Nikon FA, die „Technokamera“

DSC_6874Das Flaggschiff der FM/FE Reihe wurde 1983 die Nikon FA. Die bahnbrechendste Neuerung ihrer Zeit war die AMP-Messung (Automatic-Multi-Pattern-Metering) oder auch Mehrfeldmessung genannt.
Die mittenbetonte TTL-Messung, die auf der an sich einfachen Überlegung beruht, jeder Fotograf werde wohl den für ihn wichtigsten Teil des Motivs in der Mitte des Sucherbildes platzieren, hatte sich zwar bisher hervorragend bewährt. Dennoch gab es Situationen, in denen sich auch mit der mittenbetonten Belichtungsmessung keine einwandfrei belichteten Bilder ergaben. Besonders deutlich zeigte sich das bei Diafilmen, denn diese Filme haben einen wesentlich geringeren Belichtungsspielraum als Negativfilme. Natürlich korrigierten erfahrene Nutzer diese Messung bei ungewöhnlichen Motiven. Das war aber nur möglich, wenn der Fotograf im vorhinein die kritische Situation erkannte.

n1355Die Nikon-Ingenieure analysierten also die möglichen Fehlerquellen der mittenbetonten Messung und entwickelten in der Folge an Hand der Ergebnisse von angeblich 100.000 Musterfotos Standardsituationen für die Helligkeitsunterschiede in einem Motiv. An Hand dieser Unterlagen teilten sie das Sucherfeld in insgesamt 5 Felder, die einzeln ausgemessen werden. Je nach Motivcharakter wird durch ein mehrstufiges Auswahlsystem die korrekte Belichtung ermittelt. Auch bei Gegenlicht, hohen Kontrasten und ähnlich extremen Lichtsituationen sollte diese Mehrfeldmessung älteren Meßsystemen deutlich überlegen sein.

Die Nikon FA bekam aber zu ihrer Mehrfeldmessung alle erdenklichen Arten der Belichtungssteuerung: [P] Programmautomatik, [S] Blendenautomatik, [A] Zeitautomatik sowie [M] Manuellbetrieb. Die Nikon FA war damit auch Nikons erster Multiautomat.

DSC_6267In der Programmautomatik wird Blende, Zeit und Belichtungskorrektur automatisch eingestellt. Als Besonderheit gibt es aber noch ein Kurzzeitprogramm, das bei Teleobjektiven die Belichtungszeit verkürzt, um Verwicklungsunschärfe zu vermeiden. Diese Wahl des Programms erfolgt automatisch durch die jeweilige Objektivbrennweite.
Alle AIS-Nikkore ab 135 mm bzw. Zooms, die 135 mm übersteigen, haben hinten im schwarz lackierten Hinterlinsen-Schutzring einen Steuernocken, der bei Ansatz des Objektivs einen Kontaktschalter im Spiegelkasten auslöst, den sogenannten Brennweitenabgriff. Über diesen Steuernocken verfügen alle Objektive vom Typ Ai-S, die E-Serie und die AF-Nikkore.

Um nun diese Vielzahl von Informationen in der Fülle von Kombinationen verarbeiten zu können, war es notwendig der FA einen Mikrocomputer, bestehend aus einem Mikroprozessor und fünf integrierten Schaltkreisen (ICs), einzusetzen. Als erste Nikon war die FA nun in der Lage sämtliche Informationen wie Lichtstärke, Brennweite, Blende, Verschlusszeit und Filmempfindlichkeit digital zu verarbeiten, und dadurch ein optimales Messergebnis zu liefern. Die Mechanischen Eigenschaften der FA sind denn noch nicht zu vernachlässigen. Denn eine Verschlusszeit von 1/4000 sec., eine Spiegelmechanik mit Stossdämpfer, ein elektromagnetischer Auslöser für verwacklungsfreies Auslösen und der Okularverschluss für Selbstauslöseraufnahmen machen die Nikon FA zu einer rundum komplett ausgestatteten Analogkamera, die Nikon damals als „Multiautomat mit eingebauter Erfahrung“ bewarb.

DSC_6093Ein kleines Plastikteil machte die FA übrigens zu einer besonders griffigen Kamera: der Handgriff, der für die Montage des Motorantriebs abgeschraubt werden musste. Der MD-15 Motor wurde extra für die FA entwickelt, und liefert eine Bildfrequenz von 3,2 Bildern in der Sekunde. Die acht Batterien versorgen auch das Gehäuse mit Strom. Alternativ können auch die Motoren MD-11 und MD-12 verwendet werden, diese bieten allerdings nur eine Bildfrequenz von 2,7 B/sec. und liefern keinen Strom an das Gehäuse.

Mit der FA kamen neue Objektive: die bisherigen AI-Nikkore wurden nach und nach durch AIS-Nikkore abgelöst. Diese besassen den oben erwähnten Steuernocken für die Brennweitenübertragung an die Kamera. Ausserdem wurde die Blendenmechanik so modifiziert, dass eine einwandfreie Funktion der Blenden- und Programmautomatik erfolgen konnte.  Erkennen kann man AiS-Objektive an zwei äusserlichen Merkmalen: Die kleinste Blende auf der kleinen Skala ist in Orange markiert, z.B. die Blende 22. Ausserdem gibt es eine kleine Vertiefung auf der Rückseite des Bajonettanschlusses, etwas oberhalb der Kerbe für die Objektivverriegelung.

1984 wurde die Nikon FA zur Kamera des Jahres gewählt, obwohl der große Verkaufserfolg ausblieb, da zum gleichen Zeitraum die Minolta 7000 AF erschien. Dennoch hat die FA als erste Kamera mit Mehrfeldmessung überzeugt und ist heute ein begehrtes Objekt der Fotogeschichte. Mit etwas Glück erwischen Sie ein schönes Exemplar bei Nikonclassics.

Ein Gedanke zu „Nikon FA, die „Technokamera“

  1. Jan Maur

    Diese Kamera ist affengeil. Ein schönes Wort aus der gleichen Zeitraum. Der Klang des Verschlusses, da komt de F4 oder die F3 noch nicht mal mit. Die einfache Bedienung, welcher Hersteller benützt dieses System heutzutage nicht mehr?
    Ich kenne sie nicht.
    Diese Kamera hat alles was man an ein Kamera nötig hat.
    Ich besitze die Kamera seit 2007, sie wird mich nie wieder verlassen. Am liebsten mit ins Grab, aber da tue ich lieber jemanden anders ein gefallen🧐.
    Der Form und das Design ist und bleibt ein Schönheit.

    So genügend Sentiment.
    Mit diese Kamera kann man alles nur richtig machen. Neues
    Blitzgerät darauf und knipsen. G-Objektiv darauf, und knipsen auf S und P, mit offener Blende.
    Ich benützte nur Schwarz Weiß, Velvia und Agfa dia‘s in diese Kamera. Diese Kamera ist der Grund das ich kein G Objektive mehr haben kann (was mir wegen der hohen Plastik gehalt sehr lieb ist). Schade das der obere Abdeckung an dieser Kamera von Plastic ist (dies ist der einzigster Minuspunkt der Kamera).
    Würde mich freuen wenn dieser Topic mit solche Themen voll geschrieben wird.

    Liebe Grüße aus NL

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