Seit 1959 baut Nikon Zoom-Objektive. Seitdem stellt sich die Frage, ob man beim Ausbau seiner Fotoausrüstung lieber auf Zooms als auf Festbrennweiten setzen sollte. Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Zuerst sollte man sich mal fragen, für welchen Einsatzzweck die Linse dienen sollte. Soll die Ausrüstung klein und leicht sein? Oder braucht man hochlichtstarke Objektive für schlechte Lichtbedingungen oder schönes Bokeh? Steht schnelles Arbeiten im Vordergrund? Wie sieht das Budget aus?
Zoomobjektive sind naturgemäß universeller, ausserdem lässt sich damit schneller arbeiten, weil der Objektivwechsel entfällt. Festbrennweiten bieten dafür eine bessere Abbildungsleistung und sind lichtstärker. Soweit das Klischee, das jedoch nicht immer zutrifft. Denn sehr gute Profi-Zoomobjektive erreichen fast die optische Leistung von Festbrennweiten, sind dabei aber leider gross, schwer und sehr teuer. Die modernen Nikon-Zooms des unteren und mittleren Preissegments jedoch kommen meist aus chinesischer Massenproduktion und sind nicht grade die stabilsten, auch die optische Leistung lässt oft zu wünschen übrig. Schlabbrige Plastik-Zooms wie z.B. das auch schon etwas ältere AF-Zoom-Nikkor 35-80/4-5,6D erinnern gar mehr an ein yps-Gimmik als an hochwertige Fototechnik. Und das ein Objektiv wie das billige AFS-Nikkor 18-55 VR DX G mechanisch nicht viel her macht ist auch klar: viele kleine Plastikteile im Inneren, die den Fokusmotorantrieb, den VR und den Zoom gewährleisten müssen, fordern ihren Tribut. Sogar der Bajonettanschluss zur Kamera ist aus Plastik…
Den Ausweg aus diesem Dilemma bieten hochwertige ältere Nikon-Zooms, von denen ich Ihnen im Folgenden ein paar „Perlen“ vorstellen möchte.
Als erstes verdient das AF Zoom-Nikkor 70-210/4-5,6 eine besondere Erwähnung, das von 1987 bis 2000 gebaut wurde. Ich selbst verwende es gerne, wenn mir mein Zoom-Nikkor 70-200/2,8 AF-S G VRII ED zu gross und schwer ist und ich unter guten Lichtbedingungen fotografieren kann. Das AF Zoom 70-210/4-5,6 bietet eine sehr gute Abbildungsleistung, wie dieser Test beweisst. Und es ist überaus robust gebaut: im Gegensatz zu den aktuellen Low-Budget-Plastik-Zooms ist es fast komplett aus Metall! Das macht sich auch in der tollen Haptik bemerkbar. Trotzdem wiegt es weniger als die Hälfte und ist bedeutend kompakter als das AF-S VR 70-200/2,8. Aber das schönste ist: das ältere Schiebezoom kostet nur einen Bruchteil, bei Nikonclassics bekommen Sie es je nach Zustand schon ab 99,– EUR!
Eine weitere Perle im Sortiment ist das AF-D Zoom-Nikkor 35-70/2,8. Das damals schon für Profis und engagierte Amateure konzipierte Hochleistungszoom ist ebenfalls komplett aus Metall gefertigt. Es ist deutlich kleiner und leichter als heutige AFS-Profi-Zooms und hat eine hervorragende Abbildungsleistung. Leider gibt es aber ein Problem bei diesem Objektiv: es hat eine starke Anfälligkeit für das Ausdünsten von Schmiermitteln. Typisches Problem sind dabei die inneren Linsen, die von milchigem Belag betroffen sind. Beim Gebrauchtkauf ist also besondere Vorsicht angebracht.
Gänzlich unbekannt ist dieses Problem jedoch bei dem ebenfalls hervorragenden, aber etwas lichtschwächeren AF-D Zoom-Nikkor 35-105/3,5-4,5. Über den optisch baugleichen manuellen Vorgänger habe ich bereits hier berichtet.
Den etwas längeren Telebereich deckt das AF Zoom-Nikkor 75-300/4,5-5,6 ab. Es wurde bis 1998 gebaut und ist optisch deutlich besser als der Nachfolger 70-300/4-5,6 D-ED, der komplett aus Plastik gefertigt wurde. Es war wohl für Nikon zu teuer geworden, ein so hochwertiges Objektiv profitabel zu verkaufen. Das ältere Schiebezoom ist zwar nicht besonders lichtstark, bietet aber dafür schon bei offener Blende eine ordentliche Schärfe bei geringer Verzeichnung. Der Autofokus arbeitet sehr genau, ist allerdings nicht sehr schnell. Im Gegensatz zum Nachfolgemodell verfügt es über einen stabilen drehbaren Stativanschluss, der den Einsatzbereich noch erweitert. Auch dieses Objektiv gibt es vergleichsweise günstig im Nikonclassics Onlineshop.
Fazit: die älteren Zoom-Objektive bieten eine durchaus erwägenswerte Alternative beim Aufbau einer Fotoausrüstung; nicht immer ist neuer auch gleich besser. Aber bitte beachten Sie, dass diese Objektive über keinen eingebauten Autofokusmotor verfügen. Sie sind somit nicht für die kleineren Digital-Bodies mit vierstelliger Nummer (ausser D7000/7100) geeignet, da der Autofokus dort nicht funktioniert. Einen weit verbreiteten Irrtum muss ich aber hier noch ansprechen: das „D“ in der Objektivbezeichnung bezieht sich keineswegs auf eine etwaige Tauglichkeit für Digitalkameras (diese ist prinzipiell bei allen Nikkor-Objektiven gegeben, siehe hier), sondern bedeutet, dass die Kamera die Enfernungseinstellung (Distance) in die Berechnung der Belichtung miteinbezieht.
