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Fast vergessen: die Reflex-Nikkore

Ein langes und schweres Teleobjektiv mitzuschleppen ist nicht jedermanns Sache. Seit langer Zeit gibt es aber auch Alternativen dazu: Spiegel-Objektive, sogenannte „katadioptrische Systeme“. Bei diesem System wird das durch die Frontlinse einfallende Licht durch einen Hohlspiegel gebündelt und auf einen hinten auf der Frontlinse sitzenden Spiegel zum Film reflektiert. Der Strahlengang wird also gewissermaßen „gefaltet“.800px-Schema_objectif_catadioptrique

Sie fristeten allerdings immer ein Dasein am Rande und sind mittlerweile fast völlig vom Markt verschwunden. Zu Unrecht, und wohl nur, weil sie zu einer Zeit aufkamen, in der man vorwiegend in Schwarzweiss fotografierte. So konnte ein besonderer Vorteil, die ausgezeichnete Farbübertragung, nicht recht zum Tragen kommen. Zwar kann man auch heutzutage z.B. mit ED-Gläsern eine sehr gute Farbkorrektur bei langbrennweitigen Linsenobjektiven erreichen. Aber der Vorteil der Spiegelobjektive bleibt ihre sehr kompakte und leichte Bauweise. Kein Tele vergleichbarer Brennweite lässt sich so problemlos aus freier Hand einsetzen wie das Reflex-Nikkor 500/8. Es sollte allerdings bei Freihandaufnahmen mit sehr kurzen Zeiten (höchstens 1/500) gearbeitet werden, die ISO-Zahl also ggf. etwas höher eingestellt werden. Der Sucher bei Spiegelreflexkameras ist bedingt durch die geringe Lichtstärke nicht besonders hell. An Spiegellosen Kameras wie der Sony A7 macht das aber nichts, denn der elektronische Sucher gleicht das aus. Die Fokussierung muss sehr sorgfältig  erfolgen, denn die Schärfentiefe ist gering. Weiterlesen

Irrsinn: neue „pre-used“-Leica M-P

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Ich hatte ja schon vor einiger Zeit berichtet, dass ich in den achtziger Jahren als frischgebackener Fotograf meine neue Nikon an den Kanten mit Sandpapier bearbeitete, um etwas profimässiger zu wirken. Ganz schön irre. Die Jungs bei der Leica Camera AG sind aber noch irrer: für die Kleinigkeit von 22.500 EUR ist in Kürze eine Leica M-P mit zwei Objektiven im „used Look“ mit durchschimmerndem Messing erhältlich. Der offizielle Pressetext dazu liest sich irgendwie wie Realsatire: Weiterlesen

Meyer-Optik Görlitz: Made in China?

 

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Meyer Görlitz „Figmentum“

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Meyer Görlitz „Somnium“

Helios 40-2

Helios 40-2 von Krasnogorsky Zavod

Neulich habe ich ja hier über neue manuelle Objektive berichtet. Nun wollen aufmerksame Fotofreunde die angeblich in Deutschland hergestellten Meyer-Görlitz-Objektive als billige Importware erkannt haben: Das Somnium 85/1,5 sei in Wahrheit ein umgelabeltes Helios 40-2 des russischen Hersteller Krasnogorsky Zavod, Produzent der Zenit- und Zorki-Kameras. Die Figmentum-Linsen sollen gar von Zhong Yi Optics aus der Volksrepublik China stammen. Bei der genauen Betrachtung der Produktfotos fällt auch wirklich eine frappierende Ähnlichkeit bis ins kleinste Detail auf. Auch die technischen Daten stimmen überein.  Wobei die Originale deutlich weniger als die Hälfte der „deutschen“ Ausgaben kosten.
Nun stellt sich die Frage, was eigentlich an den „neuen“ Meyer-Görlitz-Objektiven echt ist. Die Firma sitzt in Koblenz, die Objektive haben mit den alten Meyer-Görlitz-Optiken überhaupt nichts zu tun. Hier ist man wohl den selben Weg wie die ehemaligen Elektronikriesen Telefunken und Grundig gegangen: der Firmenname wird aufgekauft um billige Chinaware mit alten deutschen Traditionsnamen zu versehen. Mehr noch: auf der Webseite wird der Eindruck erweckt, es handele sich um in Deutschland hergestellte Manufakturware. 

