Ein Blick in Nikons Geheimarchiv

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Wer diesen Sommer in Tokyo war, konnte eine seltene Überraschung erleben: Nikon erlaubte aus Anlass seines 100. Geburtstages einen Blick in sein geheimes Archiv von Kameraprototypen. In einer Sonderausstellung im Nikon-Museum wurden Kameraentwürfe präsentiert, die sowohl Entwicklungsstufen einzelner Modelle zeigten, aber auch nie verwirklichte Features erkennen liessen. Sogar Kameramodelle, deren Weiterentwicklung später verworfen wurde, waren zu sehen.

Die 6x7-Nikon. Wurde aber leider nie in Serie gebaut.

Die 6×7-Nikon von 1966. Wurde aber leider nie in Serie gebaut.

Der Titel der Ausstellung – „Prototype Cameras — Developers’ Memories“ – sagt schon einiges. Normalerweise bekommt man verworfene Ingenieursideen ja nicht zu sehen, um so interessanter ist es, wenn doch mal eine Firma ihre Archive öffnet und diese Prototypen zeigt. Man kann ein bißchen nachvollziehen, wieviel Gehirnschmalz die Konstrukteure darauf verwendeten, die Nikons immer noch etwas besser zu machen. Insgesamt wurden ca. 40 Kameras ausgestellt, aus dem Zeitraum der 40er Jahre bis hin zu den 80ern.

Früher Entwurf der Nikon F mit zusätzlichem Durchsichtsucher

Früher Entwurf der Nikon F mit zusätzlichem Durchsichtsucher

Erstmals zu sehen war zum Beispiel ein Muster der Nikon F von 1957, von der bisher nur unscharfe Fotos existierten. Sie sollte anfangs mit einem Durchsichtssucher für das 20mm-Nikkor ausgestattet werden. Dieses Objektiv ragte nämlich so weit in den Spiegelkasten, dass der Spiegel hochgeklappt werden musste und der Reflexsucher dunkel blieb. Das zusätzlich auf der linken Seite angebrachte Sucherfenster sollte die Verwendung des Superweitwinkels dennoch ermöglichen. Nun, wir wissen, daß diese Idee nicht in die Serienproduktion übernommen wurde, statt dessen gab es nur den Aufstecksucher und später ein neues 20mm-Nikkor, das auch an der Spiegelreflex problemlos verwendet werden konnte.

Prototyp der F4. Die spätere endgültige Formgebung ist nur zu ahnen.

Prototyp der F4 von 1985. Die spätere endgültige Formgebung ist nur zu ahnen.

Die Kamera-Prototypen wurden zum Testen von neuen Funktionen und Designs gebaut, und um die neu entwickelten Techniken auszuprobieren. Der Einblick in das Kameraarchiv lässt ahnen, mit welcher Akribie die Nikon-Leute hier immer wieder neue Ideen ausprobierten und andere verwarfen. Einige Modelle, wie zum Beispiel die Nikon-Mittelformatkamera, erreichten nie die Produktionsreife, weil deren Weiterentwicklung aus verschiedenen Gründen eingestellt wurde. Normalerweise werden solche Prototypen nach den Tests vernichtet, und niemand ausser den beteiligten Mitarbeitern bekommt sie je zu Gesicht. Schon garnicht werden sie öffentlich herumgezeigt. Nach so langer Zeit hat sich Nikon aber offenbar ein Herz gefasst und ganz tief im Archiv gekramt. Und die neueren Modelle gab es ja auch nicht zu sehen.

Über diese Kamera ist leider nicht viel bekannt, nur daß sie nicht verwirklicht wurde: die Nikon MDX

Über diese Kamera ist leider nicht viel bekannt, nur daß sie nicht verwirklicht wurde: die Nikon MDX

Zum Beispiel die Nikon MDX, ein Prototyp, der sogar schon 1978 auf der Photokina gezeigt wurde. Sie verfügte schon über Zeit- und Blendenautomatik sowie einen motorischen Filmtransport. Das Design war zukunftsweisend, aber in Serie ging sie damals nicht. Erst sieben Jahre später kam die F301 heraus, an die dieses frühe Modell stark erinnert.

Zum Schluss noch eine Entschuldigung für die reisserische Überschrift. So geheim ist das ja  jetzt nicht mehr, da Nikon die Prototypen ja selbst zeigt. Aber hätten Sie sonst den Artikel gelesen?

Quelle: http://nipponkogakuklub.com/NKK/Prototypes.html

Ein Gedanke zu „Ein Blick in Nikons Geheimarchiv

  1. Uwe

    Nikon. Kameras! Prototypen!
    Für mich, immer interessant!

    „Aber hätten Sie sonst den Artikel gelesen?“
    Auf jeden Fall. 🙂

    Antworten

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