Hallo Herr Michalke,
ich bin zufällig auf Ihren Site gestossen und habe mich sehr über den Blog gefreut. Ich habe nach vielen Jahren nach einer F3 aus den 80er Jahren nun wieder ein Vollformat in Händen und nehme allzu gern meine alten Brennweiten. Von Hand fokussieren macht obendrein sehr viel mehr Spaß.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest und weiterhin sehr guten Erfolg. Ich werde, wenn ich mal wieder „flüssiger“ bin, wieder bei Ihnen hereinschauen.
Mit freundlichem Gruß
Lars Thomsen
Hallo herr Michalke
ich habe mir gerade zu meiner D600 (mit neuem Verschluss;-) ) noch eine Fm3A zugelegt, nach 15 Jahren digitaler SLR.
Das ist wie nach einer langen Reise nach Hause zu kommen, man braucht keine Bedienungsanleitung, sich durch keine Menüs hangeln, alle Knöpfe sind da wo man sie erwartet. Noch ein 35-105/ 3,5-4,5 Ai-s drauf und ab.
Einfach Film einlegen und loslegen, herrlich.
Im übrigen garantiert Nikon für die Fm3A noch Service & Ersatzteilversorgung bis 2016 (10 Jahre nach Produktionsende). Die Fm3A hat schon einen kostenlosen Service hinter sich (Check & Clean).
Mit freundlichen Grüßen
Volker Zückmann
Empfehlen möchte ich dass AF-D Zoom-Nikkor 35-105/3,5-4,5. Recht leicht und klein, haptisch hervorragend (Metall statt Kunststoff) und optisch über alle Zweifel erhaben. Geringe Verzeichnung und gute Abbildungsleistung zeichnen dieses Objektiv aus, dessen Autofokus an der D7000 und der D750 schnell und präzise arbeitet. AF nur an Kameras mit eingebautem Motor also FX und bei DX die D7xxx. Ich habe dieses Objektiv vor einiger Zeit hier im einwandfreien Zustand erworben und bin vom Preis-Leistungsverhältnis begeistert. Es kommt immer dann mit, wenn eine höhere Lichtstärke nicht gebraucht wird.
Ich kann mich diesem Beitrag nur anschliessen.
Ich fotografiere seit der D1x ausschliesslich mit älteren Objektiven.
Darunter auch das 35-70 2.8 dass erwähnt worden ist. Es ist mein „immer-drauf-objektiv“ und meist wechsle ich auch für ein Shooting nicht. Vor nun gut 12 Jahren gekauft, leistet es extrem gute Dienste.
Auch das 80-200 2.8 verrichtet seinen Dienst, bis auf den manuellen Fokus, ohne Probleme.
Einfach herrlich diese Linsen und ich kann sie jedem nur empfehlen.
Ich habe mir am Gebrauchtmarkt ein paar ältere Nikkore zugelegt und diese sind meine bevorzugten Portraitobjektive mit meiner D300 / D200
AF 50 1.8
AF 85 1.8 D
AF 35-70/2.8 (Mein Lieblingsobjektiv für Portraits bei 70mm und F4)
Hallo,ja die „alten“ Nikon Linsen haben eine klasse Abbildungsleistung.
An meiner D600 leisten die Objektive alles was ich brauche und das für kleines Geld.
AF 24mm 2.8D
AF 85mm 1.8D
AF 35-70 2.8D
AF 80-200 2.8D
Ich möchte keines der Objektive missen, auch wenn der AF-Motor nicht eingebaut ist. Eine Sollbruchstelle weniger.
ich hatte von den „alten“ objektiven auch einige im Einsatz:
das hier erwähnte Nikon AF 70-210mm f4-5.6. das war (vergleichsweise) klein und leicht und lieferte gute bilder!
da ich dann aber auf das Nikon AF 80-200mm f2.8 (schiebezoom, non-D variante) umgestiegen bin, habe ich das 70-210 wieder verkauft. das 80-200 ist ebenfalls sehr robust gebaut und macht einen massiven eindruck!
das Nikon AF 105mm f2.8 mikro (macroobjektiv) ist vergleichbar robust gebaut und liefert super scharfe bilder.
Nachteil bei den o.g. objektiven: kein VR und langsamer (Stangen) AF.
Hallo,
ich habe eine Frage zum AF 35-70/2,8:
Wie kann ich die oben beschriebene Ausdünstung von Schmiermitteln erkennen? Ist das von außen bereits sichtbar oder sieht man das erst auf einem Foto?
Außerdem würde mich interessieren, ob man das durch bestimmte Lagerung (z.B. Raumtemperatur, kein Sonnenlicht, etc.) vermeiden kann.
Gibt es noch andere Objektive bei denen so ein Effekt bekannt ist?
Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.
Viele Grüße
Johannes Mühleisen
Hallo Johannes Mühleisen,
man kann das Problem erkennen, wenn man mit einer Taschenlampe durch das Objektiv leuchtet. Ausserdem helfen Probeaufnahmen: Das Objektiv sollte im Vergleich zu anderen Objektiven ebenso brilliant und kontrastreich zeichnen. Ist es deutlich matschiger: nicht kaufen.
Das Problem gibt es vereinzelt auch bei anderen Objektiven; beim genannten tritt es aber sehr oft auf.
Viele Grüße,
Norbert Michalke