Verkaufsleiter Benedikt Hartmann gibt zu, dass das Somnium ein „Schwesterobjektiv“ des Helios sei. Auch die Figmentum-Objektive seien zwar äusserlich mit den Chinesischen identisch, innerlich jedoch gäbe es erhebliche Qualitätsunterschiede. Genaue Details seien geheim, aber die Objektive würden in Deutschland teilmontiert und aufwändig  justiert. Wie das bei den angeblich eminenten Stückzahlen („mehr als Walimex“, behauptet Hartmann) und nur 20 Mitarbeitern zu schaffen ist, bleibt Betriebsgeheimnis….

Mein Tipp: mit den alten manuellen Nikon-Objektiven lässt sich wesentlich komfortabler arbeiten. Anders als die Meyer-Görlitz-Linsen verfügen Sie nämlich über eine Springblende und eine Blendenkupplung. Die optische Leistung ist meist hervorragend. Und sie sind deutlich günstiger: zu erhalten bei Nikonclassics!

Back to the roots: die Manuellen kommen!

Wenn man sich die Neuheiten der Objektivhersteller ansieht, kann man sich verwundert die Augen reiben: Wurden noch vor einigen Jahren die Autofokusverweigerer belächelt, ist es heute offizielle Strategie, hochwertige manuelle Objektive auf den Markt zu bringen. Der Verzicht auf den Autofokus scheint der Megatrend der nächsten Jahre zu sein – zumindest im Premium-Sektor. Hier ein paar Kostproben:

meyerDie „net SE“, auch Anteilseigner des Internetkaufhaus „hitmeister“, bringt neuerdings unter dem alten Namen „Meyer-Optik Görlitz“ ein paar manuelle Objektive auf den Markt. War die Marke schon zu DDR-Zeiten nicht unbedingt ein Garant für höchste Qualität,  so erinnern die aktuellen Produkte auch vom Design an die Produkte des Stammhauses „VEB Feinoptische Werke Görlitz“ : Figmentum 35/2,0 sowie Figmentum 85/2,0 für je ca. 600,– EUR sowie das Somnium 85/1,5 mit strudelförmigem (?!) Bokeh für ca. 1.000,– EUR. Warum allerdings – wie auf dem Pressefoto zusehen ist – die Blendenreihe mal rechtsrum, mal linksrum läuft, ist wohl auch Betriebsgeheimnis. Alle drei angeblich in Deutschland gefertigten Objektive sind wahlweise mit Nikon-, Canon- oder M-42-Anschluss zu haben und verfügen weder über eine mechanische noch über eine elektrische Blendenkupplung und haben nicht einmal eine Springblende… Weiterlesen

Übersicht: Digitalkameras mit AI-Kupplung

Ai-Kupplung am Objektiv

Ai-Kupplung am Objektiv

Die manuell zu fokussierenden AI/AIS-Objektive sind erkennbar an der doppelten Blendenreihe, und der stufigen AI-Kupplung (Was der Unterschied zwischen AI und AIS ist, lesen Sie hier). An viele digitale Kameras passen diese Objektive. Es ist sowohl Zeitautomatik als auch manuelle Innenmessung und sogar Matrixmessung möglich (ausser bei der D1). Auch die TTL-Blitzmessung funktioniert. Ausserdem können in den Kameraeinstellungen im Menüpunkt “Objektivdaten” diese einmal eingegeben werden, dann wird im Sucher der eingestellte Blendendenwert angezeigt. Auch in den EXIF-Daten der Bilder werden dann Brennweite, Lichtstärke und eingestellte Blende gespeichert. Mehrere verschiedene Objektive können abgespeichert werden, so dass beim Ansetzen nur die Objekivnummer abgerufen werden muss. Die Fokussierung erfolgt natürlich manuell, es steht aber im Sucher eine Fokussierhilfe zur Verfügung. Die alten non-Ai-Objektive können hier wegen des breiteren Blendenringes nicht angesetzt werden, da die Ai-Kupplung der Kamera im Weg ist. Sie müssen gegebenenfalls durch Abfräsen oder mit einem neuen Blendeneinstellring auf Ai umgebaut werden.

