Vergleichstest 28mm-Objektive (Teil 2)

Hier das Vergleichsmotiv im Überblick. Eine Hauswand, indirektes Tageslicht. Die zwei Ausschnitte auf den folgenden Vergleichsbildern – eins Nahe der Mitte und eins am Rand – sind eingezeichnet. Die Zoomobjektive wurden nur in der 28mm-Einstellung getestet. Weitere Anmerkungen zu den Tests siehe hier.

(zurück zu Teil 1)

Nikon Series E 28/2,8:

Blende 2,8

Blende 5,6

Ergebnis: Deutliche Randunschärfe, wir auch beim Abblenden kaum besser. Mitte bei 2,8 mässig, bei 5,6 gut. Die Schärfeleistung ist vergleichbar mit einfachen Zoomobjektiven. Gut geeignet zum Filmen auf APS-C-Kameras.

 

Nikkor 28/2,8 AI

Blende 2,8

Blende 5,6

Ergebnis: Das solide AI-Objektiv ist erheblich besser als das Series E: schon bei 2,8 gute Schärfe bis an den Rand, abgeblendet sehr gut!

 

Nikkor 28/2,8 AIS

Blende 2,8

Blende 5,6

Ergebnis: Auch das neuere AIS-Nikkor zeigt schon bei 2,8 gute Schärfe bis an den Rand, abgeblendet ist es sehr gut. Aber keine deutliche Verbesserung gegenüber dem AI!

 

PC-Nikkor 28/3,5

Blende 3,5

Blende 5,6

Ergebnis: Abgeblendet gleichmässige gute Schärfe bis zum Rand, bei offener Blende mässig.

 

Nikkor N-C 28/2,0

Blende 2

Blende 2,8

Blende 5,6

Ergebnis: bei Blende 2 wie zu erwarten relativ weich: ein scharfer Kern wird von leichter Unschärfe überstrahlt. Bei 2,8 Mitte gut, Rand weich. Bei Blende 5,6 sehr gut bis an den Rand!

 

Zoom-Nikkor 28-45/4,5 AI

Blende 4,5

Blende 5,6

Ergebnis: erstaunlich gut für ein so altes Zoom! Bei offener Blende 4,5 gute Schärfe bis an den Rand, abblenden bis 5,6 bringt eine minimale Verbesserung.

 

Zoom-Nikkor 28-50/3,5 AIS

Blende 3,5

 

Blende 5,6

 

Ergebnis: Bei voller Öffnung Schärfe in der Mitte gut bis mässig, am Rand mässig. Abgeblendet in der Mitte sehr gut, am Rand noch gut.

 

Zoom-Nikkor 28-85/3,5-4,5 AIS

Blende 3,5

Blende 5,6

Ergebnis: Leider selbst abgeblendet nur mässige Schärfe, bei offener Blende am Rand schwach. Geeignet als Universalzoom für geringe Ansprüche.

 

Zoom-Nikkor 24-70/2,8 AF-S G ED

Blende 2,8

Blende 5,6

Ergebnis: Sehr gut schon bei 2,8; am Rand etwas weicher. Abgeblendet der Hammer!

 

Tamron AF 28-200/3,8-5,6 Asp

Blende 3,8

 

Blende 5,6

Ergebnis: Keine Überraschung: der grosse Zoombereich und der günstige Preis fordern seinen Tribut. Selbst abgeblendet am Rand noch ganz schlecht, Mitte aber gut. Nur für DX-Kameras zu empfehlen.

 

Fazit: Wie zu erwarten sind die Festbrennweiten bei Abblendung auf Blende 5,6 nahezu gleichwertig, nur das Series E fällt hier deutlich zurück. Eine grosse Überraschung ist das 28/2,8 AI, das ganz unberechtigter Weise neben dem vielgerühmten (und deutlich teurerem!) AIS ein Schattendasein führt. Es ist nämlich diesem absolut ebenbürtig! Offenbar macht sich die CRC-Technik nur im Nahbereich bemerkbar. Ein Geheimtip ist das lichtstarke 28/2,0 das mit mehreren Fassungsvariationen, aber identischer Optik auf dem Markt ist. Bei offener Blende mit duftigem Charakter und geringer Tiefenschärfe, abgeblendet aber knackscharf. Überraschend auch das vergleichsweise gute Abschneiden des alten 28-45/4,5 aus dem Jahre 1975. Es ist allerdings auch nicht grade lichtstark. Etwas enttäuschend das vielgerühmte 28-85/3,5-4,5, das aber immer noch weit besser ist als das Tamron Suppenzoom „Superzoom“.

