rein mechanisch, die Batterie wurde nur für den Belichtungsmesser gebraucht.

Als bahnbrechende Neuerung dieser ab 1972 erhältlichen Kamera aber gab es jetzt auch eine Zeitautomatik. Um automatisch zu richtig belichteten Bilder zu gelangen, musste  nicht mehr der Belichtungsmesser abgelesen und
dann  Blende und Zeit an der Kamera eingestellt werden. Nein, die Kamera wählte jetzt selbsttätig die zur eingestellten Blende passende Belichtungszeit. Diese wurde über das jetzt wieder traditionell oben angebrachten Zeiteinstellrad eingestellt und nicht mehr wie bei den Vorgängermodellen am Ring um die Objektivfassung.

Im Gehäuse der mechanischen Nikkormats war jedoch kein Platz mehr vorhanden für die zusätzlich erfordelichen elektronischen Schaltungen. Die Lösung wurde in flexiblen Leiterplatten gefunden, die um das Sucherprisma angeordnet wurden. Dennoch brauchten die 74 Transistoren und 27 Kondensatoren, vereinigt in einem integrierten Schaltkreis, gemeinsam mit den notwendigen Leitungen so viel Platz, dass das Sucherprisma verbreitert werden musste. Dadurch ergibt sich das unterschiedliche Aussehen der Nikkormat EL im Vergleich mit Nikkormat FTN.

Das fotografieren mit der Nikkormal EL ist eine reine Freude. Dank ihres relativ hohen Gewichtes von 780 Gramm (ohne Objektiv) liegt sie satt in der Hand und wirkt durch ihre fühlbare Stabilität wie aus dem Vollen gefräst.  Im fest eingebauten Prismensucher befindet sich an der linken Seite eine Zeitenskala mit Zeiten von 1/1000 bis 4 Sek. Eine schwarze Nadel wandert über diese Anzeige und signalisiert die von der Automatik gewählte Verschlußzeit. Bei manueller Zeiteinstellung markiert eine grüne Anzeigenadel die eingestellte Belichtungszeit, während anhand der schwarzen Nadel die von der Automatik empfohlene Zeit zum Vergleich sichtbar ist. Eine praxisgerechte Methode, die es ermöglicht, durch Anmessen des hellsten und des dunkelsten Motivteils den Motivkontrast zu bestimmen.

Die Stromversorgung erfolgt über eine auch heute noch problemlos erhältliche 6 Volt-Batterie vom Typ 4LR44, die Nikon an einer ungewöhnlichen Stelle im Kameragehäuse untergebracht hat. Sie befindet sich im Spiegelkasten, und zum Wechsel der Batterie muss zunächst das Objektiv abgenommen, dann der Spiegel hochgeklappt und im Kamerainneren die Fachabdeckung entriegelt werden. Hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach – wenn man es weiß.

Was die Objektivauswahl angeht, ist die Nikkormat EL recht genügsam. Es lassen sich mit vollem Funktionsumfang alle Objektive der Typen nonAI, AI und AIS verwenden. Die Linsen der preiswerten Series E leider nicht, denn sie verfügen nicht über die sogenannten „Hasenohren“ zur Kupplung des Belichtungsmessers.

Die in klassischem Silber und auch in schwarzer „Profiausführung“ erhältliche Nikkormat EL war eine sehr erfolgreiche Kamera, die in recht großer Stückzahl gebaut wurde. Mit ihr war die Nikkormat-Reihe (die in Japan unter der Bezeichnung  „Nikomat“ verkauft wurde) auf dem Höhepunkt der Entwicklung angelangt, danach folgten, technisch gesehen, nur noch unwesentliche Verbesserungen. 1976 erschien die nur in schwarz erhältliche Nikkormat ELW, die zusätzlich einen Anschluss für den neuen Motorantrieb AW-1 besass. Erkennbar ist sie an einem „W“ vor der Seriennummer und der Motorkupplung im Gehäuseboden. Ab 1977 wurde sie dann mit der neuen AI-Blendenkupplung versehen und nannte sich dann „Nikon EL2“.

Die Nikkormat EL bleibt ein legendärer und nahezu unverwüstlicher Klassiker. Gut erhaltene Exemplare finden Sie – mit neu eingebauten Rückwanddichtungen und Spiegeldämpfer sowie einjähriger Gewährleistung – bei Nikonclassics.

2 Gedanken zu „Nikkormat EL – Nikons erste Automatik-SLR

  1. Karl Valentin

    Für mich war es ein glücklicher Zufall welcher mir eine zuerst
    lange Zeit verschmähte Nikkormat EL in die Hände spielte.
    Ich hatte ein simples Misstrauen gegenüber einer so alten
    elektronischen Kamera bzw. der damals noch neu angewandten
    Technik gegenüber der als Maßstab geltenden mechanischen
    Legenden……bis ich durch eigene Erfahrung eines Besseren
    belehrt wurde.
    Die Nikkormat EL ist eine bemerkenswerte, zuverlässige und
    intuitiv bedienbare Kamera – verpackt in einem mechanisch
    und haptisch perfekten Körper !
    Im Zusammenspiel mit Nikon Pre-Ai Objektive erhält man einen
    Einblick was damals die Vorstellung eines professionellen Systems
    war das Jahrzehnte den Inbegriff der Fotografie verkörperte.
    Die von Nikon als Nachfolger in den Ring geworfene Nikon FE
    ist Haptisch und Mechanisch im Vergleich zur EL ein Leichtgewicht !

    Antworten
  2. Matthias Rekersbrink

    Hallo Herr Michalke,
    sind in der EL verschiedene Einstellscheiben verbaut worden? Meine EL mit der recht niedrigen Seriennummer 5158155 hat einen Typ J, spätere Exemplare nach meiner Erinnerung Typ A, wie auch in der Bedienungsanleitung dargestellt?
    Oder handelt es sich hier um einen – offiziell ja nicht möglichen – Umbau?
    Mit freundlichen Grüßen
    Matthias Rekersbrink

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Matthias Rekersbrink Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Zur Vermeidung von SPAM bitte diese kleine Aufgabe lösen: * Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.