Hier nun die AI/AIS-kompatiblen Digitalkameras: Weiterlesen

Eine völlig absurde Kamera: Leica M Edition 60

In den achzigern des letzten Jahrhunderts hatte ich eine Leica M6 und mochte das zwar etwas umständliche, aber sehr dezente Fotografieren mit diesem feinmechanischen Meisterwerk. Die frühen Leica-Modelle sind zweifellos Ikonen der Fototechnik. Was aber in den letzten Jahren mit dieser Firma passiert ist, lässt an der menschlichen Vernunft zweifeln. Nicht nur die Hin- und Her-Verkäufe von Firmenanteilen zwischen dem Luxusgüterkonzern Hermès, der Holding ACM Projektentwicklung, der Sokrates Privatstiftung und dem Finanzinvestor Blackstone sind bemerkenswert. Auch die in letzter Zeit auf den Markt gebrachten Produkte.

Die mit „Veau Swift“-Kalbsleder ummantelte „Edition Hermès“-Luxusausgabe der M9-P für den Preis eines gut ausgestatteten Mittelklasse-Autos fand ich ja schon jenseits des guten Geschmacks.

Leica M Edition 60: kein Display!

Leica M Edition 60: kein Display!

Nun ist aber die Leica M Edition 60 da, ein von Audi designter, glatter, schwerer und scharfkantiger Edelstahlklotz mit dem Innenleben einer „normalen“ digitalen Leica M. Allerdings mit dem Verzicht auf das – ja, Sie lesen richtig – rückwärtige Display. Damit vereint diese Kameras die Nachteile der analogen und der digitalen Fotografie. Einstellen lassen sich nur Zeit, Blende, Entfernung und ISO. Belichtungsautomatik, Weissabgleich, oder gar Autofokus? Fehlanzeige. Nichts gegen puristische Fotografie, aber dann bitte doch richtig analog!

Der Verdacht liegt hier nahe, das das alles nur ein Marketing-Gag ist, der auf betuchte Sammler abzielt, die dafür 15.000 EUR ausgeben sollen. Immerhin sind aber in der schicken Präsentationsbox sogar die mit Leica-Emblem bestickten weissen Handschuhe dabei, mit denen das edle Stück wohl bedient werden will. Ich habe ja auch an sich nichts gegen die in diesem Zusammenhang gerne erwähnten Zahnärzte und Rechtsanwälte, gelegentlich nehme ich ja selbst deren Dienste in Anspruch.

die weissen Handschuhe werden mitgeliefert...

Die weissen Handschuhe werden mitgeliefert!

Die erhoffte Wertsteigerung dürfte aber ausbleiben, denn diese betraf bisher eher analoge Kameras, deren Technik ja – im Gegensatz zu digitalen – nicht mehr veraltet. Digitalkameras steigen nicht im Wert. Und nur ein richtiges Negativ oder Dia überdauert problemlos die Jahrzehnte, keine Datei. Wer kann schon in 50 Jahren noch etwas mit einem Jpeg oder gar einem kameraspezifisches Rohdatenformat anfangen?

Mein Rat: Kaufen Sie sich lieber für vergleichsweise kleines Geld eine komplette analoge Nikon-Fotoausrüstung bei Nikonclassics und viele Filme. Und von den gesparten über 14.000 EUR machen Sie eine schöne Weltreise, oder Sie leisten sich ein Segelboot, oder, oder, oder…

(Fotos: Leica)

 

Übersicht: Digitalkameras für nonAI-Objektive

 

non-Ai-Objektiv

non-Ai-Objektiv

An den unten aufgeführten Digitalkameras können ALLE manuellen Nikkore (also AI/AIS und non-AI-Typen) verwendet werden. Da aber an der Kamera keine Kupplung zur mechanischen Übermittlung der am Objektiv eingestellten Blende vorhanden ist, kann (ausser an der Df) leider  keine interne Belichtungsmessung (oder gar Belichtungsautomatik) erfolgen. Die Belichtung muss also geschätzt, ausprobiert oder mit einem separaten Belichtungsmesser ermittelt werden. Es können Objektive ohne AI-Kupplung („nonAI“) oder mit AI-Kupplung („AI- oder „AIS“-Objektive) verwendet werden.  Weitere Details dazu hier. Weiterlesen

Neue Linsen an analogen Bodies?