Dass das neue 24-70/2,8 AFS den Festbrennweiten das Wasser reichen kann ist, überrascht nicht besonders. Ist es doch gross, schwer, und sehr teuer. Aber daraus folgt auch: mit dem kleinen 28/2,8 AI erreichen Sie die gleiche Bildqualität wie mit dem fast zehnmal so teurem Nikon-Zoom-Boliden!

In meinem Onlineshop Nikonclassics.de sind diese Objektive (je nach Verfügbarkeit) übrigens käuflich zu erwerben!

 

 

20 Gedanken zu „Vergleichstest 28mm-Objektive (Teil 2)

  1. gaseri

    Gratuliere, solche Tests wünsche ich mir von Herzen. Man tut sich dann leichter, sich für eine bestimmte Optik zu entscheiden! Tolle Initiative!

    Antworten
  2. Peter Gerigk

    Gute Idee diese Tests. Kurzer, knapper Überblick über die Leistung eines Objektivs; gerade der älteren. Hilft mir sehr weiter.

    Antworten
  3. Martin

    Mit meinem (hier bei Nikon Classics gekauftem) 2.8/28 Ai habe ich auf meiner letzten Reise überragend scharfe Dias gemacht, die Leica-M Objektive, die mit waren, haben auch gute Bilder gemacht, aber dass einem die Schärfe ins Gesicht springt, das war nur beim 28 Ai der Fall. Von daher überraschen mich die Testergebnisse nicht im geringsten, ein Spitzenobjektiv!
    Grüße,
    Martin

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  4. Markus K.

    Auch von mir vielen Dank für den Test! Es ist schade, daß das 28-85 so bedenklich abschneidet. Könnte es sein, daß es einfach nur nicht digitaltauglich ist? Zu Analogzeiten hatte es ja einen guten Ruf. Ich finde es heute noch interessant, da es ja nun universell und super verarbeitet ist.
    Kann man nun sagen daß alle 28er ausser dem Serie-E und dem besagten Zoom voll digital einsetzbar sind? Das Serie-E habe ich noch aus Analogzeiten, damals fand ich es echt ok, digital gefällt es mir garnicht. Insofern kann ich den Test absolut nachvollziehen. Sind die Bilder eigentlich im Vollformat oder im DX aufgenommen worden?

    Antworten
    1. Norbert Michalke Artikelautor

      Alle Testbilder sind im Vollformat aufgenommen, siehe auch Wie ich teste.
      Ob sich das 28-85 oder das Serie E auf Film anders verhält, habe ich bisher noch nicht getestet.

      Antworten
      1. Markus K.

        Hihi… gut das ich nochmal nachgelesen habe. Erstmal danke für die prompte Antwort, habe die Erklärung zum Testaufbau nun auch gefunden. Der erscheint mir sehr praxisgerecht. Interessanterweise empfehlen Sie das Serie-E genau für den Zweck für den ich es auch wieder nutzen möchte. Dennoch werde ich mir das AI zulegen… damit ich beim normalen Fotografieren auch wieder Spaß daran bekomme!

  5. Till

    Das verspricht ein interessanter Blog zu werden!

    Mich würden Beiträge zum aktuellen Handling von 35mm-Film interessieren. Welche Filme eignen sich besonders zum Scannen, Dia oder Negativfilm, wie wirken sich unterschiedliche Filmscanner aus (Nikon baut ja leider keine mehr, Restbestände haben Phantasiepreise erreicht).

    Antworten
    1. Norbert Michalke Artikelautor

      Ja, das würde mich auch interessieren! Leider übersteigt der Aufwand eines solchen Vergleichs meine Möglichkeiten.

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    1. manfred

      Da scheint ein kompetenter pragmatischer Profi am Werk zu sein. Wir selber machen seit 2 Jahren gleiche Tests mit diversen „alten“ und neuen Optiken. Gerade im Zusammenhang mit der D 800 lohnen sich solche Tests, denn
      Fazit auch hier, oft sind die alten Optiken gleichwertig.
      Meist ist bei sehr lichtstarken Optiken der Randbereich erst ab 2-3 Stufen abgeblendet wirklich scharf. Ausnahme das teure 24-70Zoom.
      zudem ist Schärfe oft relativ, denn mit den heutigen Bildbearbeitungsmöglichkeiten holt man, je nach Ausgabegrösse, noch recht viel Schärfe heraus. Ist aber ein gewusst wie.

