Die Nikon F3 war eine der bliebtesten Profikameras, und das nicht ohne Grund: hatte sie doch den unschätzbaren Vorteil der modularen Bauweise. Suchersysteme, Mattscheiben, Rückwände, Motor, alles liess sich auswechseln. Aber trotzdem gab es für besondere Anwendungen noch ein paar Sondermodelle, von denen im folgenden berichtet werden soll.
Analog zur superrobusten F2 Titan wollte Nikon auch den professionellen Anspruch der Nachfolgerin durch ein Gehäuse aus Titan unterstreichen. Bei der Nikon F3T (Titan) sind alle Außenkappen aus dem widerstandsfähigen und leichten Titan gefertigt. Sie war nur mit HP-Sucher erhältlich. Die erste Serie wurde noch in einem hellen Farbton lackiert. Dieser Lack haftet leider nicht sehr gut auf der Titanoberfläche, so dass er relativ leicht abblättert. Später wurde die Nikon F3T mit einer etwas besseren schwarzen Lackierung mit strukturierter Oberfläche ausgeliefert.
Meine Meinung zur F3T: eine ausgesprochene Sammlerkamera. Ausstattung identisch mit der normalen F3HP, dabei lediglich 5 Gramm leichter. Ich kenne keinen Profi der die je benutzt hat.
Anders die Nikon F3P („Press“). Sie wurde – obwohl die normale F3 ja schon für Profis konzipiert war – speziell für Pressefotografen optimiert. In Zusammenarbeit mit der japanischen Presseagentur Kyodo wurde auf die besonderen Wünsche von Berufsfotografen eingegangen und die Nikon F3P entwickelt. So konnten einige Funktionen entfallen, die Presse-Profis nicht brauchen:
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Selbstauslöser
- Okularverschluss
- Mehrfachbelichtungshebel
- Sicherungshebel für die Rückwandverriegelung
- Drahtauslöseranschluss
Im Gegenzug bekam die F3P aber ein paar neue, sehr nützliche Ausstattungsdetails:
- ISO-Blitzschuh auf dem Sucher
- größeres Fenster des Bildzählwerks
- veränderter Einschaltknopf
- Silikonkappe auf dem Auslöser
- bessere Abdichtung gegen Spritzwasser
- höheres und griffigeres Verschlusszeitenrad
- serienmässig Stopprückwand MF-6B und Vollmattscheibe Typ B
Die F3P durfte in Deutschland nur an ausgewiesene Pressefotografen verkauft werden, die diese dann auch heftig benutzten. Gut erhaltene Exemplare sind sehr selten. 1994 bot Nikon die F3P als „F3 Limited“ mit der normalen Rückwand in einer Holzschatulle als Sammlerstück an.
Ein weiteres Spezialmodell ist die Nikon F3AF, auf die ich in einem anderen Artikel näher eingehe.
Eine absolute und selten zu findende Rarität aber ist die superschnelle Nikon F3H (High-Speed).
Die F3 wurde ja erstmals 1980 eingeführt. Jahrelang hieß es, der elektronische F3-Verschluss sei nicht robust genug für eine High-Speed-Version. Die schnellste Nikon blieb also die alte F2-High-Speed, so dass die Preise dafür aufgrund der Nutzernachfrage hoch blieben. Für die Olympischen Spiele 1998 in Nagano konstruierten die Nikon-Ingenieure endlich die F3 High-Speed – NACH der Einführung der F5! Es gibt keine F4 oder F5 High-Speed und es wird sie auch nie geben. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 13,5 fps (Bilder pro Sekunde) – die schnellste jemals gebaute analoge Nikon. Auch die F3H hatte den abgedichteten Auslöser, das höhere Einstellrad und weitere Merkmale der F3P.
Laut einem mit dem Projekt eng verbundenen Nikon-Insider war die Produktion für 300 Kameras geplant. Die F3H war KEINE normale Produktionskamera, sie wurde nicht einmal offiziell exportiert. Nikon nahm Bestellungen nur für ein paar Monate entgegen, offenbar nur um den vermuteten Bedarf an Kameras bei den Olympischen Spielen in Nagano zu decken. Offiziell sollte die F3H nur an anerkannte professionelle japanische Fotografen verkauft werden, obwohl es wahrscheinlich ist, dass einige auch an Nikon-Sammler verkauft wurden.