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Sieht krass aus, passt aber: Nikon F Eyelevel (1964) mit AF-S Nikkor 17-35/2,8 (2008)

Die Frage, welche manuellen Objektive sich an modernen Digitalkameras verwenden lassen, habe ich ja schon hier behandelt. Nun gibt es aber auch oft den Fall, dass man wieder analog fotografieren möchte, aber die vorhandenen modernen Objektive dazu nutzen will. Vielleicht möchte ja der Eine oder die Andere die Sache mit dem Film erst mal ausprobieren, ohne gleich in ein paar schöne manuelle Objektive zu investieren. Dann erreichen mich Anfragen wie diese: „Kann ich die Objektive meiner Digitalkamera auch an einer analogen Nikon verwenden?“ Das kann ich nur mit einem entschiedenen „Kommt drauf an!“ beantworten. Weiterlesen

Augen auf beim Kamerakauf!

Worauf sollten Sie achten, wenn Sie eine analoge Kamera kaufen möchten? Da es diese Kameras ja (bis auf einige wenige Ausnahmen) nicht mehr als Neuware gibt, bleibt nur der Weg zu einer Gebrauchten. Viele Analoge sind je nach Typ 20 Jahre alt, 30 Jahre oder sogar noch älter. Da muss man beim Kauf schon genau aufpassen, um keine „Gurke“ zu erwischen.
Was Sie wissen sollten:

1. Verschlüsse halten nicht ewig. Testen Sie die Kamera bei 1 Sekunde Belichtungszeit;  wenn das Öl in der Verschlussmechanik verharzt ist, bleibt der Verschluss stehen. Aber auch Schlitzverschlüsse mit sehr kurzen Zeiten haben Ihre Tücken: die sehr schnellen Geschwindigkeiten (z.B 1/2000 s) laufen oft ungleichmässig, was sich in Belichtungsunterschieden bemerkbar macht. Das vor dem Kauf zu prüfen ist fast unmöglich, man merkt es erst dann, wenn man einen Film damit belichtet.

Verrottete Dichtungen an einer Nikkormat

Verrottete Dichtungen an einer Nikkormat

2. Schaumstoffdichtungen lösen sich nach einiger Zeit auf. Damit die Rückwand einer analogen Kamera kein Tageslicht hereinlässt, dass den Film belichten könnte, ist sie rundherum speziell abgedichtet. Dieser Schaumstoff zersetzt sich aber im Laufe der Jahre und wird schmierig und klebrig.  Nicht nur dass die Dichtungen dann wirkungslos sind, auch können die entstehenden Krümel im Kamerainneren Schaden anrichten. Gleiches gilt auch für den Spiegeldämpfer, das kleine Kissen, das den Spiegelschlag dämpfen soll. Nach spätestens 20 Jahren müssen diese Teile also ersetzt werden. Wer sich diese fummelige Arbeit selbst zutraut, findet im Netz auch Bezugsquellen für die verschiedenen Dichtungssorten, ansonsten muss die Kamera in die Werkstatt.

Okularglas an der Nikon FM2

Okularglas an der Nikon FM2

3. Okularschutz vorhanden? Dieses abschraubbare kleine Teil fehlt bei vielen gebrauchten Kameras oder ist beschädigt. Wichtig ist es aber, denn es verhindert das Zerkratzen von Brillengläsern. Es kann gegebenenfalls auch durch einen Kunststoffring ohne Glas ersetzt werden. Die Beschaffung des Originalteiles ist auch nicht ganz einfach.

4. Belichtungsmesser und Elektronik OK? Das auf die Schnelle zu prüfen ist nicht immmer möglich. Ob die angezeigten Belichtungszeiten plausibel sind, kann man mit einiger Erfahrung noch beurteilen. Auch angelaufene LCD-Displays sind leicht zu erkennen. Ob aber alle elektronischen Kamerafunktionen so laufen wie sie sollen, dazu bedarf es einer eingehenden und sorgfältigen Prüfung. Nichts für den Flohmarkt!

5. Gummibeschichtungen werden klebrig. Dieses Problem betrifft vor allem AF-Kameras wie z.B die Nikon F90. Diese Kameragehäuse haben zur Erhöhung der Griffigkeit eine Auflage aus gummiartigem Kunststoff. Durch irgendwelche chemischen Prozesse verändern sich die Eigenschaften dieser Gehäusebeschichtung im Laufe der Jahre. Die schlechte Nachricht ist: bisher gibt es offenbar kein Mittel dagegen – nur ein Austausch der alten Gummibeschichtung durch eine neue.