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  6. Peter Kienitz

    Danke für die kompetenten Testberichte. Wie ich feststelle haben Sie mit einer digitalen Kamera getestet.
    Ich habe mir wieder eine analoge F 4 zugelegt. Ich bin nur Amateur, finde analog photographieren im Moment wieder interessanter. Treffen die Tests auch auf die analogen Kameras zu? Für eine Info wäre ich sehr dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Peter Kienitz

    Antworten
    1. Nikonclassics Artikelautor

      Im Prinzip dürften die Tests auch auf analoge Kameras übertragbar sein. Da die Auflösung von normalem Film aber nicht so hoch ist, fallen die Unterschiede nicht so sehr ins Gewicht. Die Vergrösserung der Testbilder entspräche einem Print von 1 x 1,5 Meter!

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  7. Fred Thomas

    Die schlechte Bildqualität des E-Nikon kann ich bestätigen.
    Habe meines nach nur einer Urlaubsreise über die ‚Bucht‘ verkauft.
    Der Erlös war übrigens höher als der Preis, den ich dafür aufwenden musste.

    Antworten
  8. Jörg Pusch

    Eine kleine Anmerkung zum FAZIT:
    Natürlich macht sich der Vorteil der CRC-Korrektur nur im Nahbereich bemerkbar, denn genau dazu ist sie da: Durch ein verschiebbares Linsenelement wird bei Entfernungseinstellung im Nahbereich eben genau dort die Abbildungsleistung optimiert. Auf die Ergebnisse bei (oder nahe) ∞ hat die CRC-Korrektur absolut keinen Einfluss. CRC=Close-Range Correction

    Ansonsten ein sehr informativer Test.

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  9. Volker Kunze

    Danke für den Test, den ich bestätigen kann.
    Ich hatte ein 28 Serie E, war aber nicht vergleichbar, denn eine Bildseite offensichtlich nicht scharf (dezentriert?), hat der Händler sofort zurückgenommen.
    Dann hatte ich das 2,8 28 Ai. Durch das große Lob im NIKON KOMPENDIUM von Hillebrand und Hauschild (1991) auf die spätere AiS-Version aufmerksam geworden und habe mir das besorgt. Nun hatte ich beide und konnte vergleichen. Die ältere Ai Version habe ich dann nur ungern abgegeben, denn es war vorzüglich, es schien mir am Rand bei manchen Blenden fast einen Kick besser als mein AiS-Exemplar. Ein Qualitätssprung ist es auf jeden Fall nicht, Unterschiede vielleicht im Nahbereich, den habe ich nicht getestet. Zitat NIKON KOMPENDIUM: „Man kann es mit Fug und Recht als ‚Micro-Nikkor des Weitwinkelbereiches‘ bezeichnen“ (gemeint ist die AiS-Version).
    Mein Testaufbau in den 90ern war anders: Analog auf Kodak Technical Pan, im abgedunkelten Raum, Kamera mit geöffnetem Verschluß, belichtet mit Blitz, also absolut kein Erschütterungsproblem. Testtafel mit variable Strichmustern in verschiedenen Winkeln.

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  10. Randle P. McMurphy

    Als Hilfe zur Kaufentscheidung ist mir diese Seite immer wieder eine große Hilfe,
    aus diesem Grund zum wiederholten Male – herzlichen Dank an Herrn Michalke !

    Praktisch betrachtet und am finalen Produkt dem Bild gemessen gibt es aber
    eine Vielzahl von Faktoren die ebenfalls entscheidenden Einfluss haben und
    häufiger die Bildqualität mindern als die Konstruktionen der Hersteller.
    Beachtenswert fand ich zudem einen Beitrag eines Herrn Steiner der mich
    ehrlich gesagt sehr nachdenklich machte.
    Falls es erlaubt ist würde ich hier kurz dem Link zu dem Test einfügen:
    http://www.wolfgangsteiner.com/blog-do-show-blogid-133.html

    Zusammengefasst ist ihm aufgefallen das es teilweise beachtliche Unterschiede
    in den Abbildungsleistungen gebrauchter und neuer Objektive einer Baureihe
    bzw. Konstruktion gab welche er abgesehen von nutzungsbedingten Schäden
    auch auf mangelnde Qualitätssicherung zurückführte.

    Teilweise liefert mir das eine Erklärung weshalb es teilweise sehr unterschiedliche
    Meinungen/Reviews über ein und dieselben optischen Produkte gibt.

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