In Anbetracht der viel höheren Leistung ist es interessant, dass der spezielle MD4H-Motor nicht viel größer ist als der normale MD4-Antrieb. Allerdings ist der Nicad-Akkupack notwendig, um die 13 fps zu erreichen, mit AA-Batterien sind nur 7,5 fps möglich. Wie der Vorgänger F2 High Speed verwendet die F3 High Speed einen fest eingebauten halbdurchlässigen Pellicle-Spiegel, um ihre hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Ein mechanischer Rückschwingspiegel könnte nicht so schnell und zuverlässig arbeiten. Ebenso würde die Objektivblende mit ständigen Öffnen und Schliessen bei 13 Bildern pro Sekunde überfordert sein. Deshalb arbeitet di F3H mit Gebrauchsblende. Mit anderen Worten, durch den Sucher sehen Sie die eingestellte Blende, wodurch das Sucherbild abgedunkelt erscheinen kann. Drücken Sie die Taste für die Schärfentiefe, um die Blende für eine hellere Ansicht zu öffnen.
Jede Nikon High Speed ist ein begehrtes Sammlerstück, die F3 HS nimmt in der Nikon-Geschichte ihren Platz als wahrscheinlich letzte Kamera der High Speed Serie ein. Ein seltenes Exemplar im Neuzustand stand vor kurzem bei Nikonclassics zum Verkauf.
Zum vollkommenen Glück der Nikon-F3-Fans fehlt eigentlich nur noch eins: eine digitale F3. Oder zumindest eine digitale Rückwand, die sich anstelle der normalen montieren lässt. Schon vor einiger Zeit berichtete ich hier über die Patente, die sich Nikon zur Konstruktion einer digitalen Rückwand schützen liess. Daraus ist leider bis heute nichts geworden. Trotzdem gab
es sowas ja schon mal: die Kodak DCS 100. Kodak hatte bereits 1991, also vor über 25 Jahren ein solches System konstruiert. Und es handelte sich dabei um eine Kamerasystem, daß man ganz normal kaufen konnte! Die erste in Serie gebaute digitale Spiegelreflexkamera bestand aus einer normalen Serien-F3 mit leicht modifiziertem Sucher. Die Standard-Rückwand wurde gegen eine digitales Rückwand mit einen Griffteil ausgetauscht. Also genau das, wovon heute viele Kameraliebhaber träumen. Leider war es nur mit dem Rückteil nicht getan, denn zum System gehörte noch ein klobiger Koffer, den der Digitalfotograf mit herumtragen musste. Elektronik war damals halt noch ein bischen größer. Das System war 1991 frei verkäuflich, kostete damals allerdings 50.000 Dollar und hatte eine Auflösung von sagenhaften 1,3 Megapixel.
Eine seltene F3 fehlt noch in der Aufzählung: die F3L für Linkshänder. Die war allerdings auch nur ein Aprilscherz 😉
Danke, Norbert Michalke, für die interessanten Informationen zu den Sondermodellen der F3. Die Versionen TITAN und PRESS waren damals auf meiner Wunschliste ganz oben; habe mangels Masse aber leider kein derartiges Exemplar erstehen können. Die High-Speed-Variante kannte ich bis dato nicht. Angesichts des Preises, der sicher auch der kleinen Auflage geschuldet ist, aber sowieso nur etwas für die Vitrine bzw. damals für die Elite unter den Berufsfotografen. Toll, dass es diesen Nikon-Classic-Blog hier gibt … weiter so!
Sehr schöner Bericht, der mit der F3 High Speed auch eine echte Rarität vorstellt. Dieses Modell findet man noch nicht einmal im Nikon Handbuch von Peter Braczko, zumindest nicht in der ersten Auflage von 1990.
Mit besten Wünschen von Preetz nach Berlin,
Jan-Henrik Sellin
Wow, vielen Dank für diese Recherchearbeit zur F3! Sehr schön. Ich arbeitete als 14jähriger im Fotoladen melnes Cousins in Villingen-Schwenningen. Von dem Geld wollte ich mir meine erste SLR kaufen. Die Werbung zur F3 war so cool, das war der Traum aller foto-affinen Kids damals. So cool wie die angebildeten Fotografen wollten wir auch sein! Leider gab mein bisschen Lohn letzten Endes nur eine Canon AE-1 her, allerdings auch eine klasse Einsteiger-Kamera.
Jahre später konnte ich die komplette Ausrüstung eines Fotografen vom „RockHard-Magazin“ kaufen. Hammer! Endlich eine richtige F3 Press! Diese bin ich gerade am Reaktivieren und daher sehr dankbar für solche Blogs!
Ich vermisse die Nikon F3 AF … auf diesen Blog bin ich gestossen, als ich nach einer Nikon Kamera für Linkshänder suchte (ich meine es gab mal eine in den 90ern, aber nicht die F3, sondern eine F90 oder F801, kannst Du da was rausfinden?)