Innenleben einer Nikon FE

Innenleben einer Nikon FE

6. Muss man mechanische Kameras ab und zu ölen? Kommt drauf an. Nikon-Kameras sind prinzipiell so konstruiert, dass sie viele Jahre lang keiner zusätzlichen Schmierung bedürfen. Wenn allerdings durch feuchte Lagerung Korrosion im Inneren einsetzt, kann es doch mal sein, dass etwas fachgerecht geschmiert werden muss. Das sollte aber an den richtigen Stellen und mit dem richtigen Schmiermittel erfolgen. Der Laie sollte tunlichst die Finger davon lassen. M-Leicas sind da übrigens anders: die müssen regelmässig fachgerecht neu geschmiert werden.

7. Batteriefach sauber? Auch darauf sollten Sie achten. Grade wenn der Vorbesitzer seine Kamera jahrelang nicht benutzt hat, besteht die Gefahr, dass die Batterien ausgelaufen sind. Das darin enthaltene Elektrolyt kann nicht nur Kontaktschwierigkeiten verursachen, sondern auch Kamerateile beschädigen.

Aber auch der Erwerb eines gebrauchten Objektives hat so seine Tücken. Darauf sollten Sie achten:

8. Wie gut läuft der Fokus? Für eine sauber laufende Fokussierung befindet sich in den Helicoid-Schneckengängen der Objektive ein Schmiermittel, dass sich aber im Laufe der Jahre verändern kann. Je nach Lagerung oder Nutzung des Objektives kann es verharzen (dann läuft der Fokus sehr schwer) oder austrocknen (dann läuft der Fokus rauh und leicht). Abhilfe schafft hier meist nur eine Demontage und das richtige Schmiermittel. Keinesfalls sollte man mit dünnflüssige Ölen arbeiten, denn dann hat man bald folgendes Problem:

9. Verölte Blende? Manchmal macht sich das Schmiermittel im Objektiv selbstständig, sei es weil es zu dünnflüssig ist oder wenn das Objektiv falsch (z.B ständig im in der Sonne parkenden Auto) gelagert wird. Wenn es die dünnen Metallblättchen der Irisblende erreicht, werden diese verklebt und die Blende funktioniert nicht mehr richtig.  Dann muss alles demontiert und gereinigt werden – eine Arbeit für Fachleute. Typische Kandidaten für dieses Problem sind übrigens das Micro Nikkor 55/2,8 AIS und noch mehr das 35-70/3,3-4,5 AF.

Glaspilz (Fungus)

Glaspilz (Fungus)

10. Nebel- Fungus – Staub. Alles unschöne Dinge, wenn sie sich im Inneren eines Objektives befinden. Staub ist meist kein Problem, wenn es sich um einzelne Partikel handelt. Diese wirken sich nicht auf das Bildergebnis aus, siehe dazu auch hier. Stärker machen sich aber flächige Verschmutzungen bemerkbar, die das Objektiv bis zur völligen Unbrauchbarkeit beschädigen können. Eine Demontage und Reinigung ist oft wirtschaftlich nicht sinnvoll. Ein sehr verdächtiger Kandidat ist hierfür das Nikon AF-Zoom 35-70/2,8, dass oft von einer „nebligen“ Innenlinse betroffen ist. Ursache ist wohl ein Schmiermittel, dass Dämpfe emittiert, die sich auf der Linse niederlassen. Fungus ist ein Kapitel für sich. Dieser „Glaspilz“ tritt oft nach einer langen Lagerung in feuchter Umgebung auf („Kellerfund“), und ist oft überhaupt nicht zu beseitigen. Dass er allerdings „ansteckend“ sein soll, halte ich bei gegebener Hygiene für ein Märchen.

11. Kratzer? Oft sind Kratzer auf Objektiven so fein, dass man sie nicht gleich sieht. Wenn der Vorbesitzer seine Linsen mit einem nicht ganz sauberen Tuch bearbeitet hat, entstehen sogenannte „Putzspuren“. Auch wenn diese sich nur selten im Foto bemerkbar machen, stellen sie doch eine Wertminderung dar.

Eine ganze Menge Dinge gilt es also beim Kauf von gebrauchtem Fotogerät zu beachten. Wer keinen Nerv hat, sich mit anonymen ebay-Verkäufern herumzustreiten, sollte besser im Fachgeschäft kaufen. Am besten bei (ähem..) Nikonclassics. Dort können Sie sicher sein, gute und geprüfte Ware zu erhalten. Alles wird vor dem Verkauf sorgfältig gereinigt und bei Bedarf instandgesetzt. Die Lichtdichtungen und der Spiegeldämpfer werden in der Regel erneuert. Auf den detaillierten Fotos wird genau gezeigt, was Sie kaufen. Und wenn Ihnen etwas nicht gefällt, geben Sie es einfach zurück. Lesen Sie hier, was die Kunden dazu sagen. Kamerakauf ist Vertrauenssache!

10 Jahre Nikon F6 – Hightech mit „analogem Wechselsensor“

Dieses Jahr wird die Nikon F6 zehn Jahre alt. Ist es Zeit für eine F7? Wohl kaum, denn eine Weiterentwicklung wird es wahrscheinlich nie geben. Wozu auch? Die F6 ist die beste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt – behauptet zumindest der Nikon-Guru Ken Rockwell.

Was ist denn eigentlich dran an dieser legendären Kamera? Nun, ich will Sie nicht mit technischen Daten langweilen, die können Sie hier nachlesen. Aber ein paar Besonderheiten müssen doch erwähnt werden.

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Die F6 mit Ihrem Urahn Nikon F (1959)

Anders als ihre Vorgängermodelle der F-Reihe verfügt die F6 nicht über einen auswechselbaren Sucher. Das macht sie wesentlich kompakter als der klobige Vorgänger F5.

Der Verschluss der F6 ist deutlich leiser als der der F5, und die Kamera steckt voller Hightech. Volle Kompatibilität zum CLS-System zum Beispiel. FP-Kurzzeitsynchronistaion. Manuelle Objektive können – übrigens mit Color-Matrixmessung – im vollen Umfang verwendet werden. Auf Wunsch baut Nikon auch eine klappbare AI-Kupplung an, wie bei der F3 und der Df. Dann können auch die ganz alten nonAI-Nikkore verwendet werden. Und wie bei den grossen Digis können auch bei der F6 Brennweite und Lichtstärke von 9 manuellen Objektiven eingegeben und gespeichert werden.

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das rückwärtige LCD-Display erinnert an eine Digitalkamera

Das Highlight aber ist: die F6 speichert die EXIF-Daten! Ja, Sie lesen richtig. Ein interner Speicher kann die Belichtungsdaten von über 30 Filmen aufzeichnen. Diese können dann mittels des Datenlesegerätes MV-1 auf eine CF-Karte überspielt und später z.B. den Scans zugeordnet werden. Auf Wunsch können die Belichtungdaten aber auch auf den Filmsteg zwischen den Bildern (oder auch in die Bilder selbst) einbelichtet werden.

Es ist vielleicht gar nicht so falsch, die Nikon F6 als „Hightechkamera mit analogem Wechselsensor“ zu betrachten, als Werkzeug für Fotografen, die eigentlich digital arbeiten, aber ohne grosse Umstellung auch mal den Look von echtem Film brauchen. Aber noch ein anderer Aspekt spielt eine Rolle. Tomoshisa Ikeno aus der Entwicklungsabteilung der Nikon F6 sagte dazu: „Mit einer Digitalkamera kann man – übertrieben gesagt – unendlich viele Bilder schiessen, ganz anders als bei analogem Film. Man muss nicht zögern; einfach den Auslöser drücken, nachher kann man ja alles wieder löschen. Manche Fotografen lehnen aber diese Oberflächlichkeit ab. Sie suchen einen vorsichtigen und respektvollen Weg zum Foto. Sie schätzen das einzigartige Bild, um ihre Vision auf Film zu bannen.“

John Crane ist einer von ihnen. Der amerikanische Outdoor-Fotograf ist von der F6 so begeistert, dass er das Nikon F6 Projekt ins Leben rief: „Leute, der Film ist nicht tot. Er brauchte nur einen neuen Meister um den nächsten Level zu erreichen. Dieser Meister ist die Nikon F6.“

Aber wie lange wird es die F6 noch geben? Schon im Dezember 2008 meldete ColorFoto, die Nikon F6 werde nicht mehr gebaut, nur noch wenige Reststücke seien im Handel. Vor einigen Tagen teilte Nikon mir dagegen auf Anfrage mit, dass die F6 weiterhin produziert werde. Zu künftigen Planungen und Verkaufszahlen wollte man sich aber nicht äussern. Gerüchte besagen jedoch, das zwei Mitarbeiter im Nikon-Werk Sendai monatlich 50 Stück produzieren.

Sie wollen eine? Und zwar möglichst günstig? Schauen Sie mal im Nikonclassics Onlineshop. Vielleicht haben Sie Glück…